Bistro deppat!
Nur ein paar Schritte vom Wiener Karmelitermarkt entfernt hat letzten Herbst ein einladendes, helles Lokal neu aufgemacht – genau das Richtige für ein Frühstück.

Ein Croissant, ein Kipferl mit Marmelade, oder gleich ein großes Frühstück mit Ei? Dann hereinspaziert ins „Bistro deppat“. Wie sich herausstellt, trägt das Café den eigenwilligen Namen zurecht. Denn wenn der Wirt hier ein Full English Breakfast mit Würsteln und Speck, Baked Beans, Waffeln mit Früchten, Croissants, pikante Aufstriche und Frischkäse serviert, passiert es nicht selten, dass jemand sagt: „Bist du deppert, das ist gut!“ Obwohl alle Zutaten auf rein pflanzlicher Basis beruhen.
Wie man weiß, ist ein schönes Frühstück in gemütlicher Atmosphäre ein wahrer Luxus. Vor allem, wenn man sich vegan ernährt. Seit Rupert Tömböl und seine Frau Stella das hübsche Bistro im 2. Bezirk eröffnet haben, bleiben diesbezüglich wohl keine Wünsche mehr offen. Rupert arbeitete zwei Jahre als Koch, bevor er Lehramt in Mathematik und Physik studierte. Der Wunsch, ein eigenes Lokal zu eröffnen, begleitete ihn aber immer, und im vorigen Herbst war es dann so weit.
Die Entscheidung für ein Frühstückslokal folgte der eigenen Erfahrung, dass die Sparte in Wien unterrepräsentiert war. Dazu kamen persönliche Vorlieben: „Meine Frau frühstückt gerne, aber ein großes Frühstück zu Hause machen ist mühsam. Ich selbst gehe nicht gerne frühstücken, weil das Angebot nicht so toll, aber dafür teuer ist“, erzählt Rupert Tömböl. Daraus folgte die Erkenntnis: „Dann muss ich es halt selbst machen!“ Das hausgemachte Croissant spricht für die Entscheidung – und für den Bäcker. Auch Pancakes, Semmeln, Bananenbrot, Aufstriche und der „Feta“ überzeugen. Fast alle Speisen wie Joghurt, Frischkäse oder Beeren-Zwetschgen-Röster werden in der offenen Küche hergestellt. Transparenz ist wichtig.

Wurst ist Wurst
Nur die veganen Würstchen und der fleischfreie Speck werden zugekauft, da der Aufwand zu groß wäre. Die Lieferanten sind sorgfältig ausgewählt. Kritik an hochverarbeiteten veganen Produkten wirkt widersprüchlich – schließlich enthalten auch Fleischprodukte zahlreiche Zusatzstoffe. Auch Veganer*innen schätzen Convenience Food, da sie mit traditionellen Speisen aufgewachsen sind und pflanzliche Alternativen genießen.
So steht das English Breakfast seinem deftigen Vorbild in nichts nach. Baked Beans, gebratene Pilze und Tomaten, außerdem eine Wurst, ein Stück Speck. Manche Menschen, die gerne „echtes“ Fleisch essen, scheint das zu ärgern. Dann wird zum Beispiel kommentiert: „Du möchtest du ja Würstel essen, dann iss gleich ein Fleischwürstel!“ erzählt Rupert Tömböl. Er kennt diese Art von Gesprächen und kann sie nicht ganz nachvollziehen – denn man wird für die Entscheidung angegriffen, ein so genanntes „Ersatzprodukt“ zu wählen, „wo man Lebewesen schont und die Produktionskette reduziert. Viele wissen gar nicht, wie viel Arbeit und Leid darin steckt, Fleisch zu produzieren.“ Ein weiterer oft gehörter Kommentar lautet: „Vegan ist nur ein Trend“.

Rupert Tömböl beobachtet die Entwicklung schon einige Jahre. In seinem Umfeld ernähren sich sehr viele Menschen vegetarisch oder essen tatsächlich selten Fleisch. Immer mehr vegane Alternativen werden im Supermarkt angeboten. „Das ist auf jeden Fall der richtige Schritt. Es ist kein Trend. Ich habe das Lokal nicht eröffnet, weil es gerade cool ist, vegan und hip zu sein, sondern einfach, weil es notwendig ist. Ich glaube, es ist ein echter Umschwung.“ Die Reaktionen von Menschen, die zufällig ins Lokal kommen und erfahren, dass alles vegan ist, sind unterschiedlich. „Manche stehen auf und gehen, wollen gar nicht erst probieren, aber es gibt auch solche, die bleiben und dann überrascht sagen: ‚Wow, das war ja wirklich gut!‘ Das ist immer das Schönste!“
Mit 35 Sitzplätzen ist das Lokal schnell voll, so dass es sich empfiehlt, zu reservieren. Manchmal müssen Leute wieder gehen. Sie sind meist nicht beleidigt. „Oft haben wir von Leuten schon Sätze gehört wie: „Das freut mich, dass ein veganes Lokal so voll ist.“
www.bistrodeppat.at