Terroir, bitte! Der Rum macht plötzlich einen auf Wein
Die karibische Aromen-Fülle – auch wenn längst nicht alle Rums von den Antillen stammen – fängt den Sommer im Glas ein. Doch Vorsicht: Süße ist nicht das einzige Kriterium für das Rum-Angebot an der Bar.


Wie ein flüssiges „Bounty“ kann der Rum sein, aber der Karibik-Brand schmeckt bisweilen auch nach würzigem Eichenholz wie bei einem Räucherstäbchen. Diese Vielfalt macht den Reiz dieser Kategorie aus, auch wenn sich noch nicht überall herumgesprochen hat, dass man ihr die gleiche Aufmerksamkeit widmen sollte wie dem Whisky. Denn auch hier macht das Fass viel vom Aroma aus.
Dazu stellen immer mehr Hersteller-Länder stolz die Herkunft heraus. Rechtlich heißt das „GI“ (=„geographical indication“, geschützte Herkunftsbezeichnung). Die Regelungen sollen die Individualität des Rums stärken. So wird etwa in Martinique und Guatemala die nationale Herkunft des Zuckerrohrs gefordert, in Jamaika ist Aufzuckern nicht zulässig und Kuba regelt sogar die Temperatur bei der Reifung (15 Grad) per Gesetz.
Tropische Nase
Kennt man diese Profile, lässt sich an der Bar mit den unterschiedlichen Herkünften punkten. Jamaica-Rum etwa erinnert mit seinen Frucht-Ester-Noten an die tropische Nase eines Weißbiers. Im spanischen Stil, den etwa Kuba, Venezuela oder die Dom. Republik pflegen, wird man derlei schwer finden; hier gilt balancierte Süße á la Milchschokolade als Charakterzug.
Dass die EU im Mai 2021 auch den Zuckergehalt beim Rum auf 20 Gramm pro Liter limitiert, wird den trockenen Stilen weiter Auftrieb geben. Doch Vorsicht: Der heimische Gast liebt seinen tropisch-fruchtigen Rum, der ihn an den Urlaub erinnert. Es braucht also zumindest zwei unterschiedliche Rums für den Pur-Genuss. Die Orientierungshilfe für Ihre persönliche Auswahl hat die ÖGZ!
ÖGZ-Sieger 2020: Rum
Plantation: Zurückgenommene Süße holt „Goldene“
Mount Gay: „Goldener“ für Cognac-Freunde
Diplomático: ÖGZ-Gold für aromatisch dunklen Typus
Appleton: Würzig und balanciert zum ÖGZ-Gold
Relicario: Whisky-trocken zum ÖGZ-Gold