Ernte
Privatbrauerei Zwettl setzt auf regionale Gerste
Auf 500 Hektar bauen 130 Mitgliedsbetriebe von Edelkorn im Bezirk Waidhofen/Thaya Braugerste exklusiv für die Brauerei Zwettl und für die zum Unternehmensverbund gehörende Bierwerkstatt Weitra an. Zwettler verarbeitet jährlich rund 2.500 Tonnen dieser regionalen Braugerste. Grundlage dafür sind langjährige Vereinbarungen mit fixen Abnahmegarantien und der Zahlung eines „freiwilligen Waldviertel-Bonus“ an die beteiligten Landwirte. Regionale Lebensmittel und Produkte, die den „lokalen Geschmack spiegeln“ liegen im Trend und erleben einen ungemeinen Zuspruch. Gleichzeitig war die Diskussion um die Versorgungssicherheit mit agrarischen Rohstoffen nie von größerer Bedeutung als jetzt. „Nicht nur aus Sicht der Konsumenten, sondern auch aus jener der Produzenten“, weiß Karl Schwarz, der in fünfter Generation die Privatbrauerei Zwettl führt. „Unsere Biere werden seit mehr als 300 Jahren aus regionalen Rohstoffen hergestellt“.
Aufgrund des Klimawandels und damit einhergehender längerer Trockenperioden und zunehmender Hitze hat sich die Art der angebauten Gerste gewandelt: Wurde früher mehrheitlich Sommerbraugerste für das Bierbrauen eingesetzt, wird nunmehr auf einen gesunden Mix zwischen Sommerbrau- und Winterbraugerste gesetzt. Heuer werden erstmals 40 % Winterbraugerste und 60 % Sommerbraugerste angebaut. Barbara Widner, Obfrau der Erzeugergemeinschaft Edelkorn, weiß: „Dieser Mix gibt sowohl unseren landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben als auch der Brauerei Sicherheit.“ Karl Schwarz wiederum betont: „Wir kooperieren seit mehr als 20 Jahren mit Edelkorn und haben seither rund 40 Millionen Kilogramm regionale Gerste verarbeitet.“
Bier ist flüssiges Brot
Die Slow-Bäckerei Kasses aus Thaya im Waldviertel lud nach der Gerstenernte zum Brot-Back-Kurs in die traditionelle Bäckerei. Lena und Laura Kasses, die das Unternehmen seit 2021 in vierter Generation im Duo führen, wissen: „Bier ist flüssiges Brot.“ Bäcker wie auch Brauer sind auf Malz, hergestellt aus Gerste, angewiesen: Sie gibt dem Brot wie dem Bier Farbe und Aroma. Eigens für die Veranstaltung wurden Rezepturen mit Gerstenmehl entwickelt. Die Bäckerei Kasses verarbeitet pro Jahr rund 300.000 Kilogramm Mehl zu 135 verschiedenen Brotsorten und Gebäck-Variationen. „An jedem Produktionstag geht eine Tonne Mehl durch die Hände unserer Mitarbeitenden“, so Lena und Laura Kasses, die stolz auf die Handarbeit im Unternehmen sind. Die Bäckerei beschäftigt 34 Angestellte und hat dabei einen 65%igen Frauenanteil, der für die Branche außergewöhnlich hoch ist.