Löwenstarke Übergabe in Leogang

Oft scheitern interne Betriebsübergaben in der Hotellerie an emotionalen Hürden, schlechter Planung oder fehlender Kommunikation. Elisabeth Madreiter vom Hotel „Der Löwe“ aus Leogang zeigt, wie man ein Familienhotel in die Zukunft führen kann.

Die Betriebsübergabe in der Hotellerie ist eine der größten Herausforderungen, denen sich Familienbetriebe stellen müssen. Laut Tourismusberatung Prodinger stehen in den nächsten zehn Jahren tausende der rund 6300 österreichischen Hotels vor diesem Schritt. Dabei scheitern über 40 Prozent der Übergaben – oft, weil die Planung zu spät beginnt oder grundlegende Aspekte übersehen werden.

Elisabeth Madreiter, 24 Jahre alt, hat mit der ÖGZ über ihre persönliche Reise zur Übernahme des Familienhotels „Der Löwe“ im Salzburger Leogang gesprochen: „Mit 19 wollte ich das alles nicht mehr. Ich habe den Druck gespürt und meinen Eltern gesagt, dass sie eine andere Lösung finden müssen.“ Während ihrem Tourismus Studium am MCI Innsbruck und einigen Auslands-Erfahrungen außerhalb des Familienbetriebs fand sie jedoch ihre eigene Motivation, den Betrieb weiterzuführen – auf ihre Weise.

Nachhaltigkeit und ein Zukunftsplan

Die zukünftige Hotelière hat eine klare Vision für das Haus entwickelt: „Wir wollen mit unserem löwenstarken Team, den Einheimischen und unseren Gästen die Welt rund um Leogang nachhaltig bereichern.“ 2024 wurde das Slow Travel Hotel erneut mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Auch das EU-Ecolabel und die Blaue Schwalbe zählen zu den Abzeichen. Pro Verzicht auf die Zimmerreinigung wird ein Baum in der Region gepflanzt und Solarenergie und Erdwärme wird bereits stark genutzt. Ein weiteres Ziel: volle Energieautarkie. Gäste, die mit dem Zug anreisen, erhalten zudem einen Umweltbonus, und vor Ort setzt das Hotel auf Elektro-Shuttles.

Auch die Küche des Hauses spiegelt ihre Werte wider. Regionale Pinzgauer Spezialitäten, Wild aus der Umgebung und selbst organisierte Kaiserschmarrnkurse für Gäste sollen das Erlebnis im Hotel einzigartig machen. „Essen war in unserer Familie schon immer das Wichtigste“, betont Elisabeth Madreiter. Dieses kulinarische Erbe will sie bewahren und zugleich neue Akzente setzen.

(c) Hotel Der Löwe Leogang
(c) Hotel Der Löwe Leogang

Modernisierung und Mitarbeiterfokus

In der Digitalisierung sieht die 24-Jährige eine große Chance, den Betrieb effizienter zu gestalten. Eine neue Gäste-App sowie ein neues Hotelprogramm und Kassensystem werden demnächst eingeführt, um den Ablauf weiter zu verbessern. Das erleichtert Buchungen und Check-ins. Doch trotz aller digitalen Fortschritte möchte sie traditionelle Werte hochhalten: „Printprodukte gewinnen teilweise auch wieder an Bedeutung, deswegen haben wir für unsere Stammgäste ein neues Stempelheft mit Erinnerungsfoto eingeführt.“

Besonderen Wert legt sie auf die Wertschätzung ihrer Mitarbeiter. Neben kostenlosen Unterkünften, Verpflegung und Freizeitangeboten wie E-Bikes und Bergbahntickets stehen flache Hierarchien und offene Kommunikation im Mittelpunkt. „Die Mitarbeiter liegen mir sehr am Herzen. Ohne sie würde gar nichts funktionieren.“

Leogang, bekannt für den größten Bikepark Österreichs und als Ganzjahresdestination, bietet ideale Voraussetzungen für die Pläne der Unternehmerin. Dennoch sieht Elisabeth Madreiter Potenzial für weitere Entwicklungen, insbesondere in der Bespielung der Nebensaison. „Leogang verbindet Action und Ruhe perfekt. Unser Hotel soll der Treffpunkt für Gäste und Einheimische sein“, beschreibt sie die Rolle des Hauses in der Region. Mit einem geplanten Markenrelaunch und vielen Ideen will Elisabeth Madreiter das Hotel in eine neue Ära führen. Die Familientradition bleibt dabei ein fester Bestandteil: „Ich freue mich darauf, alles, was ich mir vorstelle, umsetzen zu dürfen.“

Tourismus To Go: Hier geht es zur Podcastfolge mit Elisabeth Madreiter

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