Franciacorta

Schaumwein mit Charakter: Facetten des Franciacorta

ÖGZ-Verkostung
15.11.2023

Von: Roland Graf
Langer Hefekontakt, verbotene Süße beim Rosé und der höchste Bio-Anteil -viele Gründe sprechen für die Schaumweine der Franciacorta. Aromatisch punkten die trockenen Italiener ohnehin.
Franciacorta

Der Andrang bei der großen Präsentation des „Consorzio per la tutela del Franciacorta“ übertraf alle Erwartungen. Das lombardische Weinbaugebiet mit seinen 20 Millionen Flaschen Jahresproduktion hat tatsächlich einiges zu bieten. 

Dabei setzt es seit Jahren Superlative: Kein Wein reift weniger als zwei Jahre auf der Hefe, damit ist bereits der Einstieg in die Abfüllungen der rund 120 Weingüter der Region sehr wertig. Zudem werden mittlerweile 60% der Rebflächen in den 19 Gemeinden zwischen Brescia und Bergamo biologisch bewirtschaftet – ein einsamer Rekord! Die Tendenz geht auch klar zu trockenen Schaumweinen; so ist unter den Rosés nach traditioneller Flaschengärmethode als Dosage maximal „Brut“ zugelassen – die Basis-Weine gibt es daher in keinen „lieblichen“ Versionen.

Franciacorta
Das ÖGZ-Kostquartett fand sich diesmal im „Almanac Palais Vienna“ ein und verkostete mit dem Sommelier des Hotels Daniel Mathke, Italien-Wein-Promotor Christian Bauer, Sommeliere Sylvie Hütter und ÖGZ-Autor Roland Graf. 

Lange Reifezeiten

Was auf 2.500 Hektar Rebfläche entsteht, ließe sich als „ernsthafter Schaumwein“ beschreiben. Vor allem die in Wien verkosteten, lange gereiften Varianten verblüffen mit ihrem Charakter. Mit fünf Jahren auf der Hefe muss die Riserva auch länger reifen als in der Champagne. Bei den verwendeten Sorten hebt man sich aber von den Franzosen deutlich ab. Denn neben Chardonnay bzw. Pinot Noir ist auch Pinot Blanc (bis maximal 50% Prozent der Assemblage) zulässig. 

Für das Selbstverständnis und den klaren Willen zu Frische und damit Säure im Schaumwein ist aber die Rebsorte Erbamat wesentlich. Sie darf bis zu 10 Prozent eines Franciacorta ausmachen. Dabei handelt es sich um keine Neuzüchtung, sondern eine seit dem 16. Jahrhundert um Brescia bekannte, spät reifende Traube. Ihr Anteil, so das Consorzio, kann in den kommenden Jahren auch steigen – wenn es der Klimawandel nötig machen sollte. Für den Einsatz am Gast bringen die klassischen Franciacortas mit ihren delikaten Noten von Zitrusfrüchten jedenfalls eine Vielzahl an Möglichkeiten mit. Regional trinkt man die Schaumweine mit ihren Akkorden von Mandarine, Limette oder Grapefruit gerne zu Süßwasserfischen aus dem Lago d‘Iseo. Daneben sind auch Saures Rindfleisch oder Kalbsragout (mit oder ohne Pasta) Optionen.

„Santé“ mit dem Satén sagen

Einzigartig ist jedenfalls die eigene Kategorie der „Satén“-Sekte, die sich durch den niedrigeren Druck in der Flasche (max. 5 Bar) auszeichnen. Die Idee, die diesen Franciacortas den Namen gibt, ist ein an Seide erinnerndes Mundgefühl. Das wiederum ideal zu Sushi, Krustentieren oder Spargel-Risotto passt – wie ein zart fruchtiger Film umkleidet der „Satén“ im Idealfall die Speisen. Wo sich diese Harmonie bei weißem Franciacorta, Rosés und Saténs einstellte, hat das ÖGZ-Kostquartett auf den kommenden Seiten aufgelistet. 

Franciacorta 60-1
Die getesteten Produkte im Überblick
Franciacorta 60-2
Franciacorta 61-1
Franciacorta 61-2
Franciacorta 62-1
Franciacorta 62-2