Branchentreffen
Das war der ÖHV-Kongress 2023
Das Motto lautet „Veränderung gestalten“, und ja, „Veränderung“ sollte aktiv gestaltet werden. Jedenfalls ist das besser, als in eine passive Rolle zu verfallen. Der ÖHV-Kongress fand heuer erstmalig in der Stadt Salzburg statt. 700 VertreterInnen aus Hotellerie, Wirtschaft, Politik und Medien diskutieren an 3 Tagen über die großen Herausforderungen der kommenden Jahre, Die da wären: Arbeitsmarkt, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Betriebswirtschaft.
„Überall dort erwarten uns tiefgreifende Veränderungen. Es geht darum, sie aktiv mitzugestalten“, streicht ÖHV-Präsident Walter Vei und selbst Hotelier in Obertauern, zum Start des Kongresses hervor. Besonders bedankt sich Veit für die Unterstützung des Landes bei Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der die Veranstaltung offiziell eröffnete.
Der Kongress findet im Jahr 1 nach dem nach Nächtigungen erfolgreichsten Sommer aller Zeiten 2022 statt. „Vor diesem Hintergrund freut es mich, dass der renommierte Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung wieder in Salzburg stattfindet und damit die wichtigsten Insider und Experten der Branche in der Mozartstadt versammelt.“
Keine Resignationstendenzen
Veits Dank gilt ebenso Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft (SLTG): „Die Destination Österreich wird weltweit für die besondere Herzlichkeit und Gastgeberqualität geschätzt, die unsere zum überwiegenden Teil familiengeführten Tourismusbetriebe auszeichnet“, so Bauernberger. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben während der herausfordernden Jahre der Pandemie nicht resigniert, sondern vielmehr in ihre Betriebe investiert und für ihre Gäste noch attraktiver gemacht.“
70. Geburtstag
Und es gab auch einen runden Geburtstag zu feiern, denn die ÖHV feiert heuer ihr 70-jähriges Bestehen: „Corona, Gas-Krise, Arbeitsmarkt-Turbulenzen, Zinsanstieg, Klimawandel: Wir müssen alles neu denken“, verweist ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer auf die Arena Analyse „Die Zukunft des Tourismus: Veränderung gestalten“, die in Salzburg präsentiert wurde. Darin zeigen 40 Branchenexpert in einer qualitativen Befragung die großen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft auf. Den Input hat Studienautor Walter Osztovics, Kovar & Partners, in fünf Handlungsfelder gegliedert, das ÖHV-Präsidium daraus das ÖHV-Positionspapier 2023 abgeleitet.
Auf Herausforderungen stießen die darin befragten Unternehmer und Wissenschafter Handlungsfeld Betriebswirtschaft: Steigende Kosten und Zombie-Firmen mit hohen stillen Reserven sorgen für Dynamik bei den Eigentümerverhältnissen. Weitestgehend Stillstand herrscht jedoch bei den politischen Entlastungsmaßnahmen: „Da wurde über Jahrzehnte keine Hausaufgabe gemacht. Da muss jetzt etwas weitergehen“, fordert Veit kürzere Abschreibungsdauern, eine Lohnnebenkostensenkung, die Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapital und die rasche Auszahlung von COFAG-Geldern und Energiekostenzuschüssen.
Arbeitsmarkt: Bitte handeln
Auf der Hand liegt der Handlungsbedarf im Spannungsfeld Arbeitsmarkt, wenn selbst verbesserte Saisonnier-Regeln und Tourismusberufe auf der bundesweiten Mangelberufsliste nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Geburtenflaute, Pensionierungswelle, Arbeitszeitverkürzungen und der Run auf die Unis machen Kurswechsel nötig: „Die Politik muss aufhören, Migration mit Gefahr gleichzusetzen“, will Veit neues Denken wie mit den deutschen Fachkräfteeinwanderungsgesetzen sehen. Dazu braucht es Kinderbetreuung auch für atypische Arbeitszeiten, weniger Steuern für Vollzeitarbeit, Pensionist und Überstunden, mehr Mobilitätsbeihilfen und Umzugsboni, längere Durchrechnungszeiten für Saisonbetriebe und mehr.
Tourismusdigitalisierung
Die Tourismusbranche habe in Sachen Digitalisierung laut Veit einen besseren Ruf verdient. Er erinnerte daran, dass der Tourismus Onlinekäufe, Bewertungen und die sharing economy in unsere Büros und Wohnzimmer gebracht habe. Er wolle die Branche nun als Schrittmacher und Taktgeber in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Big Data sehen.
Um dies zu erreichen, fordert Veit die Förderung von Breitband und Leuchtturm-Projekten sowie bessere Schnittstellen zwischen Hotelsoftware und Vertriebs-IT, Payment Providern und mehr. Er sieht auch die Notwendigkeit von mehr Digitalisierung in den Lehrplänen, der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften und Branchenbeschäftigten sowie freien Zugang zu Buchungsdaten für Tourismusforschung und Tourismusorganisationen.
Veit betont jedoch, dass bevor die Branche an die Weltspitze gelangen kann, zunächst lange liegen gebliebene Aufgaben wie der digitale Meldezettel erledigt werden müssen. Denn dieser wartet bereits seit 20 Jahren auf seine Umsetzung.
Nachhaltigkeit ist Zukunft
Die Zukunft des Tourismus hänge - so der Tenor einer Podiumsdiskussion am letzten Tag - entscheidend vom Thema Nachhaltigkeit ab. Veit verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Tourismusbranche bereits jetzt die Klimaziele der Bundesregierung für 2030 übererfüllt. Er fordert mehr Unterstützung von der Regierung in Form von leichterer Einspeisung von Grünstrom, schnelleren Bewilligungen für Windräder, flächendeckenden E-Ladesäulen, unkomplizierten Förderungen für Umweltinvestitionen, besseren Zugverbindungen und ein Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit im Tourismus.