Best Practice

CO₂ im Hotel reduzieren: Kleine Schritte, große Wirkung

Nachhaltigkeit
10.07.2024

Was passiert, wenn Gäste in einem Hotel plötzlich keine Reste mehr hinterlassen und bewusster mit Ressourcen umgehen? Der Moserhof in Seeboden zeigt, wie es gehen kann – und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Moserhof

Die Geschichte beginnt mit einem Zufall: zwei Übernachtungen kurz hintereinander in zwei Kärntner Hotels. Beide sind verdiente Viersterner. Doch in einem standen nach dem Frühstück dutzende Teller mit übriggelassenen Eiern, Wurst und Käse auf den Tischen. Gute Lebensmittel, der Küche ist kein Vorwurf zu machen. Die Gäste aßen bloß nicht auf, was sie sich vom Buffet aufluden. 

Im anderen Hotel ließen sie leergegessene Teller zurück. Hier pickten sie sich bewusst heraus, was sie wollten, nahmen sich auch gerne nach, aber: Sie aßen alles auf. Ohne Aufforderung, ohne mahnende Worte. Was macht dieses Hotel anders? Das Hotel, das seine Gäste so gut im Griff hat, ist der Moserhof in Seeboden. „Wie habt ihr das geschafft?“, fragt man Geschäftsführerin Franziska Moser-Winkler. Die muss erst nachdenken, dann lacht sie auf: „Alles portionsweise präsentieren! Im Becher, auf einem Tellerchen – keine überfüllten Platten mehr. Wenig, aber hochwertig und appetitlich angerichtet. Es wird ständig nachgeliefert und wer will, bekommt immer nach. Aber er muss fragen!“

Mit Kleinigkeiten anfangen

Das Haus hat sich gerade für das Umweltgütesiegel beworben, doch von Zertifizierungen soll hier nicht die Rede sein. Sondern von konkreten Handlungen, die den CO₂-Fußabdruck des Hotels verringern. Im Groben sind das immer die Themen Energie sparen, Wasser sparen, Abfall vermeiden und regional einkaufen. Ein ganzes Haus thermisch zu sanieren kommt richtig teuer. Man kann aber auch klein anfangen: Bewegungsmelder statt Dauerlicht in den Gängen, LED-Lampen statt Glühbirnen, Hauptschalter in den Zimmern. Beim Thema Wasser merkt man bereits, wie behutsam die Mosers ihre Gäste lenken. In den Badezimmern stehen Seifenspender mit dem Aufdruck „Bitte dreh‘ das Wasser ab, wenn du mich benutzt“. Ein paar Liter bringt das jedenfalls. 

Die Duschen haben angenehmen, aber reduzierten Wasserdruck. Die Handtücher (Wäscheberge!) werden nicht einmal dann gewechselt, wenn man sie auf den Boden wirft. Der Gast muss nämlich vorher aktiv eine Zimmerreinigung bestellen, sonst kommt sie nicht. Ebenso die obligaten Kosmetikartikel: Es gibt sie schon, aber man muss sie sich von der Rezeption holen. „Klingt nach wenig, bringt aber viel“, resümiert Moser-Winkler, „früher wurde wegen eines Wattestäbchens das ganze Vanity-Packerl aufgerissen. Jetzt überlegt man sich das.“ Oder die Sauna: Früher dauergeheizt, wird sie jetzt nur auf Wunsch hochgefahren. „Kein Problem, wenn das jemand rechtzeitig zu sagen vergisst. Wärmt er sich halt in der Wartezeit in der Infrarotkabine auf. Die steht immer bereit.“ Apropos Sauna: Dort liegen keine zusätzlichen Badetücher mehr auf (einmal mehr: Wäscheberge!). Eine vollgepackte Badetasche wartet ohnehin in jedem Zimmer. Wer sie vergisst, bekommt in der Sauna Ersatz – aber fragen muss er.

Mitarbeiter kommen mit Ideen

Die standardmäßige „A bis Z-Mappe“ in den Zimmern gibt es nur mehr über QR-Code (Druckkosten!), die Zimmerrechnung wird als PDF nachgeschickt. „Die Mitarbeiter haben ständig neue Ideen“, freut sich Moser-Winkler. „So wie zurückgelassene Werbeprospekte wieder an die Rezeption zu bringen. Ist ja schade um das Papier!“ Über die Summe dieser kleinen „Nudges“ (engl. für Anschubser ohne erhobenen Zeigefinger) begreifen die Gäste schnell, wo sie etwas beitragen können – und spielen gern mit. Der größte CO₂-Einsparposten liegt jedoch gar nicht am Hotel, sondern in An- und Abreise. Weshalb bei den klimaneutralen Alpe-Adria-Bergwandertouren, wie sie etwa die Kärntner Trail Angels anbieten, zwingend die An- und Abreise mit dem Zug vorgesehen ist. Wer sich mit dem hoteleigenen E-Shuttle vom Bahnhof abholen lässt, wird freundlich auf den niedrigeren Fußabdruck des öffentlichen Busses hingewiesen. Ganz zu schweigen vom Gepäcktransport von Hütte zu Hütte: Wer sein Gepäck selbst trägt, spart CO₂ – und freut sich auch noch darüber.