Innsbrucker Hotelmarkt in Bewegung
Es bleibt ein Zankapfel: Das geplante Motel One in unmittelbarer Nähe des Innsbrucker Hauptbahnhofes. Es ist bereits das zweite Hotelprojekt, das in eines der vom Tiroler Investor Markus Schafferer errichteten Pema-Gebäude rund um den Innsbrucker Hauptbahnhof einziehen soll. Im „Headline“-Gebäude ist seit 2013 das Hotel Adlers der Hoteliersfamilie Ultsch mit 80 Zimmern eingemietet. Im neuen P3-Turm soll Motel One einziehen. Die Diskussion darüber spießt sich an der Bettenanzahl. 220 Zimmer sollen es werden. Durchschnittlich verfügen die Innsbrucker Hotelbetriebe über 50 bis 120 Zimmer.
Hotelstudie
Eine im Frühjahr von der Stadt Innsbruck vorgestellte Hotelstudie prognostiziert einen Bettenbedarf in Innsbruck von zumindest 1.600 Betten bei geringen, 2.200 Betten bei einem gemäßigten und 2.800 Betten bei einem dynamischen Wachstum. Darüber hinaus könne die eher konservative Innsbrucker Hotellerie Diversifikation in Richtung Lifestyle-, Budget- und Boutique-Hotellerie, Kongress- und Businesshotels sowie Longstay-Konzepte vertragen. Es fehle an Leitbetrieben und internationalen Markenhotels. Im Zwei- und Drei-Sterne-Segment habe sich eine gewisse Überalterung breitgemacht.
Verdrängungswettbewerb befürchtet
„Entsprechend dieser Studie sind in den nächsten zehn Jahren in Innsbruck 800 bis 1.400 zusätzliche Zimmer bei einer dynamischen Entwicklung durchaus vertretbar“, sagt Karin Seiler-Lall. Die Geschäftsführerin des TVB Innsbruck macht jedoch klar: Dieses Wachstum dürfe nicht eindimensional erfolgen, sondern im Sinne eines ausgewogenen Angebots-Mix, in dem sich die angesprochenen Segmente und Hotelkategorien wiederfinden. Das Hotelprojekt der Motel-One-Gruppe werde befürwortet, aber in einer verträglichen Größe mit 140 bis 160 Zimmer. „Motel One ist sicher eine ernstzunehmende Konkurrenz für Hotels in einer weniger optimalen Lage und mit einer ohnehin schon kritischen Bettenanzahl und Auslastung bzw. ohne eigenes Hotelkonzept und Zielgruppen-Positionierung“, erklärt Seiler-Lall die kritische Sicht vieler Marktteilnehmer.
In der Wirtschaftskammer Tirol sieht man das ähnlich. „Wir haben sehr viele kleinstrukturierte Betriebe in Innsbruck, die haben natürlich ein Problem, wenn ein Big Player kommt. Die genannte Größe mit 220 Zimmern ist einfach unglaublich. Wir sind für 160 Zimmer. Das ist das Limit“, betont Mario Gerber, Obmann der Tiroler Hotellerie. Selbstverständlich aber begrüße die Wirtschaftskammer die Investition in den Standort. „Das Motel One passt sehr gut zu Innsbruck, aber bitte in einer wirtschaftlich verträglichen Größe.“
Neues Penz Hotel
August Penz, Hotelier in Innsbruck (The Penz Hotel, Penz West Hotel, Hotel Maximilian) stößt sich ebenfalls an der Zimmeranzahl. „450 bis 500 Betten ist irrwitzig. Das passt im Verhältnis nicht zur Stadt.“ Der stellvertretende TVB-Innsbruck-Obmann tritt deshalb ebenfalls für die Höchstgrenze von 160 Zimmern ein. Dabei betreibt die Hoteliersfamilie Penz bald selbst ein neues Hotel in Innsbruck. In der Maria-Theresien-Straße eröffnet im Dezember das vom Tiroler Investor Hans Rubatscher (Rathaus Galerien Innsbruck, Pitztaler Gletscherbahnen) errichtete Lifestyle Hotel mit 120 Zimmern. Hotelier Harald Ultsch, der das Motel-One-Projekt nicht näher kommentieren möchte, hat am südwestlichen Stadtrand in der Nähe des Wifi ebenfalls ein Hotelprojekt in der Pipeline. Das Harry’s Home mit „maximal 100 Zimmern“ befinde sich in der Planungsphase. „Es ist derzeit nicht absehbar, ob es realisiert werden kann“, sagt Harald Ultsch.
