Tourismuswirtschaft
Wann ist die Krise überwunden?
Gute Miene zu vermeintlich schlechten Zahlen machte die Chefin Lisa Weddig bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz der Österreich Werbung. 80 Millionen Nächtigungen hatte Österreich im Vorjahr verbucht. Das sind satte 48 Prozent weniger als noch im letzten Vorkrisenjahr 2019. Also zeigt Frau Weddig bloß Zweck- oder Berufsoptimismus als jemand, die in der Pandemie den Job als oberste heimische Tourismusvermarkterin übernahm?
Keineswegs, auch wenn die harten Zahlen belegen, dass die Lage in Österreich im internationalen Vergleich ganz passabel ist – siehe dazu auch Grafik auf Seite 4. Nachfrage und Vertrauen ist aufseiten der Gäste jedenfalls da. Wenn die Pandemie keine Einschränkungen für den Zugang in Hotellerie oder Gastronomie mehr verlangen würde, stünden die Zeichen auf rasche Erholung.
Aussichten verbessern sich
Was kann man also von der restlichen Wintersaison erwarten? Einige zentrale Indikatoren zeigen einen Aufwärtstrend gegenüber dem relativ schwachen Jänner. Einerseits weisen die Umsätze nach oben, seit den Weihnachtsferien hat sich auch die schlechte Buchungslage deutlich verbessert. Das liegt in erster Linie daran, dass die Omikron-Welle weit weniger schlimm als in den Worst-Case-Szenarien befürchtet ausfallen dürfte.
Seitdem Großbritannien und die Niederlanden nicht mehr als Virusvariantengebiete eingestuft werden, ist aus diesen Märkten eine deutlich gestiegene Nachfrage zu bemerken. Und eine aktuelle Umfrage der Österreich Werbung auf Österreichs größtem Auslandsmarkt Deutschland zeigt, dass 54 Prozent der Befragten diesen Winter noch planen bzw. erwägen zu verreisen. Österreich kommt dabei für 43 Prozent der Befragten als Reiseziel infrage. „Die Interessenten für Winterurlaub in Österreich wollen und werden kommen, wenn dies möglich ist. Wenn keine neuen pandemiebedingten Reisebeschränkungen dazwischenkommen, hat der restliche Winter noch einiges an Potenzial, wobei wir heuer noch mehr kurzfristige Buchungen als in normalen Jahren sehen dürften“, so Weddig.
„Die Erholung des Tourismus ist kein kurzfristiges Projekt, sie wird uns noch die kommenden Jahre beschäftigen.“
Probleme im Städtetourismus bleiben
Die Statistik spiegelt natürlich auch nur eine relative Situation wider. Der Städtetourismus und die Tagungsindustrie liegt brach und damit natürlich auch die Beherbergungsbetriebe und Gaststätten, die ihren Hauptumsatz mit Gästen aus dem Ausland generieren wie etwa ein Teil der Gastronomie in der Wiener Innenstadt.
„Die Erholung des Tourismus ist kein kurzfristiges Projekt, sondern wird uns noch die kommenden Jahre beschäftigen“, sagt Weddig. Wifo-Ökonom Oliver Fritz erklärt im ÖGZ-Gespräch, dass es durchaus zu strukturellen Anpassungen kommen wird. Die Anzeichen, dass ein Pandemie-Ende eine Erholung im Tourismus bringt, sind zwar da. Allerdings werden sich Unternehmen auch anpassen müssen – etwa darauf, dass die Geschäftsreisen zurückgehen werden. Findige Unternehmer haben die Gunst der Stunde bereits wahrgenommen und adaptierten ihr Geschäftskonzept auf neue Ziel- und Produktgruppen, wie etwa Delivery oder Meal-Kits.
Die Innovativen haben jedenfalls beste Chancen, gestärkt aus der Krise zu kommen. Und eins noch, die Aussichten auf den Sommer sind wieder sehr gut. Auch wenn heuer vielleicht die Konkurrenz aus dem Süden etwas größer wird, scheint die Nachfrage nach Urlaub in Österreich bei In- und Ausländern in der Pandemie zugenommen zu haben. Es gilt 2022 beispielsweise das beste August-Ergebnis aller Zeiten zu verteidigen.