Neue Wege zur Kapitalbeschaffung

03.10.2024

Immer mehr mittelständische Unternehmen setzen auf digitale Finanzierungen. Die Trumer Privatbrauerei und QimiQ folgen dem Trend und starten Crowdfunding-Kampagnen – doch welche Risiken sind damit verbunden?

Die Trumer Privatbrauerei und der Sahnehersteller QimiQ greifen auf digitale Finanzierungsmodelle zurück, um ihre nächsten Expansionsschritte zu finanzieren. Was früher vor allem Start-ups vorbehalten war, hat sich mittlerweile auch für etablierte Unternehmen etabliert. Doch während digitale Finanzierung als flexibel und zugänglich beworben wird, wirft sie auch Fragen auf: Sind diese Modelle tatsächlich eine nachhaltige Alternative zu klassischen Finanzierungen?

Die Trumer Privatbrauerei (Bild) investiert unter anderem in eine neue Verladestraße. © ZT dunkelschwarz
Die Trumer Privatbrauerei (Bild) investiert unter anderem in eine neue Verladestraße. © ZT dunkelschwarz

Digitale Finanzierungen für etablierte Unternehmen

Zwei alteingesessene Salzburger Familienbetriebe haben entschieden, nicht mehr ausschließlich auf traditionelle Finanzierungsquellen zu setzen. Sowohl die Trumer Privatbrauerei als auch QimiQ führen ihre aktuellen Kapitalbeschaffungen über die Crowdinvesting-Plattform Conda durch. Für QimiQ war es bereits ein erfolgreicher Schritt: Mit 610.700 Euro von 260 Investoren sicherte sich das Unternehmen frisches Kapital. Auch die Trumer Privatbrauerei, die inzwischen zum vierten Mal diesen Weg geht, setzt auf die Plattform.

Der Hintergrund für diese Wahl liegt auf der Hand: Digitale Finanzierungen bieten einen direkteren Zugang zu potenziellen Kleinanlegern und schaffen eine Nähe zwischen Marke und Investoren. Rudolf F. Haindl von QimiQ: „Digitale Finanzierungsformen gehen über die Beschaffung von Geldmitteln hinaus. Sie bieten die Gelegenheit, Nähe zu schaffen – zur Kundschaft, zu Investoren und zur Region.“ Doch diese Nähe ist nicht ohne Risiko. Während Kleinanleger auf den Erfolg der Betriebe setzen, bleibt unklar, ob diese Art der Finanzierung langfristig stabiler ist als herkömmliche Modelle.

Rudolf F. Haindl von QimiQ (Bild links) mit Familie:
Rudolf F. Haindl von QimiQ (Bild links) mit Familie: „Digitale Finanzierungsformen schaffen Nähe“. © QimiQ Handels GmbH

Braufunding und Generationendenken bei Trumer

Seppi Sigl, Eigentümer der Trumer Privatbrauerei, sieht in der aktuellen „Braufunding 4.0“-Kampagne eine Fortsetzung der Unternehmensstrategie, die auf Nachhaltigkeit und langfristiges Denken setzt. Sigl erklärt: „Mit dem Braufunding 4.0 bieten wir Menschen die Möglichkeit, in eine starke regionale Wirtschaft zu investieren und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag für eine generationentaugliche Zukunft zu leisten.“ Die geplanten Maßnahmen, wie der Ausbau der Lagertankkapazitäten und die Senkung des CO2-Ausstoßes durch ein neues Kühlsystem, sollen die Brauerei für kommende Generationen fit machen.

Dabei setzt die Brauerei nicht nur auf ökologische Maßnahmen, sondern auch auf eine emotionale Bindung zu den Investoren. Durch die Möglichkeit, Zinsen in Form von Gutscheinen zu erhalten, die für Produkte und Dienstleistungen der Brauerei eingelöst werden können, wird ein engerer Bezug zur Marke geschaffen. Doch die Frage bleibt, ob diese Form der Rendite für Investoren wirklich attraktiv ist, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.

Seppi Sigl (Trumer):
Seppi Sigl (Trumer): „Wertvoller Beitrag für eine generationentaugliche Zukunft“. © TRUMER Privatbrauerei

Von Gutscheinen und Geldzinsen

Die Anleihe, die Trumer anbietet, hat eine Laufzeit von zehn Jahren, mit der Wahl zwischen zwei Renditeoptionen: 8% Verzinsung in Form von Gutscheinen für Trumer-Produkte und Dienstleistungen oder 5% in bar. Die Idee, eine emotionale Verbindung zur Marke zu schaffen, ist sicherlich eine interessante Strategie. Doch ob diese Gutscheine tatsächlich so attraktiv sind wie klassische Geldzinsen, muss sich erst zeigen. Schließlich sind Gutscheine nur dann von Wert, wenn sie auch genutzt werden können.

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