Komoot-Übernahme: Was das für den Tourismus bedeutet
Die Outdoor-App gehört nicht mehr den Gründern – und das dürfte Folgen haben. Die deutsche App zur Routenplanung geht an ein Tech-Unternehmen aus Italien.

Die deutsche App Komoot wechselt den Besitzer. Der Outdoor-Routenplaner mit weltweit rund 45 Millionen Nutzern gehört künftig der italienischen Firma Bending Spoons. Das berichtete das Handelsblatt. Für Touristiker stellt sich nun die Frage, wie sich der Wechsel auf das Geschäftsmodell mit Destinationen auswirken könnte.
Schaufenster für Tourismusregionen
Komoot hat sich in den letzten Jahren als Partner vieler Tourismusverbände etabliert. Der Dienst bietet nicht nur Routenvorschläge, sondern stellt auch ganze Tourensammlungen bereit – kuratiert und platziert von Regionen selbst. Dafür zahlen die Regionen. Sie setzen auf die hohe Reichweite der App, um Wanderer und Radfahrer gezielt anzusprechen. Komoot wird damit zur digitalen Schnittstelle zwischen Destinationen und Gästen.
Diese Partnerschaften sind Teil des Geschäftsmodells. Sie ergänzen die Einnahmen aus Kartenverkäufen und Abos. Ob die neuen Besitzer diese Struktur fortführen, ist derzeit unklar. Im Handelsblatt heißt es, dass neue Nutzer inzwischen einen Premium-Zugang benötigen, um Touren auf ihr Gerät zu laden. Das deutet auf eine mögliche Verschiebung der Erlösstrategie hin.
Für Destinationen ist das von Bedeutung. Sollte Komoot künftig stärker auf zahlende Endnutzer setzen, könnten Marketingbudgets der Regionen an Wirkung verlieren – oder ganz neu gedacht werden müssen. Noch äußert sich Bending Spoons nicht konkret dazu. Der CEO der Italiener, Luca Ferrari, kündigte lediglich an, das Wachstum von Komoot weiter vorantreiben zu wollen.
Adieu, touristische Reichweite?
Mit rund 23 Millionen Nutzern außerhalb Deutschlands ist Komoot einer der wenigen europäischen Digitaldienste mit globaler Ausstrahlung im Outdoor-Bereich. Für Tourismusregionen war das bislang ein Vorteil. Die Plattform erreichte Zielgruppen in vielen Ländern und schaffte es, lokale Touren in ein internationales Schaufenster zu stellen.
Was Bending Spoons plant, bleibt offen. Die Italiener sind bislang nicht im Tourismus aktiv. Sie haben vor allem digitale Tools wie Evernote oder Wetransfer übernommen und verändert. Branchenkenner sehen darin ein Risiko. Sollte Komoot technologisch in andere Plattformen integriert werden, könnten touristische Inhalte an Sichtbarkeit verlieren.
Noch bleibt Komoot die App, die Touren nach Untergrund, Schwierigkeit und Umgebung bewertet. Die Datenbasis – gespeist aus Nutzereingaben – ist nach wie vor ein wertvolles Gut. Auch die Zusammenarbeit mit Anbietern wie Garmin läuft weiter. Ob aber die Interessen von Destinationen künftig noch denselben Stellenwert haben, ist allerdings ungewiss.
Für Touristiker bedeutet das: aufmerksam bleiben. Denn die Veränderungen bei Komoot könnten mehr als ein Eigentümerwechsel sein – er könnte den Zugang zu Gästen verändern. Und damit auch die Art, wie Regionen sich künftig in Szene setzen wollen.