Tourismus

Was die Jungen heute suchen

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17.06.2024

Der aktuelle Prodinger Trendreport „Next Generation Hotels“ beleuchtet eine entscheidende Entwicklung im Tourismus: Die GenZ bevorzugt technikaffine Reisen und wird bis 2030 mehr als 30 Prozent der Reisenden ausmachen. Dies erfordert ein tiefgehendes Verständnis ihrer Bedürfnisse.
Gen Z

Die Generation Z, geboren ab 1996, wächst heran und formt die Zukunft des Tourismus. Diese jungen Menschen sind nicht nur digital versiert, sondern auch stark in ihren Überzeugungen und Erwartungen.

Für die Tourismusbranche bedeutet dies sowohl eine Herausforderung als auch eine immense Chance, sich weiterzuentwickeln. Ein genauerer Blick auf die Bedürfnisse und Werte dieser Generation zeigt, wie Hoteliers und Gastronomen erfolgreich auf diese Zielgruppe eingehen können.

Als künftige Hauptakteure im Tourismus stellt die GenZ neue Anforderungen an die Branche. Laut einer Analyse erwarten 67 Prozent dieser jungen Reisenden modernste technologische Ausstattung in Unterkünften. Eine benutzerfreundliche und sichere Online-Präsenz ist für sie unverzichtbar. Die Studie betont, dass die GenZ nicht nur schnelle Buchungsprozesse und automatisierte Check-ins schätzt, sondern auch ein starkes Umweltbewusstsein besitzt, trotz ihrer häufigen Flugreisen. Sie legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Das bedeutet, dass Hotels und Gastronomiebetriebe, die auf Nachhaltigkeit setzen, einen klaren Vorteil haben werden. Grüne Energie, regionale Lebensmittel und nachhaltige Geschäftsmodelle sind für die Gen Z nicht nur Pluspunkte, sondern oft entscheidende Kriterien bei der Wahl ihrer Unterkunft.

Hintergrund

Wer ist Gen Z?
Die Generation Z, oft abgekürzt als GenZ, umfasst Personen, die ab etwa 1996 geboren wurden. GenZ zeichnet sich durch ihre Affinität zur digitalen Welt aus, da sie mit Smartphones, sozialen Medien und dem Internet aufgewachsen ist. Ihre Lebensweise und ihr Konsumverhalten sind stark von Technologie und digitalen Innovationen geprägt.

• Babyboomer: 
    1946 bis 1964
• Generation X: 
    1965 bis 1979 
• Generation Y / Millennials:  
    1980 bis 1995
• Generation Z: 
    1996 bis etwa 2010 
• Generation Alpha:  
    ab 2011 

Flexibilität und Authentizität

Eine weitere Besonderheit der Gen Z ist ihre Spontaneität. Sie bucht Reisen häufig kurzfristig und entscheidet basierend auf Wetter, Stimmung und aktuellen Angeboten. Hotels, die flexible Stornobedingungen und kurzfristige Buchungsoptionen anbieten, werden hier klar bevorzugt.
Doch es geht nicht nur um Flexibilität. Die Gen Z sucht nach authentischen Erlebnissen. Sie will nicht nur Standardangebote konsumieren, sondern einzigartige, persönliche Erfahrungen machen. Storytelling spielt dabei eine zentrale Rolle. Hotels, die ihre Geschichte erzählen, sei es die Historie des Hauses, die Leidenschaft der Inhaber oder die besonderen Erlebnisse anderer Gäste, schaffen eine tiefere Verbindung zu ihren Besuchern.
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, müssen Beherbergungsbetriebe ihre digitale Effizienz steigern und zugleich nachhaltige Praktiken einführen. Diese doppelte Herausforderung bietet jedoch auch Chancen für Innovation. Umfangreiche Daten und Marktstudien belegen, wie essenziell es ist, die Erwartungen der jungen Generation zu erfüllen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Zukunft des Alpentourismus wird von der dynamischen und anspruchsvollen Generation Z geprägt.

