Die Kulinarik stärken
Das Netzwerk Kulinarik arbeitet an einer besseren Zusammenarbeit zwischen Gastronomie und Landwirtschaft und vor allem an einer besseren Koordination der Vielzahl an kulinarischen Initiativen.
Christina Mutenthaler, die neue Chefin des Netzwerks Kulinarik in der Agrarmarkt Austria Marketing, hat keinen einfachen Job. Die AMA-Marketing hat vom Bundesministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit Anfang des Jahres den Auftrag bekommen, die Vielzahl an kulinarischen Initiativen in ganz Österreich an einen Tisch zu bringen, zu koordinieren und auf ein gemeinsames Regelwerk und System einzuschwören. Die Förderstrukturen sollen vereinfacht, die Qualität angehoben und das Marketing verbessert werden. Deshalb reist sie seit März dieses Jahres quer durch die Lande. Sie fragt immer wieder: „Wie können wir gemeinsam das Thema Kulinarik stärken? Was sind eure Probleme, eure Wünsche? Wie können wir die Zusammenarbeit verbessern?“ Sie fragt das Direktvermarkter, Manufakturen, Gastronomen und Hoteliers, Interessenvertreter, bestehende Vereine und Initiativen.
Markenstreit
Und das führt auch zu Konflikten – wie der aktuelle Streit zwischen der AMA und dem Verein Genuss Region Österreich um die Marke „Genuss Region Österreich“ zeigt. Das Landwirtschaftsministerium beauftragte Anfang 2019 die AMA-Marketing die „Genuss Region Österreich“-Marke im Rahmen des Netzwerks Kulinarik selbst zu managen. Der Verein kümmerte sich zuvor operativ um die Marke, die Dachmarke gehört aber seit Beginn der AMA-Marketing und dem Landwirtschaftsministerium. Momentan gibt es zwei verschiedene Auftritte der Genuss Regionen unter www.genuss-region.at und www.genussregionen.at, teilweise mit den gleichen Logos. Da kennt sich niemand mehr aus.
Nun hat die AMA-Marketing eine Markenschutz-Klage gegen den Verein eingereicht. „Konstruktive Gespräche blieben uns leider verwehrt“, sagte Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, kürzlich gegenüber der „Krone“. „Wir wollen uns die Verwaltung unserer Marke deshalb zurückholen, weil wir die zahllosen bäuerlichen Initiativen, die es in Österreich gibt, bündeln möchten. Nicht zuletzt haben Rechnungshof und Finanzprokuratur eine Konsolidierung im Kulinariksektor gefordert“, so Blass. Jetzt ist jede Genussregion eingeladen, unter dem Dach der AMA ihre Region zu vermarkten. Die AMA hilft den Genuss-
regionen dabei, ihre Produkte weiterzuentwickeln. Dafür gibt es so genannte Zukunftswerkstätten mit kostenlosem Coaching. Und staatliche Fördergelder.
Qualitätsversprechen
Das Netzwerk Kulinarik ist seit 1. Jänner eine neue Abteilung in der AMA-Marketing, damit keine neuen Strukturen – etwa IT, Buchhaltung, Personal – aufgebaut werden müssen. „Wir wollten bewusst keine neue Firma gründen“, sagt Christina Mutenthaler, die Leiterin des Netzwerks Kulinarik, gegenüber der ÖGZ. Man arbeitet an einer zentralen Datenbank, über die Gastronomen und Produzenten zusammenfinden können, und an einem bundesweiten Regelwerk, an dem sich jeder freiwillig beteiligen kann. So kann mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit garantiert werden.,
„Wir möchten bis 2020 ein durchgängiges, geprüftes Qualitäts- und Herkunftsversprechen mit Bezugsquellen für den Konsumenten etablieren“, sagt Mutenthaler. „Wir brauchen Leitplanken, innerhalb derer sich jeder auf seine Art zurechtfinden kann.“ Jedes Bundesland kann für sich selbst definieren, wo man konkret Schwerpunkte bei der Kulinarik setzen möchte. Aber gewisse Qualitätsstandards und Verfügbarkeiten müssen eingehalten werden. Mutenthaler geht es auch um eine Professionalisierung. Deshalb wird es hier regelmäßige Audits geben analog zum AMA-Gastrosiegel – nur mit vereinfachten, den aktuellen Anforderungen der Praxis angepassten Richtlinien und nur alle drei Jahre. „Das werden in erster Linie Beratungsgespräche sein“, sagt Mutenthaler. „Wer wirklich will, kann diese Standards leicht einhalten. Der Konsument fordert Transparenz und Glaubwürdigkeit. Und nur dann ist es legitim, dafür auch Steuergelder einzusetzen.“