(Over)Tourism

Österreichs Tourismus: Stolz und genervt zugleich

Tourismus
20.09.2024

Österreich ist stolz auf seine Rolle als Tourismusland, doch die Schattenseiten dieses Erfolgs werden immer deutlicher. Eine aktuelle Integral-Studie zeigt, wie die Bevölkerung den Tourismus zunehmend als Belastung empfindet.
Overtourism

Tourismus hat in Österreich eine zentrale Bedeutung, und die meisten Österreicher sind stolz darauf, dass ihr Land ein gefragtes Reiseziel ist. Laut einer neuen Integral-Studie stimmen 86 Prozent der Befragten zu, dass sie die Attraktivität Österreichs für internationale Touristen schätzen. Auch die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors wird von 95 Prozent der Menschen anerkannt. Doch dieser Stolz wird von einer wachsenden Frustration begleitet: 77 Prozent der Befragten geben an, dass die touristischen Massen an manchen Orten zunehmend belastend wirken. Besonders in Wien wird das Thema „Overtourism“ scharf diskutiert.

Integral Studie Tourismus

Alles eine Sache des Betrachtungswinkels

Interessant ist jedoch, dass die Wahrnehmung stark von der Region abhängt. Während in touristischen Hotspots wie Wien 38 Prozent der Befragten das Gefühl haben, dass zu viele Touristen ihre Stadt überfluten, zeigen sich in anderen Regionen die Menschen entspannter. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Rund 30 Prozent derjenigen, die innerhalb Österreichs Urlaub machen, klagen über Überfüllung in beliebten Urlaubsregionen.

Für die Zukunft des Tourismus sieht Marco Riederer, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, eine zentrale Herausforderung: „Trotz der offensichtlichen Herausforderungen bietet die Branche vielfältige und spannende Arbeitsmöglichkeiten. Gerade in Zeiten, in denen Sinn und Nachhaltigkeit im Beruf immer mehr an Bedeutung gewinnen, eröffnet der Tourismus einzigartige Chancen.“ Riederer betont, dass es wichtig sei, diese Aspekte stärker in den Vordergrund zu rücken, um junge Menschen wieder für Berufe im Tourismus zu begeistern.

Fachkräftemangel: What else?

Ein weiteres Problem, das die Branche beschäftigt, ist der zunehmende Fachkräftemangel. Nur 28 Prozent der Befragten können sich vorstellen, im Tourismussektor zu arbeiten. Besonders bezeichnend ist, dass nur knapp die Hälfte derjenigen, die bereits im Tourismus gearbeitet haben, eine Rückkehr in die Branche erwägen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem interessante Unterschiede in den sogenannten Sinus-Milieus. Während die „Kosmopolitischen Individualisten“ das Klimaticket nutzen, um ihre physische und mentale Mobilität auszuleben, betonen die „Progressiven Realisten“ besonders die Nachhaltigkeitsaspekte. Diese Differenzen in den Lebenswelten spielen eine wichtige Rolle für die Zukunft des Tourismus – sowohl in der Ansprache von Gästen als auch in der Werbung für Arbeitskräfte.

Tourismus "akzeptabel gestalten"

Die Herausforderung für die Branche wird es sein, den Tourismus für die Bevölkerung akzeptabel zu gestalten, ohne den wirtschaftlichen Erfolg zu gefährden. „Die Balance zwischen Stolz und Überforderung muss gefunden werden“, erklärt Alexandra Mossakowski von Integral. „Nur so bleibt Österreich auch in Zukunft eine attraktive Tourismusnation – für Gäste und Einheimische gleichermaßen.“

Methodischer Hinweis

Dies sind Ergebnisse aus der Integral Eigenforschung, für die zwischen 5. und 10. September 2024 n=1.000 Personen aus dem Austrian Onlinepool online befragt wurden, repräsentativ für die österreichische Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren.