Franchise: Möglichkeiten und Grenzen
Nimm eine fertige Geschäftsidee und mach sie dir zu eigen. So funktioniert Franchise. Die ÖGZ hat recherchiert, was dabei die Vorteile sind, wann man lieber Einzelunternehmer bleiben sollte, und stellt innovative Gastro-Franchises vor

Was gibt es Besseres, als einzusteigen, wenn der Laden gut läuft? „Komm her, werde Teil unserer Erfolgsfamilie“, so werben die Großkonzerne McDonalds, Starbucks, Burger King oder Subway. Im deutschsprachigen Raum haben sich Franchise-Systeme wie der Neusiedler Starbucks-Konkurrent The Coffeeshop Company, die Kaffeehauskette Testa Rossa, Burgerista aus dem Hause Pizzamann, die Aida-Café-Konditoreien oder das Viva-Konzept bei OMV-Tankstellen etabliert, um nur einige zu nennen. Gegen eine Einstiegsgebühr und meist für den Abtritt eines Teils des Umsatzes ist man dabei. Eine Alternative für Wirte, die es satthaben, sich selbst Marketing- und Vertriebskonzepte zu überlegen?
Franchise nimmt eine gewisse Last ab. Doch auch nicht jeder ist geeignet, Franchise-Partner zu werden. „Es braucht Unternehmer, die davon überzeugt sind, dass sie in einem Netzwerk wirtschaftlich erfolgreicher arbeiten können, die bereit sind, Erfahrungswerte von anderen, in Form von Systemvorgaben, anzunehmen und eigene Informationen an Franchise-Kollegen weiterzugeben“, erklärt Waltraud Matrius im Gespräch mit der ÖGZ. Matrius kennt als Mitbegründerin des Franchise-Verbandes und Buchautorin („Fairplay Franchising“) die Franchise-Szene wie kaum sonst jemand. Es geht also um Teamplay. Das Mindset muss passen, um erfolgreich zu sein. Der individuelle Gestaltungsrahmen ist für den Unternehmer allerdings stets durch den Franchisegeber eingeschränkt.
In Österreich ist auch für Franchise-nehmer in der Regel eine Gastro-Konzession notwendig. Alles weitere Know-how vermittelt der Franchisegeber normalerweise im Rahmen einer Grundausbildung an den neuen Franchise-Partner und dessen Mitarbeiter. „Als persönliche Kompetenzen bringt ein zukünftiger Franchise-Partner idealerweise die Bereitschaft zum Netzwerken, die Bereitschaft, die Systemvorgaben des Franchisegebers aktiv an seinem Standort umzusetzen, sowie eine Leidenschaft zum Vertrieb mit“, erklärt Matrius.
Was es kostet
Egal ob Fixkosten oder die vom Umsatz abhängige variable Franchise-Fee: Der Franchisegeber hat die Aufgabe, dem Franchise-Interessenten eine Muster-Wirtschaftsplanung sowie Beispiel-Berechnungen zur Verfügung zu stellen, in denen alle Kosten und Erlöse berücksichtigt sind. „Dann ist es die Aufgabe des Franchise-Interessenten anhand der Muster-Wirtschaftsplanung seine persönliche Wirtschaftsplanung für seinen Standort zu erarbeiten“, sagt Martius. Meist wird auf fünf Jahre gerechnet und jährlich mit den erreichten Ist-Zahlen abgeglichen und somit die Planung für die nächsten Jahre erstellt.
Bindungen und Trends
Wie lange die Laufzeit von Franchise-Verträgen ist, hängt von der Investitionssumme für den Franchisepartner ab. Die Amortisation der Investition innerhalb der Laufzeit des Franchise-Vertrages muss möglich sein. „Wenn ein Franchisenehmer aussteigen will, liegt das sehr oft daran, dass er wirtschaftlich nicht erfolgreich ist“, erklärt Martius. In diesem Fall sei meist auch der Franchisegeber gerne bereit, die Partnerschaft aufzulösen.
