Erste Hilfe

Was tun, wenn der Gast plötzlich umkippt?

Gastronomie
10.07.2024

Medizinische Notfälle mitten im Geschäft – Adam Gortvai hat sie als Unternehmer erlebt und greift zudem professionell als Sanitäter ein. Hier seine Tipps, wie man (Gäste-)Leben rettet.
Kaputtes Glas

Er hat alles schon erlebt: medizinische Kleinigkeiten und lebensbedrohliche Krankheitsbilder. Dabei ist Adam Gorvai kein Arzt, sondern Gastronom. Stürze, Verbrennungen und Schnittverletzungen sind in Profiküchen auch keine Seltenheit. Wenn ein Gast einen Atem-Kreislaufstillstand im Lokal erleidet, ist das aber etwas Anderes. „Mit dem Defibrillator im Haus konnte der Patient erfolgreich wiederbelebt werden“, erinnert sich der 42-jährige Wiener. Auch die verschluckte Wespe stellte nach Kühlen und Oberkörperhochlagerung des Betroffenen kein Problem mehr dar.

Was bei anderen Unternehmern vielleicht traumatische Erfahrungen ausgelöst hätte, erzählt Gortvai ruhig. Denn es bestätigt ihn in einer Entscheidung, die er vor acht Jahren traf. In seiner Freizeit ist er seit 2016 beim Wiener Roten Kreuz aktiv: „Egal, was ich gerade im Dienst tue, ob ich das Auto putze oder einen Einsatz fahre – ich habe immer das Gefühl, dass es Sinn macht, und dass ich es gerne mache“. 

Wirt und Rettungssanitäter

Was unter diesem Aspekt als Helfer in der Notambulanz des St. Anna Kinderspitals begann, wurde zu einem sinnvollen Ausgleich neben dem Unternehmer-Alltag. „Ich wollte etwas Neues lernen, und die medizinischen Inhalte interessieren mich sehr“. So sehr, dass Gortvai vor kurzem auch die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert hat. Ausgelastet wäre Adam Gortvai schon bisher genug gewesen. Der Gastronom betreibt mit seinen Partnern neben Lokalen im Museumsquartier (u. a. Café Leopold) auch die Asia-Gruppe „ra’mien go“ und demnächst – als Nachfolger des „heuer“ am Karlsplatz – das „Café Kunsthalle“.

Mitten in dessen Eröffnungsvorbereitungen hinein fiel das Lernen für die kommissionelle Prüfung. Als Ersthelfer-Profi bestand er auch diese und hat für den Wirtschaftsverlag die wichtigsten Notfälle und die adäquate Reaktion zusammengefasst. Gortvais Praxistipps beziehen sich auf die Gastronomie, haben aber für alle Branchen Sinn. Denn in der Unruhe, die ein solcher Notfall bei Kunden zwangsläufig auslöst, ist die Vorbereitung Goldes wert.

  • Den Inhalt des Erste-Hilfe-Kastens sollten möglichst viele Mitarbeiter kennen. Chefsache ist die Überprüfung der Ablaufdaten der vorrätigen Produkte.
  • Mehrere Sticker / Post its mit den Notrufnummern auf den Erste-Hilfe-Kasten, aber auch zum Festnetztelefon und weitere markante Orte (Werkstatt, Küche etc.) kleben!
  • Für größere Betriebe kann ein Ersthelfer-Defibrillator durchaus Sinn machen. So ist man im Falle des Falles gerüstet – und kann Leben retten.
Adam Gortvai
Adam Gortvai ist Gastronom und Rettungssanitäter.

Was jeder tun sollte

Wichtig sei vor allem, nicht lange mit der Hilfe zu warten. „Man darf immer und bei jedem Kunden Erste Hilfe leisten“, zerstreut der frisch gebackene Notfall-Spezialist auch rechtliche Bedenken. Zumal jedermann einige Maßnahme ohne Angst setzen könne, wenn es Mitarbeitern oder Kunden plötzlich schlecht gehen sollte. Dazu gehören so simple Dinge wie für frische Luft zu sorgen – etwa durch das Öffnen von Fenstern oder beengender Kleidung. Auch die richtige Lagerung von Verletzten, die in eine angenehme Position gebracht werden sollte, ist einfach umsetzbar. 

Psychische Betreuung zählt

„Oft geht es auch um die psychische Betreuung, also da zu sein und nach den Bedürfnissen zu fragen“, während Hilfe geholt wird. Unter diesem Blickwinkel betrachtet auch der „Café Leopold“-Chef das Engagement als professioneller Helfer: „Viele fragen mich, warum ich das überhaupt mache. Das gehört für mich zum gesellschaftlichen Leben einfach dazu. Und es macht Sinn für mich. Ich kann den Menschen etwas mitgeben – und wenn es manchmal nur gute Laune oder etwas Zuversicht ist“. Was schließlich nicht das schlechteste Heilungsrezept darstellt!