Gemeinschaft und Individualität

Interessanterweise sehnt sich die Generation Z trotz ihrer digitalen Vernetzung nach realen Gemeinschaftserlebnissen. Sie sucht Kontakte und Gemeinschaft, möchte aus der Online-Vereinzelung ausbrechen und echte Begegnungen erleben. Gemeinschaftstische, Co-Working-Spaces und einladende Lobbys können hier einen entscheidenden Unterschied machen.

Gleichzeitig schätzt die Gen Z Individualität. Maßgeschneiderte Angebote, die auf die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse abgestimmt sind, werden hoch geschätzt. Ob es ein spezieller Kaffee zum Frühstück, besondere Kissen für besseren Schlaf oder flexible Essenszeiten sind – die Möglichkeit, das Erlebnis individuell zu gestalten, ist ein großer Pluspunkt.

Gen Z
Viele junge Menschen möchten auch während ihrer Reisen arbeiten oder müssen dies sogar.

Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Gästebindung

Diese Ansätze sind übrigens generationenübergreifend relevant. Ob Boomer, GenX, GenY oder GenZ – entscheidend sind die Lebensanschauungen und Wertegemeinschaften, die Menschen verbinden. Diese Wertegemeinschaften sind heute stärker als klassische demografische Daten wie Alter oder Bildungsstand. Die Sinus-Milieus bieten hier wertvolle Einblicke und helfen, die verschiedenen Gästetypen besser zu verstehen.

Ein gutes Beispiel für die praktische Anwendung dieses Wissens ist die „letzte Meile“ der Anreise. Wenn ein Gast mit dem Zug statt dem Auto anreist, sollte hinterfragt werden, warum er sich dafür entschieden hat. Besitzt er ein Klimaticket? Bevorzugt er den Zug aus Komfort- oder Umweltschutzgründen? Oder spielt der Kostenfaktor eine Rolle? Kennt man die Motive, kann man das Gesamterlebnis für den Gast entsprechend gestalten und verbessern.

Ein tiefes Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Prioritäten der Gäste erhöht die Zufriedenheit und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wiederkommen. Die Kombination aus Nachhaltigkeit und gezielter Gästebetreuung ist somit ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunft der Gastronomie und Hotellerie.

Arbeit und Freizeit verbinden

Ein weiterer Trend, der sich bei der Gen Z abzeichnet, ist die sogenannte „Workation“. Viele junge Menschen möchten auch während ihrer Reisen arbeiten oder müssen dies sogar. Ein gutes, verlässliches WLAN und Arbeitsmöglichkeiten im Hotel, wie Schreibtische im Zimmer oder Co-Working-Spaces, sind daher essenziell. Diese Kombination von Arbeit und Freizeit bietet nicht nur den Gästen Flexibilität, sondern kann auch die Aufenthaltsdauer verlängern.

Strategien für eine erfolgreiche Ansprache junger Gäste in der Hotellerie

  • 1 Sinus-Milieus berücksichtigen 

Junge Gäste sind vielfältig und lassen sich, wie ältere Gäste, bestimmten Milieus zuordnen. Überlegen Sie, welches Milieu zu Ihrem Haus passt und welche Milieus Sie bedienen können. Ein gezielter Ansatz kann positive Überraschungen und eine stärkere Bindung erzeugen.

  • 2 Erwartungen übertreffen

Seien Sie ein „Spirit Maker“, indem Sie die Erwartungen Ihrer Gäste übertreffen. Vermeiden Sie Klischees und Trends, die nur kurzfristig sind. Setzen Sie auf Authentizität und überlegen Sie, was Sie selbst am besten können und was Sie interessiert. Ihre Einzigartigkeit kann neue Trends setzen.

  • 3 Flexibilität

Junge Leute buchen oft spontan, abhängig von Wetter und Stimmung. Gestalten Sie Ihre Stornobedingungen möglichst großzügig, um dieser Spontaneität gerecht zu werden.

