Hoteliers rebellieren gegen Booking.com
Hunderte Hotels in Frankreich und Spanien haben Sammelklagen gegen Booking.com angestrengt. Der Vorwurf wiegt schwer.

Die Geduld ist am Ende. Hunderte Hotels in Frankreich und Spanien haben sich verbündet und ziehen vor Gericht. Im Visier: Booking.com. Der Vorwurf: Die Plattform habe sie jahrelang mit unfairen Klauseln gegängelt und dabei kräftig abkassiert. Jetzt fordern die Betriebe Schadenersatz – in Millionenhöhe. Es ist der Auftakt zu einem beispiellosen juristischen Gegenschlag der europäischen Hotellerie.
Die Sache mit der „Bestpreis“-Klausel
Im Kern geht es um eine Praxis, die Booking.com lange verteidigt hat: Wer dort gelistet ist, darf seine Zimmer nirgendwo günstiger anbieten – weder auf anderen Plattformen noch auf der eigenen Website. Diese „Bestpreisklausel“ sorgte für Ärger. Nun hat der Europäische Gerichtshof ein Machtwort gesprochen. Die Richter stellten klar: Solche Klauseln sind mit fairem Wettbewerb nicht vereinbar.
Genau das nehmen Hoteliers nun zum Anlass. Sie klagen auf Entschädigung – für entgangene Gewinne und überhöhte Provisionen. Einzelne Hotels hoffen auf sechsstellige Summen. Ketten rechnen mit Millionen. Und das ist erst der Anfang.
Allianz gegen einen Giganten
In Spanien hat die Hotelvereinigung AEDH gemeinsam mit der Kanzlei Eskariam den ersten Schlag geführt. Über 400 Hotels machen bereits mit. In Frankreich leitet Geradin Partners die Klage. Die Kanzleien arbeiten grenzübergreifend – mit Kollegen aus Italien und Portugal. Ziel ist klar: Druck machen, Kräfte bündeln, Booking.com in die Enge treiben.
Der europäische Dachverband Hotrec will noch weiter gehen. Er bereitet eine länderübergreifende Klage vor einem Gericht in den Niederlanden vor. In Deutschland unterstützt der Hotelverband IHA eine Klage von rund 2.000 Betrieben – hier steht das Landgericht Berlin im Fokus.
Unter Beobachtung
Booking.com steht seit Längerem im Visier der Behörden. Die EU-Kommission beobachtet die Plattform wegen ihrer Marktmacht. In Spanien hat die Wettbewerbsbehörde CNMC bereits eine Strafe von 413 Millionen Euro verhängt. Der Vorwurf: Marktmissbrauch. Booking.com legte Einspruch ein. Das Verfahren läuft.