Transgourmet: Aus für Projekt Wien-Auhof
Der Großhändler zieht sich aus dem Projekt in der Wiener Westeinfahrt zurück. Der Grund: Rechtsunsicherheit, Verzögerungen – und fehlender Mut aufseiten der Behörden.

„Wer Verantwortung übernimmt, muss auch den Mut haben, einen Schlussstrich zu ziehen“: Klarer hätte Transgourmet-Geschäftsführer Manfred Hayböck nicht sprechen können. Der geplante Großmarkt im Westen Wiens – samt CO₂-neutraler Logistik – wird nicht gebaut. Obwohl der Vertrag mit Stadt Wien und Asfinag seit 2022 steht, bleiben zentrale Genehmigungen offen. „Die Gesetzeslage in Österreich erlaubt es, solche Vorhaben über Jahre zu blockieren“, sagt Hayböck. Für Transgourmet ist das Maß damit voll.
Dabei ging es aus Sicht von Transgourmet um mehr als einen Markt: Auf einer versiegelten Brachfläche von 24.000 Quadratmetern wollte der Großhändler ein Signal setzen – für moderne Infrastruktur, nachhaltige Belieferung und 250 neue Jobs. „Wir hätten eine Fläche aktiviert, die seit Jahrzehnten nur verkommt“, so Hayböck. Der Bau hätte laut Schätzungen rund 85 Millionen Euro gekostet – ein wichtiger Impuls für die Bauwirtschaft.

Einspruch gegen Bescheid – UVP-Verfahren auf der langen Bank
Das Projekt galt offiziell als nicht UVP-pflichtig, wie die Wiener Landesregierung Anfang 2024 feststellte. Doch die Bürgerinitiative Pro Thayatal erhob Beschwerde – obwohl sie nicht aus Wien stammt. Das Verfahren schleppt sich seitdem dahin: Erst Mitte Mai 2025 wird es den ersten Termin vor dem Bundesverwaltungsgericht geben. Für Transgourmet ist das zu spät.
„Bis zum Long Stop Date 2025 fehlt jede Planungssicherheit“, sagt Hayböck. „Das bedeutet: weiter Pacht zahlen, aber nicht bauen dürfen.“ Das Risiko: noch längere Verzögerungen, neue Einsprüche, unkalkulierbare Kosten.
Belastung für Stadtverkehr wächst
Der Rückzug hat Folgen. Wien hätte einen Standort bekommen, der Lieferfahrten bündelt, das Stadtzentrum entlastet und per E-LKW zustellt. Stattdessen müssen die drei bestehenden Standorte – Wien Nord, Brunn am Gebirge und Krems – weiter einspringen. Die sind bereits an der Grenze ihrer Kapazitäten.
„Das bedeutet: mehr Verkehr, längere Wege, weniger Effizienz“, so Hayböck. Und: Wien verliert die Chance auf ein europaweit vorbildliches Logistikprojekt.
Wie geht es weiter?
Ganz gibt man sich bei Transgourmet nicht geschlagen. „Wir glauben weiterhin an den Standort Wien“, betont Hayböck. Ein ähnliches Projekt an einem anderen Ort sei denkbar. Auch das Areal in Auhof will man nicht aus den Augen verlieren.
• Nutzung statt Brachland: Eine Fläche von 24.000 m² ist vollständig versiegelt – Tankstelle, Hotel, Parkplätze
• Nachhaltigkeit: Dach- und Fassadenbegrünung, CO₂-neutrale Zustellung, Photovoltaik, keine fossilen Brennstoffe
• Verkehrsentlastung: Bündelung von Lieferfahrten am Stadtrand, weniger Verkehr im Stadtgebiet
• Gutachten bestätigt: Keine negativen Auswirkungen auf Klima, Kaltluftströme oder Umweltqualität
• Arbeitsplätze & Investitionen: 250 neue Jobs, rund 85 Mio. Euro Bauvolumen für die heimische Bauwirtschaft