Das Schwedenhotel in Matrei
Das Goldried Hotel in Matrei in Osttirol steht seit fast 40 Jahren. Vor kurzem hat es um 7 Millionen Euro eine neue Spa-Landschaft erhalten. Mit 500 Betten ist es eines der größten Hotels Tirols und es gehört 450 schwedischen Familien.

Die Geschichte des Hotels Goldried in der Osttiroler Marktgemeinde Matrei sucht ihresgleichen. In Osttirol wird der Betrieb im Volksmund einfach „Das Schwedenhotel“ genannt. Es war eine kleine Sensation als Anfang der 1980er-Jahre der damalige Matreier Bürgermeister Florian Köll zwei finanzstarke Schweden in den Ort holte, die der Tourismusentwicklung der Osttiroler Gemeinde einen kräftigen Schub verpassen sollten. So wurden 1981 die Goldried-Bergbahnen eröffnet und mit dem Hotelbau begonnen. Die Fertigstellung der ersten Baustufe mit 31 Appartements erfolgte im Jahr 1982. Von 1983 bis 1984 wurde die Parkgarage mit 19 kleinen Appartements überbaut und gab dem Gesamtkomplex den Anschein eines kleinen „Schlosses“.
Groß, aber keine Bettenburg
Im Jahr 1990 wurden zusätzlich 13 Suiten und 52 Zimmer gebaut. Insgesamt stehen ab diesem Zeitpunkt 115 Zimmer und Appartements mit insgesamt bis zu 540 Betten zur Verfügung. Die 63 Appartements in der Größe zwischen 45 und 90 m² sind mit Sauna, Kamin, Küche oder Kochnische sowie Balkon oder Terrasse ausgestattet. Die 52 Zimmer verfügen über Bad, WC und immer Balkon oder Terrasse. Es gibt zwei Restaurants für Frühstück, Halbpension und À-la- carte-Betrieb sowie eine Pia-no-Bar. Eine Besonderheit ist die hoteleigene Standseilbahn, mit der die Tiefgarage an der Bundesstraße mit dem Hotel, das sich ein paar hundert Meter oberhalb am Hang befindet, angebunden ist. Bis 1990 wurden insgesamt 18 Millionen Euro in den Hotelkomplex investiert.
Dann kam die Krise
Ganz Osttirol schaute damals neidvoll nach Matrei. Das Goldried Hotel war das größte im ganzen Bezirk und nach dem Interalpenhotel das zweitgrößte von ganz Tirol. Doch ein paar Jahre später wurde die steile Aufwärtsentwicklung des Tourismus in Matrei abrupt gebremst. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre kamen die Gesellschaften des schwedischen Tourismusunternehmer ins Trudeln und schlitterten schließlich in die Insolvenz. Zur Gruppe gehörte unter anderem auch das Grand Hotel in Zell am See. Nach dem Konkurs wurde das Imperium aufgeteilt. Die Goldried-Bergbahnen schnappte sich der Zillertaler Liftkaiser Heinz Schultz. Das Goldried-Hotel wurde 1997 von seinen Stammgästen vor der Pleite gerettet und von der Bank zurückgekauft. Insgesamt beteiligten sich 450 schwedische Familien an dieser Rekonstruktion. Seit damals ist die gebürtige Schwedin Camilla Köll auch die Geschäftsführerin des Hotels. Sie war schon 1983 als Rezeptionistin nach Osttirol gekommen. Sie hat in ihrer Heimat Betriebswirtschaft und Tourismus studiert. In Matrei hat sie auch ihr privates Glück gefunden und einen Einheimischen geheiratet. Ihr Sohn Alexander Köll ist übrigens erfolgreicher Skirennläufer, der gebürtige Osttiroler fährt allerdings unter schwedischer Flagge.
Stammgäste waren die Rettung
Camilla Köll konnte auf eine hohe Zahl von treuen Stammgästen aus Schweden setzen und das Hotel rasch wieder auf Erfolgskurs führen. Doch die Jahre gingen am Hotel natürlich nicht spurlos vorüber, und es standen Ersatzinvestitionen und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung im Hause an. 2013 übernahm die schwedische Familie Schönhult die Mehrheit an den Anteilen der schwedischen Muttergesellschaft der Hotel Goldried GmbH, und es folgten die ersten Renovierungsarbeiten. „Wir haben das riesige Glück, dass die Familie Schönhult eine persönliche Beziehung zum Hotel hat und es nicht als reines Investionsobjekt sieht“, erklärt Camilla Köll: „Carinna und Magnus Schönhult sind als Kinder in den Ferien immer im Hotel gewesen und praktisch im Hotel aufgewachsen, und sie stehen damit voll hinter der Weiterentwicklung des Hotels.“ 2013 wurden 41 Zimmer komplett neu eingerichtet, das alte Schlüsselsystem durch Keycards ersetzt und in sämtlichen Zimmer ein mulitfunktionales Hotelinfosystem installiert. Des Weiteren hat man den Rezeptionsbereich neugestaltet und um einen Spielbereich für Kinder erweitert.
Einen großen Investitionsschritt und auch eine starke Angebots-Aufwertung erfuhr das Hotel mit der Errichtung der über 1,000 m2 großen Wellnessanlage mit Indoor- und Outdoor-Pools, Wirlpools, Kinderbecken sowie Saunalandschaft. Die Arbeiten am Poolbereich gestalteten sich besonders aufwendig, da diese teilweise in den Fels gebaut werden wussten. Die Kosten für den neuen Bereich beliefen sich auf 7 Millionen Euro.
Mit 70.000 Jahresnächtigungen ist das Goldried nach wie vor einer der größten und wichtigsten Beherbergungsbetriebe Osttirols. Für die Zukunft des Schwedenhotels schaut es auch ziemlich gut aus. Viktoria Köll, die Tochter der jetzigen Geschäftsführerin, hat eine auszeichnete touristische Ausbildung und ist nicht abgeneigt, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, und das Verhältnis zu den Mehrheitseigentümer ist sehr freundschaftlich.
Text: Dieter May-Hassler, Matrei
Chronologie
Hotel Goldried
1981 Baubeginn
1982: 31 Appartments fertig
1983/84 Überbauung der Parkgarage mit 19 Appartments
1990 13 Suiten und 52 Zimmer
Ab 1995 Turbulenzen und Insolvenz
1997 Rettung durch Investion von 450 Familien
2013 Übernahme der Anteilsmehrheit durch Familie Schönhult
2013 41 Zimmer umgebaut und weitere Umbauten im Hotel
2018 Neue SPA-Anlage und Pools