„Die Lage ist sehr angespannt!“
Exklusiv: wie ist die Lage in Russland? Die ÖGZ hat Gerald Böhm von der Österreich Werbung in Moskau via Videotelefonie erreicht:
Sie sind noch in Moskau, wie ist gerade das Leben und die Arbeit dort?
Gerald Böhm: Ich hänge derzeit sehr viel am Handy, um die neuesten Informationen zu bekommen. Viele Bekannte, Verwandte oder Freunde sind unmittelbar von der Situation betroffen und haben damit zu tun. Es gibt millionenfach verwandtschaftliche Bande zwischen Russland und der Ukraine. Das betrifft auch meine Familie, aber auch viele unserer ÖW-Partner hier in Russland.
Was bekommt die russische Bevölkerung vom Krieg in der Ukraine mit?
Da gibt es eine große Bandbreite. In den großen Städten konsumieren viele auch die internationalen Medien und haben ein sehr breites Bild. Aber das sind bei Weitem nicht alle. Russland ist ja ein so großes Land. Über die Gesamtbevölkerung ist es so, dass die meisten ihre Information aus den russischen Medien beziehen, die einer strengen Gesetzgebung unterliegen.
Sie bleiben vorerst in Moskau – oder wird die ÖW ihre Aktivitäten in Russland einstellen?
Wir bleiben bis auf Weiteres hier. Das Büro in Moskau soll weiter bestehen bleiben. Klarerweise ist das Ende dieses Konfliktes nicht absehbar. Normalerweise kommt der Tourismus in Russland nach Krisen aber wieder schnell in Gang. Natürlich ist das jetzt kein „Business as Usual“. Wir sind reaktiv für die Partner verfügbar und setzen jetzt keine Marketingaktivitäten oder Ähnliches.
Ihre Einschätzung: Wie wird dieser Krieg das Reisen verändern?
Der Konflikt in der Ukraine löst weltweit Betroffenheit aus. Nach zwei Jahren Pandemie gibt es grundsätzlich große Reiselust, die sich in den letzten Monaten auch in den Buchungen zeigte. Seit Beginn der aktuellen Krise hat sich diese Buchungsdynamik jedoch etwas verlangsamt. Wir sehen aktuell vereinzelte Stornierungen in den europäischen Nahmärkten und den USA. Aktuell haben wir bisher eine weitgehend stabile Nachfragesituation. Eine Herausforderung besteht angesichts der hohen Inflation insbesondere in CEE aber auch in Nordwesteuropa, die sich auf Reisevorhaben auswirken kann. Reisen nach Europa aus dem ostasiatischen Raum sind derzeit kaum möglich. Flüge nach Europa wurden beispielsweise aus Japan vollständig gestrichen. Kurzfristigkeit und Stornobedingungen bleiben relevant. Eine längerfristige Entwicklung ist derzeit nicht einschätzbar und abhängig vom weiteren Verlauf des Konflikts.