Neues Bewusstsein für Mitarbeiter

Vorarlberg
20.10.2022

 
Die Vorarlberger Tourismuswoche will zeigen, dass es in der Gastro, der Hotellerie und im Tourismus um deutlich mehr geht als nur darum, Schnitzel zuzubereiten, Betten zu verkaufen oder Sessellifte bereitzustellen. „Bewusstsein“ ist das Gebot der Tourismusstunde.
Eingangsbereich zur Tourismuswoche Vorarlberg

Es brauche diesbezüglich auch eine Verstärkung eben jenes Bewusstseins „auch für Nichttouristiker“, sagt dazu Markus Kegele, seines Zeichens Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Es sei nämlich so, dass man im Ländle nicht nur hochwertige Produkte und Dienstleistungen anbiete, sondern vor allem auch „regionale Arbeitsplätze schafft und damit zur Wertschöpfung in der Region beiträgt“. 

Berufsbilder und ­Wertschätzung

In Sachen Bewusstsein müsse man aber auch bei den Berufsbildern selbst andocken, streicht Kegele im Interview heraus. „Ein Koch muss ja beispielsweise nicht nur kochen können, sondern auch führen, rechnen und planen“, betont er. Mitarbeiter an der Rezeption befänden sich zudem in einer „Vorstufe zu einem Hotel-Manager“. Doch auch das reiche nicht aus, man müsse die Mitarbeiter in diesen verantwortungsvollen und komplexen Funktionen auch mit Wertschätzung und nicht zuletzt auch mit guter Bezahlung hin zu diesen Aufgaben bringen und sie dort halten. „In letzterer Frage braucht es aus meiner Sicht veränderte Rahmenbedingungen, etwa was die zu hohen Lohnnebenkosten betrifft“, konstatiert Kegele. 

Tourismus-Bashing und Werte

Dem Gewinnen von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diese wichtigen Tourismus-Schlüsselfunktionen stehe auch ein „Tourismus-Bashing“ entgegen, betont Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler bei einer Podiumsdiskussion am ersten Tag des Tourismuswoche im Rankweiler „Firmament“. Es gelte, am „Image der Branche“ zu arbeiten und auch in Sachen Führung und Ausbildung nachzuschärfen, so die Staatssekretärin. 

Dem schließt sich auch Mike Pansi an, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Vorarlberg. „So sind wir nicht“, sagt er dazu und nimmt damit auf das weitverbreitete Vorurteil Bezug, dass Löhne und Arbeitszeiten nicht attraktiv seien. „Wir sind eine Branche, bei der Werte und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zentrum stehen“, so Pansi. 

Stichwort Werte: Laut Pansi sind es vor allem die „Vorarlberger Gastlichkeit“ und die österreichische Küche, die es in dieser Hinsicht herauszustreichen gelte. „Darum kommen unsere Gäste und damit identifizieren sich auch unsere Mitarbeiter“, war er sich sicher. Es gelte jedenfalls, „dieses Feuer für unseren Beruf an Lehrlinge und Mitarbeiter weiterzugeben“.

Ganzheitlicher Blick

Um die Mitarbeiter müsse man sich jedenfalls sehr gut kümmern, sagte in einem anschließenden Vortrag Alexander Zerkowitz der unter anderem bei der Prodinger Tourismusberatung tätig ist. Denn schließlich seien diese das „Gold der Branche“. Auch er betonte, wie schon Kraus-Winkler, die Wichtigkeit von guter Führung. „Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sondern die Führungskräfte“, so Zerkowitz.
Damit das nicht passiere, gelte es nicht nur bei den Führungsqualitäten der Arbeiter anzusetzen, sondern vor allem auch beim ganzheitlichen Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es geht hin zu einer Art ganzheitlichen Vergütung, bei der auch ‚Well Being‘, also das Gesundheitsempfinden, ins Zentrum rückt“, sagte er. „Was spricht etwa dagegen, den eigenen Mitarbeitern auch kostenlos Zugang zu der ärztlichen Betreuung im Betrieb zu gewähren“, stellte er eine damit zusammenhängende Frage. 
Entscheidend sei auch, die jeweiligen Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe im Auge zu haben. Zudem müsse jeweils anders an die Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herangegangen werden. „Tik-Tok und vergleichbare Videoplattformen holen diese dort ab, wo sie sind“, sagte Zerkowitz. Aber auch das helfe nichts, wenn nicht zuvor das Alleinstellungsmerkmal definiert worden ist: „Damit wir für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiv sind, müssen Identität und Merkmal gut herausgearbeitet und definiert sein.“ 

Startschuss

Für all die diskutierten Fragen und nicht zuletzt für die Vernetzung von Tourismus-Akteuren und -Akteurinnen sei die Tourismuswoche eine Art „Startschuss“, hat Kegele am ersten Tag der Tourismuswoche betont, die dem Zusammentreffen und Austausch der Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Bereich gewidmet war. „Es gibt zweifellos noch Luft nach oben, aber die Qualität unserer Angebote stimmt schon mal“, konstatiert er und wagt zugleich schon einen Blick in die Zukunft und hin zu den noch kommenden Tourismuswochen in den nächsten Jahren. 

Text: Markus Stegmayr