Spitzengastronomie ist kein Streichelzoo
Sternekoch Konstantin Filippou steht im Kreuzfeuer der Kritik. Doch was ist dran an den Vorwürfen? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Hier wird eine ganze Branche an den Pranger gestellt.
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Die Spitzengastronomie ist ein raues Pflaster. Wer hier bestehen will, braucht Talent, Disziplin und ein dickes Fell. Doch immer wieder versuchen Außenstehende, dieses Geschäft mit Maßstäben zu bewerten, die nicht zur Realität passen. Der aktuelle Sturm der Entrüstung um Sternekoch Konstantin Filippou ist ein Paradebeispiel dafür.
Ihm wird in der WZ vorgeworfen, in seiner Küche ein raues Klima zu pflegen – mit lautem Ton, harter Kritik und großem Druck. Genau das, was in jeder Spitzenküche seit jeher üblich ist – manchmal weniger, manchmal mehr. Doch anstatt zu fragen, warum das so ist, wird skandalisiert. Eine Hexenjagd, die weder den Betroffenen noch der Branche hilft. Wer in in der Spitzengastronomie arbeitet, weiß, worauf er sich einlässt: höchste Ansprüche, gnadenlose Präzision und eine Hierarchie, die funktionieren muss. Dass dabei auch mal ein scharfes Wort fällt, ist kein Geheimnis – sondern Teil des Jobs.
Perfektion hat ihren Preis
Filippou wird nicht nur vorgeworfen, in der Küche laut zu sein. Angeblich soll er Lebensmittel einkaufen, die nicht den Standards entsprechen, die sein Restaurant nach außen hin verspricht. Doch bis jetzt gibt es dafür keine Beweise. Keine Dokumente, keine glaubwürdigen Quellen, keine handfesten Belege – nur anonyme Vorwürfe, die sich leicht in den Raum stellen lassen, aber schwer zu überprüfen sind.
Der Koch selbst weist die Vorwürfe entschieden zurück: „Wir betreiben keinen Etikettenschwindel, wir verwenden auch keine Fake-Zutaten.“ Seine Küche arbeite mit höchster Transparenz, betont er. Wo es Klärungsbedarf gebe, werde dieser sofort angegangen: „So haben wir etwa Produkte, die nicht korrekt auf unserer Website aktualisiert wurden, sofort korrigiert und berichtigt.“ Dass die Berichterstattung diese Korrekturen nicht berücksichtigt hat, spricht für sich.
Was viele vergessen: Jedes Spitzenrestaurant arbeitet mit kalkuliertem Einkauf. Frische, Qualität und Wirtschaftlichkeit müssen in Einklang gebracht werden. Filippou führt eines der besten Restaurants des Landes – zu glauben, er würde seine eigene Reputation mit minderwertigen Produkten aufs Spiel setzen, ist absurd. Es wäre Selbstsabotage auf höchstem Niveau.
Kritik oder Kampagne?
In der Berichterstattung zu diesem Fall zeigt sich ein bekanntes Muster: Einmal losgetreten, verselbstständigt sich die Empörung. Medien greifen ungeprüfte Anschuldigungen auf, Berichte zitieren einander, und am Ende bleibt vor allem ein Eindruck hängen – ob gerechtfertigt oder nicht.
Filippou selbst ist um Aufklärung bemüht: „Wir haben vor einigen Wochen den Journalisten der WZ in einem guten, 2-stündigen Gespräch persönlich Rede und Antwort gestanden. Wir haben alle uns gestellten Fragen offen beantwortet und vieles er- und aufgeklärt. Es sind nach diesem Gespräch keine Fragen offen geblieben.“
Stattdessen wird das Bild einer Branche gezeichnet, die außer Kontrolle geraten sei. Dabei ist Filippou längst dabei, seinen Betrieb weiterzuentwickeln – unabhängig von medialem Druck: „Bereits mit Jahresanfang 2025 hat unser Restaurant auf eine 4-Tage-Woche umgestellt. Auch unsere Küchenzeiten haben wir angepasst und diese verkürzt“, schreibt er auf Instagram.
Die Realität ist: Eine Küche, die auf höchstem Niveau kocht, funktioniert nicht mit Samthandschuhen. Wer mit den Besten arbeiten will, muss mitziehen. Harte Worte sind kein Missstand – sie sind oft der Preis für Perfektion. Und wer das nicht akzeptieren will, sollte sich fragen, ob er am richtigen Ort ist.