Arbeitsmarkt am Limit – warum man jetzt handeln muss
Während die Politik über Bankenabgaben und Zölle debattiert, droht Österreichs Wirtschaft an einer ganz anderen Front auszubluten: Die Hotellerie schlägt Alarm.

Während sich die Regierungsverhandler über Bankenabgaben und Zölle streiten, brennt in einer anderen Ecke der Wirtschaft längst der Hut: 57,5 Prozent der offenen Stellen entfallen auf Dienstleistung und Handel. Das zeigt die aktuelle Arbeitsmarktstatistik der Statistik Austria. Ein alarmierendes Signal, das nach Lösungen schreit – doch in den politischen Verhandlungen wird es kaum beachtet. Die ÖHV fordert nun ein radikales Umdenken.
Ein Standort in der Krise?
„Aber alles, was wir diskutieren, sind Bankenabgabe und Zölle“, wundert sich ÖHV-Präsident Walter Veit. Für ihn steht fest: Wer über den Wirtschaftsstandort Österreich spricht, kann Dienstleistung und Tourismus nicht ignorieren. Die Zahlen geben ihm recht. Während Industriebetriebe lautstark über Standortnachteile klagen, kämpfen Hotellerie und Gastronomie mit einer immer größer werdenden Lücke am Arbeitsmarkt.
Die Situation sei nicht nur eine Herausforderung für Unternehmer:innen, sondern auch für Gäste, betont Veit: „Weniger Personal bedeutet schlechteren Service – und das in einem Land, das vom Tourismus lebt.“
Lösungen liegen auf dem Tisch – doch die Politik zögert
Die ÖHV hat konkrete Vorschläge, um den Druck aus dem Arbeitsmarkt zu nehmen – und das nicht nur für den Tourismus. Die Forderungen umfassen steuerliche Erleichterungen für Arbeitnehmer:innen, flexiblere Regelungen für Pensionist:innen und eine gezieltere Förderung von Ganzjahresarbeitsplätzen.
Hier die zentralen Punkte:
- die Senkung des höchsten angewendeten Lohnsteuersatzes für Vollzeitarbeitende
- steuerfreie Überstundenzuschläge
- steuerfreie Prämien bis zu 3.000 Euro pro Jahr, wertgesichert
- Steuerfreibeträge für geldwerte Vorteile aus Arbeitsverhältnissen, wertgesichert
- Streichung von Sozialversicherungsbeiträgen für Trinkgelder und Servicepauschalen
- Streichung von Lohnsteuer und Dienstnehmerabgaben bei Zuverdienst in der Alterspension
- Förderung von Lohnnebenkosten in der Zwischensaison für mehr Ganzjahresarbeitsplätze
„Die Arbeitsmarktstatistik kommt genau rechtzeitig, damit die Regierungsverhandler erkennen: ‚Nicht weiter wie bisher‘ muss genau hier anfangen!“, appelliert Veit.

Regierungsverhandlungen auf der Zielgeraden – oder doch nicht?
Die Forderungen der ÖHV kommen in einer entscheidenden Phase: Die Verhandlungen über eine mögliche Regierung aus FPÖ und ÖVP laufen auf Hochtouren.
Doch wenn Österreich ein Wirtschaftsstandort mit Zukunft bleiben will, darf es sich nicht nur um Banken und Exporte drehen.