Brau Union Österreich hat neuen Chef
Wechsel an der Spitze: Auf Klaus Schörghofer folgt mit Hans Böhm ein Heineken-Urgestein. Wer ist der neue Chef?
An den Ufern der niederländischen Grachten geht eine bedeutende Ära zu Ende, während in Österreich eine neue beginnt. Am 1. September 2023 verlässt Hans Böhm (51) seine Position als Managing Director bei Heineken Niederlande, um den Vorstandsvorsitz der Brau Union Österreich zu übernehmen. Er tritt damit die Nachfolge von Klaus Schörghofer an, der bis zu Böhms Antritt weiterhin am Ruder bleibt.
Böhm ist kein Neuling in der Bierbranche. Seine Karriere begann 1996 bei Heineken Niederlande mit einer Trainee-Position. Er stieg in der Hierarchie auf und bekleidete mehrere Positionen in Marketing und Vertrieb. 2004 verschlug es ihn nach Ägypten, wo er als Marketing Director und später als Commercial Director bei der Al Ahram Beverages Company tätig war. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande 2009 wurde er Innovation Manager für die Region Europa, dann Marketing Director von Heineken Niederlande.
In seiner Rolle als Marketing Director orchestrierte Böhm eine wichtige Markenneugestaltung und die erfolgreiche Einführung des Radlers unter der Marke Amstel. Als Senior Director Global Cider ab 2013 steuerte er die Entwicklung des Cider-Portfolios und führte ausgewählte Cider-Marken weltweit ein. Seine letzte Position als Managing Director bei Beerwulf verhalf dem Unternehmen zu einem rasanten Wachstum.
Warum Österreich?
Der Getränke-Veteran hat auch persönliche Gründe, die Führung der Brau Union Österreich zu übernehmen. Mit drei erwachsenen Töchtern im Schlepptau verbringt Böhm seit über 40 Jahren regelmäßig seinen Urlaub in Österreich. Für ihn und seine Familie ist das Land eine Art zweite Heimat geworden. In Bezug auf seine neue Rolle bei der Brau Union Österreich sagt er: „Ich freue mich, ab September die Geschäfte der Brau Union Österreich zu leiten – immerhin handelt es sich um den stolzen Marktführer in Österreich, in dem Land, das meine Familie als zweite Heimat betrachtet.“
Warum Klaus Schörghofer gehen musste
Der bisherige Vorstandsvorsitzende Klaus Schörghofer und Heineken gehen „in gegenseitiger Wertschätzung“ getrennte Wege. Seine Verpflichtung gegenüber dem Unternehmen bleibe jedoch bis zum Ende der wichtigen Sommersaison 2023 bestehen.
In seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender war Schörghofer eine Schlüsselfigur bei der Lokalisierung und Regionalisierung des österreichischen Biermarkts. „Die Stärke der Brau Union war und ist es, den österreichischen Biermarkt so lokal und regional wie möglich zu sehen“, betonte er. Unter seiner Führung konnte die Brau Union ihre Marktposition in den letzten 3,5 Jahren weiter ausbauen und ihre Biermarken stärken.
Klingt nach einer guten Performance, oder? Die Frage lautet, warum er nun trotzdem seinen Hut nimmt.
Fokus auf regionale Projekte
Wie die ÖGZ aus gewöhnlich gut informierten Kreisen erfahren hat, habe Schörghofer zu wenig Fokus auf internationale, strategische Marken gelegt. Gleichzeitig soll er den Fokus zu stark auf regionale Projekte gelegt haben. Was nach einer guten Nachricht für die heimische Bierkultur bzw- -wirtschaft klingt, dürfte der Konzernmutter Heineken möglicherweise nicht ganz so geschmeckt haben.
Schörghofers Leistungen gehen aber weiter: Die Brau Union hat nämlich auch bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit gemacht. Er hinterlässt ein Unternehmen, das auf dem besten Weg ist, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren. Zusätzlich zur ökologischen Nachhaltigkeit ist die Brau Union auch für ihre Mitarbeiter attraktiv. Sie wurde zum zweiten Mal in Folge zum besten Arbeitgeber in der FMCG-Branche gewählt.
Obwohl Schörghofer und der Mutterkonzern Heineken in Bezug auf Prioritätensetzung und zukünftige Geschäftsentwicklung unterschiedliche Auffassungen gehabt haben, ist die Brau Union Österreich für Schörghofer ein „Vorzeigeunternehmen“ und für eine „erfolgreiche Zukunft bestens vorbereitet“, wie einer Presseaussendung zu entnehmen ist.
Ob er das von Heineken geforderte Ergebnis erreicht hat? Darüber lassen sich nur Mutmaßungen anstellen, vermutlich lautet die Antwort „nein“. Man darf auch nicht vergessen, dass Schörghofers Ära in eine schwierige Phase gefallen ist: Corona, Arbeitskräftemangel, Krieg, Inflation, Energiekrise.
Der Konzern dankt
Ruud van den Eijnden, Vorsitzender des Aufsichtsrates, zollt Schörghofer jedenfalls Anerkennung für seine Führung. Er betonte Schörghofers Beitrag zum Wachstum von Heineken und beschrieb ihn als „geschätzten und respektierten Kollegen“ quer durch das Unternehmen.
Mit dem Abschied von Klaus Schörghofer endet eine Ära, die durch starke Markenbildung, Nachhaltigkeitsinitiativen und Anerkennung als Top-Arbeitgeber gekennzeichnet ist. Jetzt richtet sich der Blick in die Zukunft – sowohl für Schörghofer als auch für die Brau Union Österreich.