Betriebsübergaben
Es geht um das Rückgrat des Tourismus
Die österreichische Hotel- und Tourismusbank hat ein Förderprogramm für Übergaben aufgelegt. Und weil eine funktionierende Übergabe auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist, gibt es zusätzlich einen Nachhaltigkeitsbonus. „Übergaben sind eine große Herausforderung im Tourismus“, sagt Florian Zellmann von der OeHT. Die KMU-Forschung hat errechnet, dass bis 2029 rund 8.000 Betriebsübergaben im Tourismus anstehen, neunzig Prozent davon bei familiengeführten Betrieben.
Junge gewinnen
„Da geht es schlicht um das Rückgrat des österreichischen Tourismus“, sagt Zellmann. „Wir müssen unbedingt junge Unternehmer gewinnen. Das ist neben der grünen Transformation unsere größte Herausforderung.“ Auch weil die Rahmenbedingungen schwieriger geworden seien, der Tourismus ein schlechtes Image bekommen habe. „Wenn wir diese Betriebe verlieren, sind wir in der Raumplanung“, warnt Zellmann: „Was soll aus den leer stehenden Betrieben werden? Sterben ganz Orte oder Regionen?“ Zellmann kündigt für den Herbst auch einen Leitfaden des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) an.
ESG-Tauglichkeit entscheidend
Thomas Reisenzahn, Steuer- und Tourismusexperte der Prodinger Tourismusberatung, glaubt nicht, dass jetzt die großen internationalen Hotelkonzerne auf Beutezug durch Österreich schwärmen. „Für die ist die Ferienhotellerie österreichischen Zuschnitts momentan nicht attraktiv, weil die Häuser oft zu klein und aufgrund ihrer Struktur oft auch nicht ESG-tauglich sind. Und gerade das ist den Konzernen wichtig, weil das in Zukunft ein entscheidender Kostenfaktor sein wird.“ Er vermutet, dass es im schlimmsten Fall eher zu einer Umnutzung als zu einem Ausverkauf kommen werde. Er plädiert für den Fall, dass eine familieninterne Übergabe nicht möglich ist, für das Management- Buy-in-Modell, das Prodinger entwickelt hat. Das funktioniere aber nur bei Gewinnbetrieben.
Rollen definieren
Für ihn ist mit das Wichtigste, den Ertragswert des Unternehmens zu ermitteln. Was ist die Liegewiese, auf der ich nichts bauen kann, wirklich wert? Er plädiert dafür, sich rechtzeitig eine externe Moderation ins Haus zu holen, in Familienklausur zu gehen und eine „Familienverfassung“ zu erstellen. Danach könne und müsse man sich um steuerliche und rechtliche Belange kümmern. Wichtig sei, die Rollen klar festzulegen, auch nach der Übergabe. Am besten sei eine Art Aufsichtsrat, in dem auch der Übergebende noch sitzen kann, um dessen Expertise weiter zu nutzen. Oder man spaltet den Betrieb auf: Der Senior bleibt Eigentümer, die Jungen gründen eine Betriebsgesellschaft.
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