In Österreich gibt es laut Franchise-Verband rund 500 Franchisegeber. Wie viele in der Gastronomie tätig sind, wurde zuletzt nicht erhoben. „Es ist aber wenig verwunderlich, dass im Gastro-Bereich derzeit Burgerkonzepte am Vormarsch sind“, erklärt Martius. Generell sei das Gastro-Franchising wachsend, da immer mehr Unternehmer erkennen, dass Gemeinsamkeit eine erfolgversprechende Stärke ist, meint sie. Für Franchise spricht jedenfalls, dass man auf bestehende Erfolgskonzepte setzen kann, eine gute Risikostreuung sowie gesicherte Absatzmärkte hat.
(Un-)Freiheiten
In seinem ursprünglichen Wortsinn heißt Franchise „Freiheit“. Doch sollte man sich nicht irreleiten lassen. Die Abhängigkeit von einem Unternehmen mit relativ wenig Mitspracherecht und der damit zusammenhängende verminderte Gestaltungsspielraum haben schon viele „waschechte“ und gestandene Unternehmer als Franchisenehmer verzweifeln lassen. Letztlich ist Franchise eine Typfrage, eine Art von Unternehmertum mit Leitplanken. Anbei folgen einige Franchise-Beispiele.
Kurt Frozen Yoghurt
Eisgekühltes Joghurt: genauso leicht, genauso gesund, wie normales Joghurt verspricht das Franchise-Konzept aus Wien. Derzeit gibt es Shops in der Bundeshauptstadt und Innsbruck. Aber die Zeichen stehen auf Expansion. Dafür sucht man Franchisenehmer. Dabei stehen grundsätzlich drei Modelle zur Wahl. Einerseits gibt es das Konzept der urbanen Vor-Ort-Präsenz, das mit einem mobilen Foodtruck funktioniert. Hier gibt es eine Mietvariante, bei der man ab einer Investitionssumme von 20.000 Euro dabei ist. Für einen richtigen Shop (siehe Bild) muss man mit etwa der zehnfachen Investsumme rechnen (siehe Rechnung unten).
Investitionssumme: 170.000 bis 220.000 Euro
Eintrittsgebühr: 20.000 Euro
Laufende Lizenzgebühr: 6 % des Umsatzes
Infos: www.kurtfrozenyogurt.com/de/franchising
I love Veggie Burger
„I Love Veggie Burger“ setzt auf gesunde und nachhaltige Ernährung und war 2014 das erste vegane Fresh-Food-Konzept am deutschsprachigen Markt. Es wird eine jüngere und urbane Zielgruppe angesprochen. Die Restaurants (mit Lieferservice) sind dementsprechend gestylt. Benötigt wird ein ebenerdiges Geschäftslokal, das entweder in einem noch konkurrenzlosen Gebiet oder in Zentrumsnähe steht. Die benötigte Geschäftsfläche ist sehr variabel und liegt zwischen 60 m² bis 500 m². Neben Warenwirtschaft und Einkauf werden die Franchisenehmer auch bei der Standortsuche und -analyse sowie der Einrichtungsplanung unterstützt. Es gibt Schulungen und Managementhilfen. Derzeit wird das Franchisesystem erst aufgebaut. Dem ersten Standort in Wien folgen derzeit Restaurants in Graz, Zürich und den deutschen Städten Leipzig und Öhringen.
Investitionssumme: 25.000 bis 150.000 Euro
Eintrittsgebühr: 15.000 Euro
Lizenzgebühr: 6 % des Umsatzes
Infos: www.veggie-burger.at/franchising
Bike Café
Ein Café auf Rädern. Der Barista kann den ganzen Tag lang ohne Strom- oder Wasseranschluss arbeiten, bis zu 15 Stunden. Pro Stunde können bis zu 160 Espressos zubereitet und verkauft werden. Die rollende Kaffeebar spricht in erster Linie ein hippes, urbanes und umweltbewusstes Publikum an. Das Bike Café spiegelt einen Franchise-Trend wider, dem auch andere Konzepte (wie etwa Coffee-Bike) folgen. Das Konzept ist auf größere Städte (ab ca. 40.000 Einwohner) zugeschnitten. Das polnische Franchise versucht nun, am österreichischen Markt Fuß zu fassen.
