Tirol trotzt der Winterflaute
Es war ein Winter der Gegensätze. Anfangs Pulverschnee und volle Betten, dann Flaute auf den Märkten – und doch bringt Tirols Tourismus eine stabile Saison über die Bühne.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie Schneemangel, später Osterferien und wirtschaftlicher Zurückhaltung liegen die Tourismuszahlen in Tirol nach fünf Monaten nur knapp unter dem Vorjahr. Die Zuversicht bleibt: Der Sommer verspricht neue Impulse.
Minus mit Ansage – und Hoffnung auf April
Bis Ende März zählte Tirols Tourismus 5,5 Millionen Ankünfte – ein Rückgang von 0,8 Prozent. Bei den Nächtigungen liegt das Minus bei 1,3 Prozent. Das klingt überschaubar, wird aber relativiert: Der April mit den Osterferien fehlt in der Bilanz. Ein Faktor, der am Ende wohl für ein ausgeglichenes Saisonergebnis sorgt.
„Kein Selbstläufer“
Dass es trotz Natur und Marktlaunen halbwegs rund lief, schreibt Tourismuslandesrat Mario Gerber dem Einsatz der Betriebe zu: „Die Branche unternimmt dafür großes Engagement. Dieses reicht von Anpassungsleistungen an den Klimawandel bis hin zu einem Veranstaltungsreigen, um die Nebensaison zu beleben.“ Der Tourismus bleibe gerade in ländlichen Regionen „alternativlos“.
Laut Berechnungen des MCI Tourismus liegt die Wertschöpfung der laufenden Wintersaison bei 3,6 Milliarden Euro – inflationsbereinigt nur 0,3 Prozent unter dem Vorjahr. Auch das Tourismusbarometer zeigt ein solides Bild: Sechs von zehn Betrieben sind mit dem Saisonverlauf zufrieden, fast ein Drittel sogar sehr zufrieden.
Deutsche schwächeln, Niederländer holen auf
Nicht alles verläuft gleichmäßig. Bei deutschen Gästen gab es ein deutliches Minus von 4,7 Prozent. Die Niederländer hingegen kamen stärker – plus 4,2 Prozent. Auch Gäste aus Österreich übernachteten häufiger (+2,2 Prozent). Bei den Unterkunftsarten wachsen vor allem gewerbliche Ferienwohnungen (+4,8 Prozent), während Hotels aller Kategorien Rückgänge melden.

„Skifahren plus“
Karin Seiler, Chefin der Tirol Werbung, betont die Anpassungsfähigkeit: „Skifahren bleibt das Kernprodukt des Tiroler Wintertourismus. Gleichzeitig kann das Angebot […] nicht mehr nur auf den Pistensport reduziert werden.“ Winterwandern, Wellness, Kulinarik – das sogenannte „Skifahren plus“ wird immer wichtiger.
Alois Rainer, Obmann der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Tirol, spricht Klartext: „Wir haben gewusst, dass die heurige Saison angesichts dieser Ferienlage keine einfache wird.“ Der Konsum sei gebremst, Preissteigerungen ließen sich nicht voll weitergeben. Nur 40 Prozent der Betriebe konnten höhere Kosten gänzlich an ihre Gäste weitergeben – ein Drittel gar nicht.
Trotzdem sieht Rainer Grund zum Optimismus: „Dass unsere Branche trotz dieser Herausforderungen so erfolgreich ist, zeigt einmal mehr das Engagement und Qualitätsstreben der Betriebe.“
420.000 Stimmen – und der Tenor ist positiv
Ein digitales Stimmungsbild liefert eine Analyse von 420.000 Gästebewertungen auf Onlineplattformen: 84 Prozent sind positiv, 14 Prozent negativ. Ein starkes Signal für den Kurs der Branche.
Was bringt der Sommer?
Der Blick nach vorne stimmt hoffnungsvoll. Drei Viertel der Betriebe zeigen sich mit der Buchungslage für den Sommer zufrieden. Besonders erfreulich: 92 Prozent der deutschen Gäste sehen die Sommersaison gleich gut oder besser als im Vorjahr. Die Preisentwicklung spricht ebenfalls für ein gutes Geschäft – in allen Kategorien werden höhere Zimmerpreise erwartet.
Auch wirtschaftlich ist der Sommer für viele ein Lichtblick: Rund die Hälfte der Betriebe plant mit einem stabilen Ergebnis, 28 Prozent rechnen mit einem Umsatzplus.