ÖGZ-Verkostung
Sekt-süchtig! Die Suche nach einem Traum von Schaum
Es war ein zarter Beginn, als man zum ersten „Tag des Österreichischen Sekts“ am 22. Oktober lud. Doch die Hartnäckigkeit und das vereinte Handeln von Traditionskellereien wie Schlumberger und Winzern mit Liebe zum Prickeln trugen Früchte. Das zeigte sich dieses Jahr beim „Sektfeiertag“ in der Wiener Hofburg.
Dort gab es nicht nur einen neuen Botschafter für die inländischen Schaumweine – Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam – zu begießen, auch die Zahlen des Sektkomitees ließen aufhorchen. So hat sich die Zahl der heimischen Sekthersteller von gut 100 auf über 200 Winzer und Kellereien erhöht.
Im Gespräch war aber auch einiges über die Vorlieben der Gäste zu hören. So wird auch zunehmend trockener getrunken; die Kategorie „Brut“ erfuhr 2021 ein Wachstum von satten 21,7 %. Wichtig für die Erstellung der Getränkekarte ist es aber auch, eine heimliche Vorliebe der heimischen Sekttrinker zu kennen: Der Markt für Rosé-Sekt verzeichnete im Vorjahr ein Plus von 30,8 Prozent.
Das Koster-Quartett
Wie kommen die Bewertungen auf den nächsten Seiten zustande? Die ÖGZ lud Importeure und Winzer ein, kostenpflichtig ihre Proben einzureichen. Diese wurden gedeckt in der „wineBANK“ Wien verkostet und bewertet. Mit dem Hausherrn, Gerhard Strasser (danke für die Gastfreundschaft!), und Regine Kredba-Vinkovits bewerteten Sommelière Sylvie Hütter und ÖGZ-Autor Roland Graf die Muster. Die besten (Schaum-)Weine erhielten wie immer das ÖGZ-Gütesiegel 2022 in Gold.
Ungebrochene „rosa“ Liebe
Diese Vorliebe gilt übrigens auch für Rosé-Champagner, von dem prozentuell kein europäisches Land so viel trinkt wie Österreich – beinahe jede siebente Flasche feiert „la vie en rose“. Und es ist nicht die einzige Parallele, die den künstlichen Wettbewerb zwischen Champagner und Winzersekt als überkommen ausweist (auch wenn er im „Seitenblicke“-Interview zum Tag des Sekts wieder Thema war). Denn es ist nicht die Herkunft, die Österreichs Winzersekte und die Champagner trennt, sondern vielmehr die Arbeitsweise, die heimische Versekter und die „récoltants manipulants“ vereint! Steht das Kürzel „RM“ auf Flasche oder Korken, hat man es mit einem französischen Winzer zu tun, der ausschließlich aus eigenen Weinen Champagner herstellt. Und nichts anderes geschieht beim Winzersekt.
Wieviel Sekt wird aus Österreich exportiert?
Wenn in der Sommellerie weltweit Winzerchampagner gefragt ist, dann zieht aber auch der Export des österreichischen Sekts in den letzten Jahren an: „Unsere Sekte werden international immer gefragter“, freut sich etwa Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM). Im Jahr 2021 stieg der Exportwert um 34 %. Ähnlich erfreulich sind auch die Zahlen, die aus dem dritten hierzulande wichtigen Schaumweinland Italien kommen. Die Qualitätsbemühungen, allen voran in der Franciacorta und dem geschützten Prosecco-Gebiet, fördern auch hier die Nachfrage. Tipps für die Hoch-Zeit des Prickelns, den Dezember, gibt es also mehr als genug – das ÖGZ-Kostquartett hat wie immer ein paar Vorschläge für Sie!
Das sind die besten Schaumweine 2022
Falmet: Typisch und komplex zu Champagner – Gold
Nach dem Studium der Chemie und Önologie übernahm Nathalie Falmet im Jahr 1993 einen Teil und 2004 schließlich den Rest der elterlichen Weinberge. Diese liegen überwiegend in Rouvres-les-Vignes im nordwestlichen Teil der Côte des Bar. Ihre ersten Cuvées kamen 2009 auf den Markt.
Kostnotiz: Ganz klassisch! Brioche, Ananas und etwas Zitronenabrieb, mit etwas Luft auch Kokosflocken und traubige Akzente. Im Mund mit gutem Druck und reiferer Art, als die Nase vermuten ließ. Wieder feine Patisserie-Anmutung, dazu Pfirsichblüten und Weißer Pfeffer. „Insgesamt komplex und stimmig!“
Nathalie Falmet // Champagne Cuvée Brut 12 % / NK € 36,– / www.dosage.at
Francis Orban: Reiner Meunier holt ÖGZ-Gold
Das Familienporträt sieht seinen Urgroßvater Léopold Orban als Pionier der Schaumweinherstellung im Dorf Leuvrigny, gefolgt von den nachfolgenden Generationen bis hin zu dem mutigen Francis, der den Spieß umdrehte und 2007 begann, Champagner nach seinem eigenen Stil herzustellen.
Kostnotiz: Hefegeruch wie von frischem Buchtelteig – da ist ein klarer Stil erkennbar. Zarte Malztöne und Mirabellen-Duft unterstreichen dies noch. Mit viel Druck am Gaumen, auch hier mit feiner brotiger Anmutung – das Finale aber sorgt mit herb-säuriger Erfrischung für erstaunliches Trinkanimo.
Francis Orban // Champagne Extra Brut / 12 % / NK € 45,– / [email protected]
Steininger: Toller Sortenausdruck bringt Gold!
Karl und Brigitta haben das Weingut im Jahr 1980 von Karls Eltern übernommen. Damals war es eine gemischte Landwirtschaft mit ein paar Weingärten. Karl besuchte die Weinbauschule und Brigitta wuchs in einem Weingut in Zöbing auf.
Kostnotiz: Unbedingt etwas Zeit im Glas geben! Dann öffnen sich neben den wunderbar hefigen Duftnoten zu gleichen Teilen exotische und zitrusfruchtige Töne (Pomelo). Wie Frucht-Crème in der schaumig-leichten Perlage, die zart-herbe Noten von Granatapfel zeigt. „Überaus lang anhaltend und einfach toll gemacht!“
Weingut Steininger // Chardonnay Sekt 2019 Niederösterreich g.U. Reserve / 13 % / NK € 22,– / www.weingut-steininger.at