Investitionssumme: ca. 11.000 Euro
Eintrittsgebühr: keine
Laufende Lizenzgebühr: 0,15 Euro pro verkauftem Produkt
Infos
Aida
Unverkennbar in zartem Rosa gehalten, sind die Kaffee-Konditoreien aus Wien nicht wegzudenken. Mit 30 Filialen liegt der Fokus klar auf der Bundeshauptstadt. Aida ist 103 Jahre alt, bestand schon in der k. u. k. Zeit. Die Wiener Kaffeekultur verbreitet Aida aber auch nach Kroatien, Polen, China und Saudi-Arabien. Den Franchisenehmern werden eine präsente Marke und fertige Lokalkonzepte geboten. Ebenso diverse Schulungen sowie der Zugriff auf das in Wien erzeugte Produktsortiment. Die Größe der Lokale kann variabel gestaltet werden – zwischen zwei und 80 Mitarbeitern. Wobei pro zehn Tischen ein Mitarbeiter benötigt wird. Aida vergibt auch Master-Franchises – also Exklusivrechte für Gebiete oder Länder. Die „Sub-Franchisenehmer“ müssen sich dann z. B. der Preispolitik des „Masterfranchisenehmers“ anpassen. Auch für Österreich werden noch Franchisenehmer gesucht.
Investitionssumme: 150.000 bis 300.000 Euro
Einstiegsgebühr: ab 35.000 Euro
Lizenzgebühr: 5 % des Umsatzes
Werbebeitrag: 1 % des Umsatzes
Info
Yuyumi
Auf der Speisekarte stehen klassisch koreanische Gerichte wie Bulgogi, Bibimbap oder Bingsu sowie hausgemachtes Dim Sum und Korean Barbecues. Die Basis für die koreanische Wellness-Küche bilden zum Beispiel frische Peperoni, Schalotten, Ingwer, Sesamöl, Sojasauce sowie fermentierte Sojabohnen- und Chilipaste. Auch ein Catering- und Lieferservice zählen zum Geschäftskonzept. Erst Anfang 2016 eröffnete Yuyumi in Frankfurt sein erstes Lokal. Nun will man in Österreich durchstarten.
Investitionssumme: ca. 600 Euro pro m² des Geschäftslokals
Einstiegsgebühr: 25.000 Euro
Lizenzgebühr: 4 % des Umsatzes
Werbebeitrag: 1 % des Umsatzes
Info: www.yuyumi.de/franchise
The Italian
Was als klassisch italienische Kulinarik gilt, kommt bei The Italian auf den Tisch. Also Pizza, Pasta, Salate und natürlich Espresso. Derzeit gibt es fünf Restaurants in Österreich sowie eines in Armenien. Es wird weiter auf Expansion gesetzt. Hinter The Italian steckt übrigens derselbe Betreiber wie bei der Coffeeshop Company: Schärf aus Neusiedl. Coffeeshop Company hat in 28 Ländern mehr als 300 Filialen. Vom Franchisegeber aus dem Burgenland kommt ein durchdesigntes Restaurant, ein Zuliefernetzwerk mit Betonung auf Regionalität sowie diverse Marketingmaßnahmen. Benötigt wird ein Straßenlokal mit mindestens 300 m².
Investitionssumme: 500.000 bis 700.000 Euro
Einstiegsgebühr: 38.000 Euro
Lizenzgebühr: 5 % des Umsatzes
Werbebeitrag: 1 % des Umsatzes
Info: www.the-italian.at/franchise