Kreditbremse

Teurere Kredite: „Basel IV“ setzt Hotels unter Druck

Neue EU-Vorgaben erschweren Finanzierungen für Hoteliers – was jetzt zu tun ist.

Die Hotelbranche steht vor einer neuen Hürde: Mit „Basel IV“ verschärfen sich die Eigenkapitalanforderungen für Banken, wodurch Kredite für Hotels teurer und schwerer zugänglich werden. Was bedeutet das für Neubauten, Renovierungen und laufende Finanzierungen? Und welche Strategien helfen Hoteliers, sich anzupassen?

Teurere Kredite, strengere Vorgaben

Seit Jahresbeginn 2025 gelten mit „Basel IV“ neue EU-Regeln für Banken. Diese betreffen vor allem Immobilienfinanzierungen, deren Rückzahlung aus zukünftigen Cashflows erfolgt – ein Standardmodell in der Hotellerie. Die neuen Vorschriften bedeuten, dass Banken mehr Eigenkapital für Hotelkredite hinterlegen müssen.

„Für Hotel-Finanzierungen müssen Banken künftig höhere Eigenmittel hinterlegen, was Finanzierungskosten und Zinsaufschläge erhöht. Dies hat die unangenehme Folge, dass das derzeit sinkende Zinsniveau zumindest teilweise kompensiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Europäische Zentralbank (EZB) mit weiteren Zinssenkungen gegensteuert, die sich positiv auf den 3-Monats-Euribor auswirken könnten“, erklärt Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung.

Gravierende Auswirkungen für die Branche

  • Erschwerter Zugang zu Finanzierungen: Banken könnten sich aufgrund der strengeren Vorgaben bei der Kreditvergabe an Hotels zurückhaltender zeigen. Das betrifft sowohl Neubauprojekte als auch Modernisierungen.
  • Höhere Finanzierungskosten: Mehr Eigenkapitalanforderungen bedeuten höhere Zinsen oder strengere Kreditbedingungen.
  • Beeinträchtigung von Renovierungen und Qualitätsverbesserungen: Hotels, die stark auf Fremdkapital angewiesen sind, könnten durch erschwerte Finanzierungsbedingungen ausgebremst werden.
  • Wettbewerbsnachteil für kleinere Betreiber: Große Hotelketten haben oft alternative Finanzierungsquellen, während familiengeführte Häuser stärker unter Druck geraten.

Banken zögern, Hoteliers müssen reagieren

Ein weiteres Problem: Einige Banken haben die neuen Vorschriften noch nicht vollständig umgesetzt. Manche Institute haben bislang keine Finanzierungsangebote nach den neuen Bedingungen erstellt oder arbeiten noch an der Anpassung bestehender Verträge. Das birgt Unsicherheiten für Hoteliers und könnte sogar dazu führen, dass bereits abgeschlossene Kreditverträge nachträglich verändert werden.

Was können Unternehmer jetzt tun?

  • Alternative Finanzierungsmodelle prüfen: Beteiligungen oder institutionelle Investoren können helfen, die Abhängigkeit von klassischen Bankkrediten zu reduzieren.
  • Profit Management optimieren: Es reicht nicht mehr, nur die Umsätze zu steigern – auch die Kostenstruktur muss effizienter werden. Dazu gehören detaillierte Analysen der Ertrags- und Kostenstrukturen sowie der Einsatz relevanter Kennzahlen wie ProPOR (Profit per Occupied Room) und ProPAR (Profit per Available Room).
  • Datenbasierte Entscheidungen treffen: Die Analyse operativer und strategischer Kennzahlen ermöglicht es Hoteliers, ihre Wirtschaftlichkeit gezielt zu verbessern.

„Die Hotelbranche steht also vor großen Herausforderungen mit direkten Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Projekte. Unternehmer und Investoren sind gut beraten, ihre Performance- und Finanzierungsstrategien anzupassen und mit Banken in Dialog zu treten, um sich die bestmöglichen Konditionen zu sichern“, fasst Thomas Reisenzahn zusammen.

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