Kriminalität
Cyber-Crime auf dem Vormarsch
Bild oben: Der virtuelle Einbrecher bei der Arbeit: Für viele Wiener Betriebe ein reales Albtraum-Szenario.
Die Millionenmetropole Wien ist offenbar zur Spielwiese für Cyber-Gauner geworden. Laut einer aktuellen Studie von KPMG sind die Angriffe aus dem Darknet um 89% gestiegen. Doch welchen Kick ziehen die digitalen Dunkelmänner eigentlich aus Attacken gegen Unternehmen? Identitätsdiebstahl, zum Beispiel, verzeichnete einen Anstieg von 220% - wahrscheinlich, weil jemand im Büro dachte, Cloud-Diensten blind vertrauen zu können wäre eine brillante Idee. Und Webshops, die nicht an den "Luxus" einer Zwei-Faktor-Authentifizierung glauben, werden wie offene Bücher gelesen.
Robert Lamprecht von KPMG zieht sogar Vergleiche zwischen manchen Insider-Attacken und einem "Griff in die digitale Handkassa". Das klingt so, als würde jemandem 14. Gehälter nicht reichen. Neben dem Identitätsdiebstahl (plus 220 Prozent, siehe oben) gab es die stärksten Zuwächse bei den Cyberangriffen von 2022 auf 2023 bei "Insider Threat" (plus 209 Prozent), Datendiebstahl (plus 150 Prozent), Malware (plus 110 Prozent) und Advanced Persistant Threats (plus 93 Prozent).
Früher oder später schlagen sie zu
In einer Stadt, in der fast 60% der Unternehmen Ein-Personen-Betriebe sind und 78% nur ein bis neun Mitarbeiter beschäftigen, fehlt die Bandbreite für eine komplette IT-Abteilung. Und so wird das Spielfeld für Hacker zum Buffet. "Mittlerweile ist es weniger die Frage, ob, sondern eher, wann", sagt Martin Heimhilcher von der Wirtschaftskammer Wien. Die Dunkelziffer dürfte atemberaubend sein.
Mit 11.800 IT-Dienstleistern in Wien, von denen nur 300 wirklich auf IT-Security spezialisiert sind, klingt das nach einer Menge Geschäft. Und dann gibt es noch die jüngste Mode im digitalen Untergrund - "Crime as a Service". Ja, richtig gelesen. In dieser zwielichtigen Welt verkaufen Hacker ihre Dienste - mit eigener Telefon-Hotline beispielsweise.
Der letzte Rat der Experten? Zahle kein Lösegeld. Gib das Geld lieber für einen IT-Dienstleister aus und versichere dich gegen Cyberangriffe. Und vielleicht, nur vielleicht, überlege dir zweimal, ob du auf diesen suspekten Link klickst, der dir von einem "Freund" geschickt wurde.
Weitere Ergebnisse der KPMG Studie
- 51 Prozent der Unternehmen sagen, dass Cyberangriffe ihr Fortbestehen bedrohen.
- 41 Prozent der befragten Unternehmen würden Security-Lösungen von österreichischen Unternehmen kaufen, wenn es diese gebe.
- 46 Prozent hatten bei der Bearbeitung des Vorfalls Unterstützung durch einen externen IT-Dienstleister; die Hälfte davon hatte einen Retainer-Vertrag mit dem Dienstleister abgeschlossen.
- Für ein Drittel der befragten Unternehmen (34 Prozent) war es schwer, den passenden Dienstleister zu finden.
So hilft die WK Wien
Von einem Cyberangriff betroffene Unternehmen, die keinen IT-Dienstleister an ihrer Seite haben, können die Cybersecurity-Hotline der WKO unter der Nummer 0800 888 133 kontaktieren – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Nach einer kostenlosen Erstauskunft wird auf Wunsch der Kontakt zu einem auf Cybersecurity spezialisierten IT-Dienstleister in der Nähe des Unternehmens hergestellt. Diese Hotline gibt es seit 2017.
„Wir machen Wiener Unternehmen cybersicher“, so Martin Heimhilcher, der auch auf die Möglichkeit einer Cybersecurity-Versicherung hinweist. Auch hier gilt es, den Versicherungsmakler des Vertrauens zu kontaktieren, um das für den Betrieb passende Produkt am Versicherungsmarkt zu finden. Darüber hinaus gibt es ein Cyberversicherungsprodukt mit besonderen Bedingungen, in das die Erfahrungswerte der WK Wien aufgrund der Mitgliederkontakte und der bekanntgegebenen Problematiken eingeflossen sind. Die Mitgliedsbetriebe der WK Wien zahlen für diese – im Falle eines Cyberangriffs – den halbierten Selbstbehalt.