„Tiroler Weg“ zu mehr Tourismus-Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit
25.04.2023

Die Winterzahlen sind noch nicht auf „Vor-Corona-Niveau“. Bei Nächtigungen und Ankünften gibt es noch ein klares Minus. Wie sehen die Prognosen aus?

Bild oben: WK-Spartenobmann Alois Rainer, Tourismuslandesrat Mario Gerber und Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler präsentierten die Winterbilanz 2022-23.

Mit dem sogenannten „Tiroler Weg“ soll jetzt jedenfalls verstärkt in Richtung mehr Nachhaltigkeit abgebogen werden. Denn die wesentlichen Kennzahlen sind, obwohl die Touristiker und politisch Verantwortlichen von einer „soliden Wintersaison“ sprechen, nicht unbedingt berauschend: Es waren 23,2 Millionen Nächtigungen und damit ein Minus von 6,8 Prozent, 5,1 Millionen Ankünfte und damit ein Minus von 7,4 Prozent und auch bei der Wertschöpfung für die Region galt es Abstriche zu machen: Mit 3,5 Milliarden lag man um 6 Prozent unter 2018/19.

Mario Gerber: „Tourismus und Nachhaltigkeit gehören zusammen“. © Tirol Werbung / Emanuel Kaser
Mario Gerber: „Tourismus und Nachhaltigkeit gehören zusammen“. © Tirol Werbung / Emanuel Kaser

Der „Tiroler Weg“: Ein Produkt der Corona-Krise

Kurzer Rückblick: Der „Tiroler Weg“, ein Grundlagenpapier, war vom damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ausgerufen worden, nachdem es in Corona-Zeiten zu Zerwürfnissen wegen der vermeintlichen Höher-Schneller-Weiter-Mentalität in den Tiroler Alpen gekommen war. Dieser neue Weg, der Qualität über Quantität stehen wollte, sah unter anderem eine Bettenobergrenze bei Hotel-Neubauten vor, wollte die regionale Landwirtschaft stärker in das Tourismusgeschehen einbinden und ganz generell mehr Nachhaltigkeit ins Tourismus-Spiel bringen.

Dieser „Tiroler Weg“ laufe jedenfalls im Hintergrund seiner Überlegungen und Entscheidungen „stets mit“, sagte dann auch Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Mario Gerber (ÖVP) in Innsbruck. „Tourismus und Nachhaltigkeit gehören zusammen“, betonte der Landesrat dort. So gebe es beispielsweise ein „Nachhaltigkeitskompetenzzentrum“ und auch beim „Future Lab“ werde über besagtes Thema ausgiebig nachgedacht: „Dort fragen wir uns etwa, was im Tourismus in Tirol in 10 Jahren sein wird und räumen auch dem Thema Mobilität viel Raum ein“.

Dialog und Klimaanpassungsstrategien

Wichtig sei ihm außerdem, dass es einen „Dialog im Ökosystem Tourismus“ gebe, der mit der Federführung der Tirol Werbung regelmäßig über die Bühne gehen soll. „Dazu sind sowohl tourismuskritische als auch tourismusfreundliche Menschen zum Austausch eingeladen“, betonte Gerber.

Die damit angesprochene Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, betonte ebenfalls die hohe Relevanz des Thema Nachhaltigkeit. Man arbeite an „Klimaanpassungsstrategien“ und diskutiere weiters gerade unter anderem mit dem Alpenverein, mit Seilbahnen und Tourismus-Experten. „Wir maßen es uns nicht an, solch komplexe Herausforderungen allein als Tirol Werbung zu lösen“, betonte sie die Team-Arbeit dahinter.

Einen weiteren wichtigen Punkt, der auch im Papier „Tiroler Weg“ angeführt sei, sei das Schließen der Lücken in Lieferketten: „Wir kooperieren mit der Landwirtschaftskammer Tirol und der Agrarmarketing Tirol daran, die Ketten von lokalen Produzenten zu den Hotels zu verbessern“. Auch die „letzte Meile“ und ganz generell das Thema „Öffentliche Verkehrsmittel“ stehe ganz oben auf der Prioritätenliste“, erklärte die Geschäftsführerin.

Karin Seiler:
Karin Seiler: „Wir arbeiten an Klimaanpassungsstrategien“. © Tirol Werbung / Emanuel Kaser

Mehr Infrastruktur und „soziale Nachhaltigkeit“

Fakt sei aber, dass es hier noch mehr „Infrastruktur“ brauche, denn der „Tiroler Weg“ sehe es eigentlich in Zukunft vor, dass bis zu 20 Prozent der Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. „Das wäre wichtig, denn bis zu 70 Prozent des Co2-Ausstoßes ersteht durch die An- und Abreise“, erklärte Seiler. Derzeit liege man bei etwa 5 Prozent „Öffis“, es gebe also noch Verbesserungsbedarf.

Einen solchen sah sie auch im Bereich der „sozialen Nachhaltigkeit“, also in Sachen Bezahlung der Tourismus-Mitarbeiter und dem sozialen Umgang mit diesen. „Unseren Gästen wird das immer wichtiger,“ hielt sie fest. Obwohl man da, schob sie schließlich doch noch nach und schloss ihr Statement, in diesem Bereich in Tirol schon „weit vorne“ sei.

Text: Markus Stegmayr

Spartenobmann Alois Rainer: „Die Hälfte der Unterkunftsbetriebe geht davon aus, das Umsatzergebnis vom Vorjahr halten zu können.
Spartenobmann Alois Rainer: „Die Hälfte der Unterkunftsbetriebe geht davon aus, das Umsatzergebnis vom Vorjahr halten zu können.“ © Tirol Werbung / Emanuel Kaser

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