Gastro-Großhandel
Metro: Neue Wege für Gastronomie und Handel
Bild oben: Metro Österreich geht ab 2027 mit virtuellem Gastro-Sortiment online, sagt Thierry Guillon-Verne.
Bei Metro Österreich weht ein frischer Wind. Seitdem Thierry Guillon-Verne mit 1. Februar 2024 neuer CEO der Großmarktkette ist, hat sich bereits einiges getan. Und es wird sich in den kommenden Jahren noch mehr verändern. Die Konzepte dafür hat der 53- jährige Franzose, der zuletzt CEO von METRO Ungarn war, in der Schublade. Im Interview mit der ÖGZ gewährt er erste Einblicke. Alexa Kazda-Klabouch gibt einen Ausblick auf das mit Jahreswechsel einsetzende Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff und Metall und Christoph Mayer, Mitglied der Metro-Geschäftsführung, zeigt den Weg zur Elektromobilität im Zustellgeschäft auf.
ÖGZ: Sie haben das Ruder von Metro Österreich vor etwa zehn Monaten übernommen. Wie ist es Ihnen in dieser Zeit gegangen und was waren die größten Herausforderungen?
Thierry Guillon-Verne: Im ersten Monat habe ich alle 16 Metro-Märkte besucht und Gespräche mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern aus der Lebensmittelindustrie geführt. Gemeinsam mit meinem Team wurde eine Strategie mit Schwerpunkt Gastronomie für die Zukunft definiert und mit der Metro Gruppe abgestimmt.
ÖGZ: AGM ist seit 2023 Teil von Metro Österreich. Wie weit ist die Eingliederung in den Konzern fortgeschritten?
Thierry Guillon-Verne: Mit 1. April 2024 konnten wir die AGM-Integration in unserem Konzern abschließen. Das bedeutet aber mehr, als nur ein neues Logo am Dach, sondern neben vielen technischen Umstellungen vor allem die Mitarbeiter in die Organisation hereinzuholen und die Kunden mit ihren Warenkörben im Metro-System zu integrieren. Mit den hinzugekommen sieben AGM-Standorten sind wir jetzt flächendeckend mit 16 Metro-Märkten und drei Depots in Österreich vertreten.
Wachstum in der Zustellung
ÖGZ: In welchen Bereichen sehen Sie Potenzial für Metro Österreich?
Thierry Guillon-Verne: Im Cash-and-Carry-Bereich sind wir bereits sehr stark. Wachstum sehe ich für uns in der Zustellung, bei Zielkundengruppen wie Kantinen und Hotels sowie im Non-food-Bereich. Derzeit sind unsere Märkte, die immer die Stärke unseres Geschäfts sein werden, sowie die Depots von denen aus zugestellt wird, unsere beiden Vertriebskanäle. Mit einem dritten Kanal werden wir 2027 starten: Über einen Online-Kanal werden wir zusätzlich virtuelle Sortimente anbieten und unser Angebot für die Gastronomie zu vergrößern. Damit bieten wir unseren Kunden eine `Nachschub-Welt´ mit Waren, die er für seine Kunden noch transformieren muss.
ÖGZ: Welche weiteren Neuerungen haben Sie für Ihre Gastronomie- und Hotellerie-Kunden geplant?
Thierry Guillon-Verne: Potenzial sehe ich beim Ausbau unserer Serviceangebote. Wir legen einen Fokus darauf, wie wir unsere Kunden bei ihrer Arbeit unterstützen können. Das betrifft vor allem neue Convenience-Produkte, mit denen wir Küchenchefs helfen, Zeit zu sparen. Das kann beispielsweise geschälter Knoblauch sein, mit dem in der Küche 15 Minuten Arbeitszeit eingespart werden können, oder vorgekochtes Fleisch, das eine Zeitersparnis von einer halben Stunde bringt. Das ist lösungsorientiert, denn Gastronomen fehlt das Personal und sie haben keine Zeit mehr, um Kartoffeln zu schälen. Eine weitere Servicelösung ist unsere App Dish, mit der wir Gastronomen ein digitales Produktportfolio mit maßgeschneiderten Lösungen bieten.
Recycling-Pfand
ÖGZ: Am 1. Jänner 2025 wird in Österreich das Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff und Metall eingeführt. Wie sind die Metro-Märkte dafür gerüstet?
Alexa Kazda-Klabouch: Wir sind für die Umstellung in Österreich gut gerüstet. Als einziger Großhändler setzen wir flächendeckend in allen unseren 16 Märkten auf leistungsstarke Tomra R1 und R2 Pfandautomaten, die bis zu 100 Flaschen und Dosen gleichzeitig aufnehmen können, diese automatisch sortieren, scannen und zählen.
ÖGZ: Sie wollen den Bereich der Kundenzustellung weiter ausbauen. Welche Rolle spielen dabei ökologische Gedanken und Nachhaltigkeit?
Alexa Kazda-Klabouch: Wir waren die ersten, die rein elektrisch angetriebene Zustellfahrzeuge in Großräumen wie etwa in Wien, Salzburg, Linz und Graz im Einsatz hatten. Wir haben mit den Elektro-Transportern innerhalb von drei Stunden zugestellt und damit unseren Kunden ökologische und ökonomische Vorteile geboten. Aufgrund dieser kurzen Zustellzeit musste sich kein Gastronom das Lager füllen, sondern konnte flexibel, etwa nach dem Wetter orientiert, bestellen. Für Gastronome mit Gastgarten ist das ein Vorteil. Nach dem Feldversuch mit einem Elektro-LKW von MAN haben wir unsere Expertise in die Metro-Welt getragen und jetzt gehen wir die nächsten Schritte.
Christoph Mayer: Bis 2027 wollen wir etwa die Hälfte der Außendienstflotte elektrifiziert haben. Aktuell läuft ein Förderantragsprojekt für 15 E-Lkw. Bis Ende dieses Jahrzehnts wollen wir sukzessive umstellen. Das Ladestationennetz auf den METRO Parkplätzen wird bis 2025 flächendeckend ausgebaut.
ÖGZ: Haben in Zeiten der Digitalisierung Messen wie die GAST ausgedient?
Thierry Guillon-Verne: Fachmessen wie die GAST stellen für uns nach wie vor eine Plattform dar, um mit unseren Kunden Gespräche zu führen, aber auch neue Warenthemen, neue Services und neue Ideen vor Ort zu diskutieren. Für mich ist die persönliche Beziehung zum Kunden eine sehr wesentliche Komponente unseres Geschäftes.
ÖGZ: Danke für das Gespräch.