Das beste Pils für Österreichs Gastronomie
Erhöhte Pilsfrequenz: Märzen und Lagerbier sind mengenmäßig die unbestrittene Nummer eins. Doch bietet Pils in der Gastronomie eine hochwertige Ergänzung zu bestehenden Einser-Produkten. Wie man es einsetzt und davon profitiert, haben wir uns näher angesehen
Fragt man Betriebswirte nach dem Pareto-Prinzip, so kommt mit ziemlicher Sicherheit (wie aus dem Zapfhahn geschossen) die 80/20-Regel als Antwort: 80 Prozent des Umsatzes können mit nur 20 Prozent der Produkte gemacht werden. Für die verbleibenden 20 Prozent des Umsatzes benötigt man allerdings 80 Prozent der Produkte bzw. des Aufwandes – was auch mit deutlich mehr Arbeit verbunden ist.
Umgelegt auf die Schank und die Warengruppe Bier bedeutet das: Die Gastwirtin macht mit ihrem Einser-Bier (meist einem Märzen) 80 Prozent des Umsatzes. Der Rest kommt von anderen Produkten wie Pils, Weizen, Radler, Alkoholfrei und Co.
Schank-Ökonomie
Modernere Ökonomen als der 1923 verstorbene Vilfredo Pareto sehen das nicht so extrem. „Nischenprodukte statt Massenmarkt“, lautet da die Analyse im Hinblick auf eine sich ändernde (digitale) Ökonomie. Denn Nischenprodukte werden für aufgeklärtere und informierte Gäste deutlich interessanter.
Wie auch immer: Eine These, die wir vollinhaltlich unterstützen, vor allem weil Pils in Österreich auf jede Bierkarte gehört, auch wenn es in den meisten Fällen (noch) ein Schattendasein führt. Aktuelle Zahlen weisen dem Pils einen Marktanteil von rund zwei Prozent vom Gesamtbiermarkt aus. Ja, das ist weniger, als mit Radler umgesetzt wird.
Dennoch, es spricht nichts dagegen, neben einer Hauptsorte ein Pils (zusätzlich vielleicht ein norddeutsches Pils?), ein bayerisches Weizen und ein irisches Stout auf die Karte zu setzen – als Basisausstattung. „Der Gast, der kein Bierprofi ist, denkt in Kategorien“, sagt ÖGZ-Jurymitglied Michael Kolarik. Damit meint er die mentale Verbindung, die viele Gäste haben: Bei Weizen denken sie an Bayern, bei Stout an Irland und bei Pils oftmals auch an Norddeutschland. Vor allem für Betriebe ohne Biersommelier eine gute Lösung.
Wie schmeckt Pils?
Dass es in Österreich großartige Pilsbiere gibt, ist unbestritten. Deshalb haben wir uns auch heuer dazu entschlossen, diesen Bierstil in den Mittelpunkt unserer ÖGZ-Frühjahrsverkostung zu setzen: hellgoldene Farbe, grasig, trocken schlank, gerne auch rezenter. Das österreichische ist eine Abwandlung des norddeutschen Pils, soll heißen: Es ist milder, harmonischer, einfacher abgestimmt und somit trinkbarer.
Die ÖGZ-Sieger in der Kategorie Pils 2022
Uttendorf Pils: Die gastronomische Allzweckwaffe
Der meisterlichen Braukunst in Uttendorf seit 1600 verdanken wir ein Bier von edelster Brauart und feinwürzigem Geschmack. Die Brauerei und der dazugehörige Braugasthof werden mit viel Hingabe seit Generationen von der Familie Vitzthum geführt.
Kostnotiz: Reinweißer Schaum, strohgelb, blank: Schöner kann ein Pils nicht sein. In der Nase floral und zarte Veilchennoten! Dahinter versteckt sich aber trotzdem ein stiltypisches Hopfenaroma. Spritziger Antrunk, kühlende Säure. Geschmacklich dominieren immer Hopfennoten. Perfekt zu hellem Fleisch!
Braugasthof Vitzthum // Pils Vollbier / 4,9 % / 12° www.braugasthof-vitzthum.at
Reininghaus: Referenzpils holt ÖGZ-Gold
Die Erfolgsgeschichte von Gösser begann vor 160 Jahren. Auch in Sachen Nachhaltigkeit nimmt Gösser eine Vorreiterrolle ein, seit 2016 ist die Brauerei Göss die weltweit erste 100 % nachhaltige Großbrauerei. Dafür wurde die Brauerei Göss bereits mehrfach ausgezeichnet.
Kostnotiz: Schöne Schaumstabilität, helle, goldgelbe Farbe und strahlend blank. Ein klassischer, wunderbarer Pilsduft – die Hopfenaromatik dominiert. Schlanker Antrunk mit feiner Rezenz. Dominante Bittere, die aber sehr sauber ausfällt und nicht allzu lange nachhängt. Zum Schweinefilet mit Salbei ein Tipp!
Gösser Brauerei // Reininghaus Jahrgangspils / 4,8 % 11,3° / www.jahrgangspils.at
Stiegl: Schlank und mit Tiefgang – Gold
In der Salzburger Privatbrauerei stehen Qualität und perfekter Biergenuss seit jeher im Mittelpunkt. Und weil für Stiegl Bierbrauen bereits im Boden beginnt, widmet man sich auch intensiv dem Thema
Bodengesundheit oder wie man bei Stiegl sagt: Boden gut. Bier gut.
Kostnotiz: Das Auge trinkt mit: blankes, helles Strohgelb, wunderschön! Im Duft Zitronengras und getrocknete Marille. Sehr schlanker Antrunk, der von einem weichen Körper umgarnt wird. Früh gesellt sich die klassische, geradlinige Pils-Bittere hinzu. Im Abgang zart kräuterbetont. Pairing-Tipp: Baguette-Brötchen mit Mortadella.
Stiegl Brauerei zu Salzburg // Stiegl Pils / 4,9 % / 11,4° www.stiegl.at
Jever: Gold für den norddeutschen Klassiker
Als das Friesische Brauhaus zu Jever 1848 von Diedrich König gegründet wurde, war es nur eine von vielen Brauereien der Region. Der neue Eigentümer Theodor Fetköter begann damit, den kleinen Familienbetrieb in eine große Brauerei zu verwandeln, und spezielle Flaschen anzufertigen.
Kostnotiz: Die Nase ist vielversprechend: frischgemähtes Gras, fruchtiger, heubetonter Duft mit bereits präsenter Bittere. Schlanker Antrunk mit dezenten Malznoten. Eine schnelle, sich hinzugesellende Bittere, die markant und am Gaumen leicht kratzig ist. Sauber! Zum kalten Aufschnitt reichen.
Jever // Jever Pilsner / 4,9 % / 11,3° Vertrieb: www.delfabrokolarik.at