Weitere Projekte
An der östlichen Einfahrt in Innsbruck steht im etwas in die Jahre gekommenen Greif-Center möglicherweise ein weiteres Hotelprojekt auf der Warteliste. Eigentümer der Immobilie ist der Zillertaler Möbelhändler Martin Wetscher, der eine Revitalisierung in Höhe von 50 Mio. Euro mit neu organisierten Shoppingflächen, Großkino, Bowlinghalle und einem Hotel mit bis zu 200 Betten ins Auge fasst. Auch im Westen von Innsbruck könnte sich Neues tun. Am Standort des ehemaligen Gasthauses Kranebitter Hof plant Eigentümer Josef Nocker ein 200-Betten-Hotel. Wenige hundert Meter vom Flughafen Innsbruck könnte 2018 ein lange geplantes und seitens der Stadt auch erwünschtes Flughafenhotel rea-lisiert werden.
Hilton Hotel und Kongresshotel
Offen ist, wie es mit dem Hilton Hotel in prominenter Innenstadtlage bei der Triumphpforte weitergeht. Die Liegenschaft gehört der Stadt Innsbruck, der in den 1970ern errichtete Hotelturm dem Innsbrucker Hotelier Klaus Stiebleichinger (Hotel Alpinpark, Alp-
hotel Innsbruck, Hotel Grauer Bär, Hotel Bon Alpina Igls). Das Land Tirol plant den Hotelturm in ein Tirol Haus umzuwandeln, das Tirol Werbung, Standortagentur, Agrarmarketing Tirol und die Landesbaudirektion beherbergen soll. Ob die Räumlichkeiten für das Hotel bestehen bleiben oder nach einem neuen Standort gesucht wird, ist unklar. Klaus Stiebleichinger wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Es gibt aber ein Tauziehen um mögliche Grundstückdeals. Im Raum steht, dass das Land Tirol von der Stadt das Grundstück übertragen bekommt, auf dem das jetzige Hilton Hotel errichtet wurde. Dafür gibt das Land die Landesbaudirektion in der Herrengasse beim Congress Innsbruck an die Stadt ab. Geht es nach der Stadt, soll in der Herrengasse das Congress Innsbruck erweitert und ein neues Kongresshotel entstehen.
Igls sucht nach Ferienhotel
Den ehemals hochtouristischen Innsbrucker Stadtteil Igls will Tourismusstadtrat Franz X. Gruber „keinesfalls aufgeben“. Aufgrund der negativen Entwicklung mussten Betriebe schließen oder es fanden sich keine Nachfolger. Positiv zu sehen ist, dass das Gesundheitszentrum Lanser Hof in der benachbarten Gemeinde Lans 2016 rund 25 Mio. Euro in einen neuen Hoteltrakt investiert hat. Mit dem Neubau der Patscherkofelbahn soll es auch in Igls wieder aufwärts gehen. Laut Stadtrat Gruber bestehe der politische Wille, dass in Igls ein neues Ferien- oder Gesundheitshotelprojekt entstehen könnte. Konkrete Projekte gäbe es keine. Anbieten würde sich auch das Sporthotel Igls. Inhaber Stefan Beck ist 2015 mit der geplanten Übernahme durch chinesische Investoren bei der Grundverkehrsbehörde gescheitert. Dem Vernehmen nach ist die Suche nach einer Lösung für eine Nachfolge weiterhin aufrecht.
„Dass wir in Innsbruck-Igls Betten brauchen, steht außer Frage“, sagt Tourismusstadtrat Gruber. Auf die Gesamtsituation angesprochen, meint Gruber, man müsse die Dimension im Auge behalten. „Ein Angebot, wie Motel One es bietet, fehlt in der Stadt. Die Marke ist cool und willkommen.“ Eine Einschränkung sieht der ÖVP-Stadtrat wie WK und TVB in der Größenordnung. „Die ursprünglich geplanten 300 Zimmer und aktuell vom Investor geforderten 220 Zimmern sind überdimensioniert. Für uns sind 160 Zimmer ausreichend.“ Man wolle nicht marktordnerisch eingreifen, sehe aber eine zu starke Konzentration auf einen Anbieter und Standort. Das könne marktverschiebende Effekte haben. Wie es in der Causa Motel One weitergeht, entscheidet sich frühestens im Herbst.
Kurz gefasst
Das derzeitige Bettenangebot von 6.559 gewerblichen Betten in Innsbruck setzt sich zusammen aus 26 Vier- und Fünf-Sterne-Betrieben, 25 Drei-Sterne-Betrieben und 24 Ein- und Zwei-Sterne-Betrieben.