Tourismus

Österreich macht Lebensraum zum Leitbild

Tourismus
05.11.2024

Mit dem Projekt „Lebensraummanagement“ will das Destinations-Netzwerk Austria den Spagat zwischen Urlaubsglück und Lebensqualität meistern. Tourismus soll Mensch und Natur nützen – nicht nur den Betrieben.
Natur Österreich Symbolfoto

Österreich macht mit dem Projekt „Destinationsmanagement 4.0“ Ernst in Sachen Tourismuswandel. Unter dem Schlagwort Lebensraummanagement nimmt das Destinations-Netzwerk Austria (dna) Kurs auf einen nachhaltigen und sozialverträglichen Tourismus, der den Menschen vor Ort ebenso dienen soll wie den Besuchern. Im Fokus steht dabei das dna Lab Lebensraum, das von April bis Oktober 2024 Vertreter aus zehn Regionen und das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit an einen Tisch brachte.

„Wir wollen Österreich zu einer der nachhaltigsten Tourismusdestinationen weltweit machen – ökologisch, ökonomisch und sozial,“ so Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Doch was auf dem Papier wie ein Selbstläufer klingt, erfordert vor Ort eine umso gewichtigere Transformation. Vor allem die Tourismusverbände sollen zu Lebensraum-Managern werden. Das erfordert mehr als nur ein Umdenken: Es ist eine Komplett-Neuausrichtung.

Das Destinationsmanagement der Zukunft, das nun als „DMO 4.0“ in den Konzepten verankert ist, erfordert enge Verbindungen zwischen Tourismusverbänden, Wirtschaft und Bevölkerung. Regionen wie Millstätter See und Bad Kleinkirchheim sehen dies nicht nur als Projekt, sondern als Zukunftsauftrag, der den Standort nicht nur touristisch, sondern umfassend stärken soll.  Das Ziel? Regionen, die nachhaltig wirtschaften und ein gutes Leben für ihre Bewohner sichern. Der Startschuss ist gefallen. Die Arbeit geht 2025
Die Ergebnisse des dna Lab Lebensraum dargestellt in Präamblen, Hypothesen und einem Epilog von Florian Größwang in Zusammenarbeit mit dem Destinations-Netzwerk Austria.

Kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf

Im dna Lab Lebensraum sind klare Hypothesen entstanden, die den Weg für den Tourismus von morgen ebnen. Tourismus könne nur dann bestehen, wenn er dem Lebensraum diene – nicht andersherum, mahnt etwa Manuel Bitschnau vom dna-Präsidium. Der Schutz der Natur und der Blick auf die Bevölkerung vor Ort sind laut Bitschnau keine optionalen Aufgaben. Sie seien vielmehr die Basis für jede künftige Entwicklung in der Branche.

Die neuen Leitlinien sind ambitioniert: Wer heute eine Tourismusstrategie entwickelt, muss die Bewohner, die Natur und die gesamte Infrastruktur der Region in den Blick nehmen. Die DNA der Destination wird damit zur Aufgabe und Verantwortung aller Akteure, die den Lebensraum nutzen und gestalten.

Sechs Hypothesen für den Weg nach vorn

Um diesem Ziel näherzukommen, hat das dna Lab Lebensraum Hypothesen entwickelt, die als Richtschnur für die kommenden Jahre dienen sollen. Unter diesen zentralen Aussagen findet sich auch der Anspruch, die Rollen im Lebensraummanagement klar zu verteilen und neue Indikatoren (KPIs) einzuführen, die mehr als nur ökonomische Erfolge abbilden. Die Destinationsmanagement-Organisationen (DMOs) müssen langfristig zum Bindeglied und zur treibenden Kraft der regionalen Entwicklung werden.

„Die Lebensraum-Perspektive ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit,“ stellt Stefan Brandlehner, Leiter der Tourismusregion Millstätter See, fest. Er sieht die Regionen in der Pflicht, ihre Strategie aktiv in Kooperation mit Behörden und lokalen Akteuren weiterzuentwickeln. Ein unkoordinierter Tourismus werde auf Dauer die Lebensqualität und den ökologischen Wert zerstören.