Höhere Ortstaxe für ­Salzburg?

Salzburg
31.10.2019

Von: Daniel Nutz
Der „Lonely Planet“ empfiehlt Salzburg als Städtedestination 2020. So richtig freuen will das aber scheinbar niemanden. Die Stadt-SPÖ will jetzt die Ortstaxe erhöhen, um die Touristenströme zu lenken

Wenn der größte Reiseführer der Welt einen als Destination des Jahres empfiehlt, ist das eigentlich doch ein Anlass für Freudensprünge. So ganz euphorisch war man in der Stadt Salzburg aber gar nicht, als der die Backpacker-Bibel „Lonely Planet“ Salzburg (mit anderen Städten) zum besten Städtereiseziel 2020 kürte. 
„Vom größten Reiseverlag weltweit ausgezeichnet zu werden macht Freude, stolz und auch ein wenig demütig“, sagt Tourismus-Salzburg-GmbH-Geschäftsführer Bert Brugger. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) war da schon zurückhaltender, sieht in der Auszeichnung eine Chance dafür, einen Kontrapunkt zu setzen, für mehr Qualitätstouristen und längere Aufenthalte. Ob Lonely- Planet-Konsumenten dafür stehen, darf bezweifelt werden. 
So kommt es zur recht skurrilen Situation, dass sich in Salzburg scheinbar niemand so wirklich über die Auszeichnung freuen will. Kein Wunder, ist die Mozart-Stadt mit 3,1 Millionen Nächtigungen und zwischen sechs und neun Millionen Tagesbesuchern pro Jahr doch einer der wenigen Orte, in denen in Österreich das Thema „Unbalanced Tourism“ schlagend wird. 

Forderung nach Ortstaxe

In Wien widmet man sich dem Thema übrigens mit einer neuen Tourismusstrategie. Die Wiener „Visitors Economy“ fragt neuerdings: Was kann der Tourist für die Metroplole tun, und nicht mehr umgekehrt (siehe Seite 74). Was man von den Touristen mehr herausschlagen kann, fragt sich wohl auch der Salzburger SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Er fordert eine Anhebung der Ortstaxe um einen Euro, auf 2,50 Euro. Die Einnahmen sollen in die Kultur fließen. Das 100. Jubiläum der Salzburger Festspiele war übrigens der Hauptgrund, warum Lonely Planet sich für Salzburg entschied. Damit der „Kultureuro“ eingeführt werden kann, müsste allerdings das Land das Ortstaxengesetz ändern. 2015 ist ein Vorstoß für eine zweckgebundene Kulturortstaxe noch gescheitert.
Die Salzburger Hoteliervereinigung hält davon erwartungsgemäß wenig. Die Symptome seien zwar augenscheinlich, aber bei der Diagnose liege der Vizebürgermeister daneben, sagt ÖHV- Landesvorsitzender Walter Veit. Er schlägt vor, Gebühren sehr gezielt einzusetzen, und zwar dort, wo sie seine Hoteliers nicht betreffen. Veit hat die Reisebusse im Auge: „Da werden Touristen durch die Stadt getrieben und Busse verstopfen die Straßen, keiner von beiden lässt viel Geld da“, so Veit. Ob die heuer erfolgte Erhöhung der Gebühr auf 50 Euro für Busse mit 80 Passagieren reicht, sei rasch zu erheben und in weiterer Folge richtig zu handeln.

Mozartkugeln

Viele Städte wären froh, wenn sie international so ein Standing hätten wie Salzburg. Dazu gehört auch eine weltberühmte Spezialität wie die Mozartkugeln. Aber zu viel Popularität kann auch wehtun. Das gilt nicht für die Mozartkugeln. Aber für das Zusammenleben von Bewohnern und Touristen.