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Bar Convent Berlin: Fünf Messe-Trends
Geht es um Getränketrends, muss man klar zwischen „herbeigeschriebenen“ Entwicklungen und den realen Auswirkungen auf nationale Märkte unterscheiden. So hat sich „Hard Seltzer“ außerhalb der USA zum Kassengift entwickelt und ist aus Österreich de facto verschwunden. Ähnliches gilt für „low and no ABV“: Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es genug Alternativen auf den Getränkekarte, die wenig oder keinen Alkohol aufweisen. Teuer im Ausland entalkoholisierte Weine werden auch weiterhin keinen leichten Stand im Land des „Sommerspritzers“ haben.
Wer braucht‘s entalkoholisiert?
Alkoholfrei alleine zu sein, ist mittlerweile auch international kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Spannend wird die Kategorie dann, wenn ein „funktionales Versprechen“ dazu kommt. Gesundheitsfördernde Wirkungen und Nachhaltigkeit der Zutaten prägten die herausragenden Produkte am BCB. Eines der besten Beispiele stammte aus Polen: „Shroom“ ist in rein weiblicher Hand und verbindet den Igelstachelbart-Pilz mit Früchten zu einem Wellness-Drink in zwei Geschmacksrichtungen.
Während diese Getränke junge Konsumenten ansprechen, werden die arrivierten Spirituosen-Freunde mit „historischen“ Labels abgeholt. Es ist eine clevere Alternative, die ohne den Preis von Luxusprodukten („Premium“-Kategorien haben es aktuell schwer) Wertigkeit bietet. Badel etwa signalisiert es beim Pelinkovac „Antique“ schon im Namen, Italiens Amaro Caffo hat extra den „Sprint“ aus den 1960er Jahren wieder aufgelegt.
Lange hat es gedauert, bis Tequila auch in Europa ein wirkliches Comeback erfährt. Nun sind die Zahlen exorbitant; zwischen 2020 und 2023 verdoppelte sich der Verkauf in Österreich. Entsprechend viel Optionen gab es am BCB – in allen Qualitätsstufen. Denn die Agavenbrände, vor allem Mezcal, sind auch beratungsintensiv. Was sich beim Hauptproblem der Gastronomie – dem Personalmangel – bemerkbar macht. Die Alternative liegt in einfach und auch von ungeschulten Service-Mitarbeitern zu handhabenden „ready to drinks“. Die kommen entweder aus dem Zapfhahn, wie Adrian Baldino („Veritable“) es vorstellte. Oder es wird noch günstiger, wenn etwa Fünf Liter-Packungen (alias „Bag in Box“) für großvolumige Bars angeboten werden.
Leicht: Flaschen und Glas-Inhalt
Die Verpackung selbst wird übrigens ebenfalls Trend-Zone. Was das Umweltbewusstsein allein nicht schaffte, erledigen nun die Logistikkosten: Leichtere Flaschen und alternative Verpackungsmaterialien werden exzessiv getestet; etwa die „Papier-Flaschen“ von Johnnie Walker. Champagner und Whisky wird selbst im obersten Preissegment zunehmend ohne Umkartons angeboten. Es war auch kein Zufall, dass einige der bestbesuchten Partys von Filler-Herstellern („Schweppes“ und „Thomas Henry“) veranstaltet wurden. Highballs als schnelle und leistbare Option passen in die Zeit des Personalmangels und der Inflation. Wie gefragt der prickelnde Neuzugang in Österreich – „Three Cents“ aus Griechenland, seit Oktober im Vertrieb von Coca-Cola – international ist, zeigte die von Alexandros Sourbatis kuratierte BCB-Bar. Vor allem Bartender waren hier zu treffen.
Das passt ins Bild, denn im Idealfall kommen mehrere Trends in einem Getränk zusammen: Die „Paloma“ etwa, die Tequila und Pink Grapefruit verbindet, darf man durchaus als Drink der Stunde betrachten. Sie ist 2025 wohl das, was 2020 noch der „Gin&Tonic“ war.