Weinernte

2024 ist ein historisches Weinjahr in Österreich

05.09.2024

Noch nie begann die Weinlese so früh wie heuer. Die außergewöhnlichen Wetterverhältnisse wirken sich aber auch auf Ertrag und Qualität aus, wie der Österreichische Weinbauverband bekanntgibt.
Weinernte

v.l.n.r.: Geschäftsführer und Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, Josef Glatt und Johannes Schmuckenschlager

Grund dafür sind die wechselhaften Wetterbedingungen des Jahres, wie Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, in einem Pressegespräch in Wien erklärte. „Wir rechnen dieses Jahr mit etwa 20 Millionen Hektolitern Wein, das ist deutlich weniger als der Durchschnitt der letzten Jahre“, sagte er. Zum Vergleich: 2023 konnten 233 Millionen Hektoliter erzeugt werden, der Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag bei 241 Millionen Hektolitern.

Der ungewöhnlich frühe Beginn der Weinlese lässt sich auf einen ebenso frühen Austrieb der Reben im Frühjahr zurückführen. Bereits der Winter 2024 zeigte sich milder als gewohnt, mit ausreichend Niederschlag, aber überdurchschnittlich warmen Temperaturen ab Januar. „Im April hatten wir dann fast schon sommerliche Verhältnisse“, erklärte Schmuckenschlager. Das führte dazu, dass der Rebaustrieb drei Wochen früher als im langjährigen Schnitt stattfand. Doch dieser Vorteil hatte auch seinen Preis: Spätfröste, insbesondere im April, setzten den Reben in einigen Weinregionen erheblich zu.

Die Blüte der Reben, die vielerorts schon Ende Mai begann, wurde von Niederschlägen begleitet. „In einigen Regionen kam es zu Verrieselungsschäden“, erläuterte Schmuckenschlager. Besonders betroffen war die Wachau, wo der Frost und die instabile Witterung die Erntemenge signifikant reduzierten.

Wein

Ein Sommer der Extreme

Auf die unberechenbaren Frühjahrsmonate folgte ein heißer und trockener Sommer. Ab Mitte Juni stiegen die Temperaturen in vielen Regionen konstant über 30 Grad. Diese Hitze beschleunigte die Reifung der Trauben, so dass die Ernte früher als üblich beginnen musste, um die ideale Balance zwischen Zucker und Säure in den Trauben zu bewahren. Besonders hitzebegünstigte Gebiete wie das Burgenland befanden sich schon im August mitten in der Hauptlese.

Der Wassermangel während der Sommermonate war jedoch nicht flächendeckend: Während einige Regionen wie Krems gut versorgt waren, litten andere Gebiete unter extremer Trockenheit. Hinzu kamen Hagelunwetter, die etwa in Neusiedl am See, Güssing und im steirischen Leibnitz schwere Schäden anrichteten. Trotz der lokalen Schäden betonte Schmuckenschlager, dass diese Hagelschläge auf die Gesamtweinernte nur geringen Einfluss haben dürften.

Wein

Qualität statt Quantität

Obwohl die Ernte kleiner ausfallen wird als in den letzten Jahren, sieht Schmuckenschlager optimistisch in die Zukunft. „Wir erwarten dichte, vollreife Rotweine“, sagte er. Aufgrund der Hitze und der kleineren Beeren könnten Rotweine dieses Jahr besonders kräftig und konzentriert ausfallen. Auch bei den Weißweinen wird von einer hohen Qualität ausgegangen, dank der optimalen Reifeentwicklung, die durch die heißen Sommermonate gefördert wurde.

2024 wird zweifellos als ein denkwürdiges Jahr in die österreichische Weingeschichte eingehen – ein Jahr, in dem die Natur ihre ganze Unberechenbarkeit zeigte, aber den Winzern dennoch einen hoffnungsvollen Weinjahrgang bescherte.