  • 4 Preisbewusstsein

Junge Gäste sind preissensibel, oft aus Notwendigkeit. Sie erwarten keinen Luxus, sind aber bereit, ihr Geld für authentische, sinnvolle und bereichernde Erlebnisse auszugeben. Angebote wie geführte Wanderungen, Leih-Ausrüstung und regionale, vegetarische/vegane Kulinarik können hier punkten.

  • 5 Individualisierung

Junge Gäste schätzen individuelle, auf sie zugeschnittene Angebote. Dies kann ein speziell zubereiteter Kaffee zum Frühstück, besondere Kissen für besseren Schlaf oder flexible Essenszeiten sein. Personalisierung schafft ein einzigartiges Erlebnis.

  • 6 Technik im Zimmer

Wenn vorhandene Technik das Leben erleichtert, wird sie genutzt, z.B. für den Check-in/out mit dem Handy. Ansonsten gilt: „Nice to have“, aber nicht zwingend notwendig.

  • 7 Storytelling

Erzählen Sie Ihre Geschichte. Seien Sie authentisch und persönlich. Berichten Sie von sich, der Inhaberfamilie und Ihren Leidenschaften. Lassen Sie zufriedene Gäste erzählen. Eine persönliche Note bereits in der frühen Phase der Customer Journey kann bei jungen Leuten gut ankommen.

  • 8 Kooperation: 

Arbeiten Sie mit Ihren Nachbarn zusammen. Entwickeln Sie gemeinsame Angebote wie Partys, DJs, Halbpension, Ausflüge, Leihausrüstung und SPA. Kooperationen sind ökonomischer und bieten eine größere Vielfalt.

  • 9 Einfachheit 

Junge Gäste sind oft unsicher und wollen sich aufgehoben fühlen. Überfordern Sie sie nicht mit zu viel Technik oder komplexen Angeboten. Bieten Sie einfach }verständliche, individuell zusammenstellbare „Rund-um-sorglos-Pakete“ an.

  • 10 Kommunikation

Junge Gäste schätzen persönliche Ansprache und sind gleichzeitig vorinformiert. Ihr Personal sollte auf Augenhöhe kommunizieren können. Nutzen Sie Apps und E-Mails für die Kommunikation abseits der Rezeption. Ihre Botschaften sollten kurz und prägnant sein, ähnlich der Kommunikation auf Plattformen wie TikTok.

  • 11 Gemeinschaft:

Junge Reisende suchen Entspannung und Gemeinschaft. Bieten Sie Gemeinschaftstische, Co-Working-Spaces und einladende Lobbys an. Traditionelle Brettspiele oder ein Plattenspieler im Zimmer können ebenfalls gut ankommen.

  • 12 Workation

Viele junge Gäste arbeiten auch während ihrer Reisen. Bieten Sie ihnen Schreibtische im Zimmer und Co-Working-Spaces im Hotel an sowie ein gutes, verlässliches WLAN.

  • 13 Resonanzen und Sinn

Überlegen Sie, wie Sie Ihren Gästen mehr bieten können als nur ein Bett und Essen. Junge Gäste möchten Erlebnisse und Inspiration. Bieten Sie Möglichkeiten, mit der Natur und Tieren in Kontakt zu kommen und neue Menschen kennenzulernen.

  • 14 Regionalität und Veganismus

Regionale und vegane Angebote sind bei jungen Gästen sehr beliebt und werden am Frühstücksbuffet vorausgesetzt. Berücksichtigen Sie diese Vorlieben.

  • 15 Nachhaltigkeit

Für viele junge Gäste ist Nachhaltigkeit ein Buchungsgrund, sofern glaubwürdig kommuniziert. Für andere ist es ein „Nice-to-have“, das nicht mehr kosten sollte. Nachhaltigkeit kann Ihre Attraktivität und Glaubwürdigkeit steigern.

Quelle: Prodinger Trendreport „Next Generation Hotels“