Ein Tiroler Bauer, der Whisky brennt
Über 4.000 Brennrechte in Tirol zeigen, wie stark das Schnapsbrennen hier verwurzelt ist. „Mit einem „Stamperl Schnaps wird man in Tirol willkommen geheißen, es werden Freundschaften besiegelt, Erfolge gefeiert, Verträge besiegelt, Unwohlsein kuriert und Seelenleid gelindert“, sagt Wendelin Juen, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol. Um die Bedeutung von Schnaps zu unterstreichen, hat die Agrarmarketing Tirol 2014 die Tiroler Schnapsroute initiiert.
Attraktion Brennerei
Seither sind in den mehr als 40 teilnehmenden Brennereien nach Voranmeldung jederzeit Besucher willkommen. Die Brenner informieren über die Veredelung von Obst zu Destillationen, führen durch Obstgärten und Brennerei. Und natürlich gibt’s auch die jeweiligen Spezialitäten der Schnapsbrennereien zu verkosten. Ausführliche Informationen dazu gibt es auf www.schnapsroute.at oder im Buch „Tiroler Schnapsroute“, das im Buchhandel und bei allen teilnehmenden Schnapsbrennern erhältlich ist.
Der Marillenkaiser
Kommt man entlang der Schnapsroute beim „Turabauer“ Gerhard Maass in Prutz vorbei, erwartet einen weit mehr als ein Blick hinter die Kulissen einer Tiroler Brennerei. Gerhard Maass wird „Marillenkaiser“ genannt und verfügt über eine der größten Marillenkulturen Österreichs. In Prutz im Tiroler Oberland – die Gemeinde liegt direkt an der Auffahrt zum Kaunertaler Gletscher – hat Maass in 900 Metern Seehöhe auf sechs Hektar rund 12.000 Marillenbäume gepflanzt und erntet circa 15 Kilogramm Marillen pro Baum. Daraus entstehen 40 Edelbrände, 20 Liköre, zehn verschiedenen fassgereifte Fruchtbrandsorten und Fruchtaufstriche von der Tiroler Bergmarille. Verkauft werden die Destillate ab Hof und an die Gastronomie im Raum Tirol, Bayern und der Schweiz.
Rum, Gin & Whisky
„Rum und Gin ist in der Gastronomie derzeit der Renner“, erzählt Gerhard Maass. Meistens werden aber Gin und Rum synthetisch hergestellt. „Wir machen das auf natürliche Art und Weise, bei uns wird gebrannt, und der Rum reift im Holzfass. Dazu verwenden wir hochwertige Fässer im Einmalverfahren. Das sorgt für wesentlich bessere Qualität.“ Zuletzt hat er sich dem Whisky verschrieben. Nach dem Motto „Was die Schotten können, können auch wir“ hat Maass versucht, aus heimischem Getreide – und zwar speziell aus der im Tiroler Oberland angebauten „Fisser Imperial-Gerste“ – Whisky zu brennen.
Mit Erfolg. Beide Sorten, zwei- und dreijährige Whiskys, wurden bei den World Spirit Awards 2017 mit Doppelgold ausgezeichnet. Und das, obwohl der Whisky weder am Markt noch der Name des Produkts oder die künftige Form der Flasche bekannt ist. Was Maass aber mit Sicherheit jetzt schon weiß: „Der Tiroler Whisky ist ein hundert Prozent regionales Produkt.“ Die Fisser Gerste wird auf einer Fläche von 40 Hektar angebaut, und eine kleine Initiativgruppe mit Bauern, Edelbrennern und Zillertal Bier entwickelt daraus neue regionale Produkte. Maass entschied sich für Whisky: „Es wäre für mich uninteressant, die Gerste von irgendwoher zuzukaufen. In der Gastronomie ist es wichtig, dass der Kellner eine Geschichte erzählen kann. Da tut man sich leichter mit einem regionalen Produkt. Das merkt sich der Gast.“
Maass ist beim Whiskybrennen auf einige Herausforderungen gestoßen. Die Fisser Imperial-Gerste weist einen mit 18 Prozent überdurchschnittlich hohen Eiweißgehalt auf. „Das macht den Brennvorgang zwar schwieriger, den Whisky aber fruchtiger und aromatischer“, so Maass. Ein weiteres Experiment, über das sich Maass drübergetraut hat, ist die Art, die Gerste zu räuchern. Dazu hat sich der Edelbrenner am Torf vom nahegelegenen Piller Moor bedient. Der Whisky erhält dadurch eine noch speziellere Note aus Torf, Rauch und Jod. „70 % der Whiskytrinker wollen das Fruchtige, 30 % das Rauchig-Jodige. Die 30 % trinken ein Vielfaches von dem, was die 70 % trinken, weil das die typischen Whiskytrinker, wie zum Beispiel die Zigarrenraucher, sind“, sagt Maass. Es wird den Tiroler Whisky deshalb in drei Sorten geben: Einmal wird das rein Fruchtige betont, dann das extrem Rauchig-Jodige. Und darüber hinaus wird es ein Mittelding mit etwas Rauch und Jod geben. Ab Mitte 2018 wird der bereits hochdekorierte Tiroler Single Malt Whisky für die Gastronomie erhältlich sein.