Wann eignen sich Wärmepumpen?
Herr Lewis, wie sollten Hotels beim Wechsel zu einer Heiztechnik ohne fossile Energien grundsätzlich vorgehen?
Zuerst kommt die Bestandsaufnahme: Wo im Hotel wird wie viel Energie verbraucht? Konkret das Heizen betreffend ist zu klären: Durch welche Maßnahmen – Wärmedämmung, Fenstertausch, optimierte Luftdichtheit – lässt sich die thermische Hülle verbessern und welches sind die baurechtlichen Rahmenbedingungen dafür? Da sollten Hotels unbedingt immer Fachleute beiziehen, die alle relevanten Disziplinen abdecken: Statik, Brandschutz, Feuchteschutz, Wärmeschutz, Schallschutz. Sonst kann es zu erheblichen Bauschäden kommen. Erst danach geht es an die Planung der Gebäudetechnik: Heizung, Kühlung und Lüftung, im Falle eines hauseigenen Schwimmbads auch die Entfeuchtung.
Viele Hotels haben mittlerweile Wärmepumpen. Wann sind die eine gute Wahl?
Wenn die thermische Hülle des Gebäudes es zulässt, dass die Räume mit niedrigen Vorlauftemperaturen beheizt werden können. Niedrig heißt: mit Vorlauftemperaturen zwischen 25 und knapp über 30 Grad Celsius. Andernfalls sind die Betriebskosten zu hoch. Die Vorlauftemperatur lässt sich rechnerisch nachweisen, über eine Heizlastberechnung oder eine dynamische Gebäudesimulation. Wärmepumpen sind flexibel einsetzbar. Damit lassen sich Schwimmbäder gut beheizen, und moderne Anlagen können zudem kühlen. Ein wichtiger Punkt, denn der Kühlbedarf wird deutlich wachsen, weil die Sommer heißer werden. Wobei es bei den Wärmequellen Grundwasser und Erdreich auch reichen kann, bei ausgeschalteter Wärmepumpe Wasser nur im Kreis laufen zu lassen. Free Cooling nennt sich diese stromsparende Variante. Erste Maßnahme gegen Sommerhitze ist aber ein außen liegender Sonnenschutz, möglichst automatisch gesteuert.
Welche Art Wärmepumpe hat welche Vor- und Nachteile?
Luft-Wärmepumpen sind vergleichsweise einfach zu installieren und daher auch kostengünstiger. Ihre Effizienz ist jedoch etwas schlechter, da sie von der Außentemperatur abhängt: Je kälter es draußen ist, umso geringer die Effizienz. Hotels müssen auch die Schallbelastung der Anrainer im Blick haben. Das Erdreich als Wärmequelle hat eine höhere Effizienz, die Erschließung über Erdsonden ist aber teilweise sehr investitionsintensiv geworden. Sprich: Die Anschaffung kostet viel Geld. Auch die Variante mit Flächenkollektoren erfordert Grabungsarbeiten. Grundwasser in entsprechender Qualität und Menge ist aufgrund der mehr oder weniger jahreskonstanten Temperatur die beste
Wärmequelle.
Es gibt ja noch andere nicht-fossile Techniken. Wie ordnen Sie Holzpellets- und Hackschnitzelheizungen ein?
Die kostengünstigeren Hackschnitzel reichen meist aus. Sie sind vor allem dann empfehlenswert, wenn das Hotel selbst Wald besitzt oder eine dauerhafte Kooperation mit einem nahen Forstbetrieb oder Landwirt eingegangen ist. Die Investitionskosten für die Anlage und der bauliche Aufwand liegen eher hoch. Was wichtig ist: Generell sollten Brennstoffe im Idealfall nur jenen Wärmebedarf decken, der nicht solar oder über eine Wärmepumpe gedeckt werden kann. Holz also bitte nur in der Heizperiode verbrennen, nicht im Sommer.
Und solarthermische Anlagen, die Warmwasser erzeugen?
Die können eine gute Lösung sein, vor allem wenn die Wäscherei direkt im Hotelgebäude erfolgt, aber auch für den Gastrobereich. Solarthermie ist planungs- und wartungsintensiver als Photovoltaik, weil sie ins hydraulische System integriert werden muss. Sie hat aber bezogen auf das erzeugte Warmwasser einen höheren Wirkungsgrad pro Quadratmeter Dachfläche als Photovoltaik. Die Dachfläche lässt sich auch zwischen Solarthermie und Photovoltaik teilen. Fachleute können da eine Bedarfsanalyse
durchführen.
Ist es sinnvoll, mehrere Techniken zu kombinieren?
Absolut. Natürlich steigt mit der Vielfalt dann auch der Investitionsbedarf. Und: Je mehr Technologien zum Einsatz kommen, desto wichtiger wird eine gute Planung, um das effiziente Zusammenspiel aller Anlagenteile zu gewährleisten. Leider kommt die Planung oft zu kurz. Wer es ganz genau machen will, lässt eine dynamische Gebäudesimulation durchführen, die Edelvariante der Planung. Sie bietet die höchste Sicherheit, da sie alle geplanten Maßnahmen an der thermischen Hülle sowie an der Haustechnik im Jahresverlauf abbildet. Und noch eine Sache, die Hotels beachten sollten: die Abwärme aus betriebseigenen Prozessen. Abluft, Abwasser oder Abwärme aus der Kühlkammer. Dieses Wärmepotenzial wird oft vergessen.
Lewis: Die Planung kommt oft zu kurz
Thomas Lewis forscht am Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie
an der TU Wien.