Der stille Aufstand der Glasflasche
Eine neue Umfrage zeigt: Die Österreicher stehen hinter dem Pfand. Nur wissen viele nicht, wie das System eigentlich funktioniert. Ein Drittel erkennt nicht einmal eine Mehrwegflasche.

Von oben herab kam sie nicht, diese Pfanderhöhung. Sie kam mit leisem Schritt, fast zu bescheiden für das, was sie bewegt. Und dennoch: 78 Prozent der Österreicher sagen „Ja, danke“, wenn sie nach der neuen Pfandregel gefragt werden. So zeigt es eine Umfrage von fritz-kola und dem Marktforschungsinstitut TQS. Aber wie so oft: Die Zustimmung ist da, das Wissen hinkt hinterher.
Pfand rauf – Hirn runter?
Drei Viertel der Befragten halten sich für kundig, wenn’s ums Pfandsystem geht. Doch auf die Frage, woran man eine Mehrwegflasche erkennt, zucken 30 Prozent nur mit den Schultern. 40 Prozent wissen nicht, was mit der Flasche nach der Rückgabe passiert. Und beinahe jede*r Dritte glaubt, sie würde eingeschmolzen. Eine Fehleinschätzung, die einer guten Flasche das Herz brechen müsste.
Gerade bei den 16- bis 29-Jährigen ist der Wissensdurst leider erstaunlich flach. Nur 47 Prozent dieser Altersgruppe wissen, dass Mehrwegflaschen wieder befüllt werden. Daniela Einsiedler von „Die Umweltberatung“ bringt es auf den Punkt: „Mehrweg ist ein Paradebeispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft.“ Doch was hilft das schönste Beispiel, wenn keiner hinschaut?
20 Cent für ein besseres Gewissen
Die Rückführquote steigt – mit dem Pfand. 81 Prozent der Befragten geben an, ihre Flaschen seit Jahresbeginn häufiger zurückzubringen. Und: 78 Prozent finden das neue Pfand sinnvoll. Geld wirkt. Besonders bei Jüngeren, wo zwei Drittel sagen, dass die Höhe des Pfands ihre Rückgabebereitschaft maßgeblich beeinflusst.
Florian Weins, Geschäftsführer von fritz-kola, formuliert es nüchtern: „Die aktuellen Pfandwerte spiegelten seit längerem nicht mehr den (Wiederbeschaffungs-)Wert einer Flasche wider.“ Die Erhöhung war also nicht nur ökologisch klug, sondern wirtschaftlich notwendig. Wer will schon, dass seine Flaschen auf Parkbänken verenden?
Was kostet die Welt – oder zumindest das Leergut?
40 Jahre hat es gedauert, bis das Pfand angepasst wurde. Eine Ewigkeit, in der Einweg das Kommando übernommen hat. Der Marktanteil von Glasmehrwegflaschen fiel von 80 Prozent (1990) auf knapp 18 Prozent (2018). Dabei kann eine einzige Flasche 50 Einwegflaschen ersetzen. Christian Pladerer vom Öko-Institut bringt das große Ganze ins Bild: „Mehrwegsysteme bieten zahlreiche Vorteile. Sie schonen Ressourcen, reduzieren Abfälle, fördern die Kreislaufwirtschaft.“ Und nicht zuletzt: Sie schaffen Jobs, dort wo sie gebraucht werden.
Eine Busfahrt, die ist lustig
Damit sich Wissen auch in den Köpfen wiederfindet, rollt von 27. bis 29. März der „re-tour“-Bus durch Wien. An Bord: Information, Aufklärung und fritz-kola. Leere Flaschen gibt man dort nicht nur zurück, man bekommt auch etwas: volle Flaschen, gutes Karma – oder stylischen Merch. Motto: „Leergut ist voll gut.“
Das System selbst? Es funktioniert – und zwar nicht erst seit gestern. Florian Berger vom Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie in der WKÖ sagt: „Das Mehrweg-Pfandsystem wird laufend ausgebaut, da wir eine verstärkte Nachfrage an Mehrweglösungen sehen. Wir reden von einem System, das in Österreich schon seit vielen Jahren funktioniert – und das auf hohem Niveau. Sowohl produzentenseitig als auch bei den Rücknehmerinnen und Rücknehmern sowie den Konsumentinnen und Konsumenten weiß man damit gut umzugehen. An weiteren Optimierungen wird gearbeitet.“
Alle Daten zur fritz re-tour
- Donnerstag, 27. März // 10:00 – 16:00 Uhr, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien
- Freitag, 28. März // 10:00 – 13:00 Uhr, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, Universität Wien, Auf der Schmelz 6A, 1150 Wien // 14:00 – 16:00 Uhr, BILLA Plus Jedleseer Str. 51A, 1210 Wien
- Samstag, 29. März // 10:00 – 16:00 Uhr, MuseumsQuartier Wien