Gras-Gesetzgebung
Bayern will Kiffen im Gastgarten verbieten
Im Bierland Bayern braut sich was zusammen, und es riecht verdächtig nach einem Verbot: Es ist ein bisschen wie die Fortsetzung von "Krieg der Welten" – nur dass die Marsmenschen diesmal Gras rauchen und die Erdverteidiger in Lederhosen stecken. Bayern will den neugewonnenen Freiheiten der Cannabis-Konsumenten einen ordentlichen Dämpfer verpassen. Denn nach der Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt der Freistaat jetzt öffentliche Plätze ins Visier, an denen das Kiffen künftig verboten sein soll.
Die Wiesn beispielsweise soll zur cannabisfreien Zone werden. Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) jedenfalls meint es todernst. Die Vorstellung, dass neben dem Hendl- und Bierduft auch noch der süßliche Geruch von Cannabis in der Luft liegt, scheint im bayerischen Kabinett Alpträume zu verursachen.
1000 Euro Strafe
Doch nicht nur die Volksfeste stehen auf der Abschussliste. Der Englische Garten in München, dieser Hotspot für Picknicks, Sonnenanbeter und Frisbeespieler, könnte bald zur No-Go-Area für die Grasgemeinde werden. Außerdem will die Regierung das Rauchverbot in Gaststätten auf E-Zigaretten und ähnliche Geräte auszuweiten, die zum Verdampfen von Cannabis genutzt werden können.
Was steckt hinter diesem Kreuzzug gegen das Kiffen? "Ziel ist natürlich, den Konsum unattraktiv zu machen", verkündet Herrmann ohne mit der Wimper zu zucken. Man wolle die bayerischen Regelungen "anpassen", da der Jugendschutz im Bundesgesetz seiner Meinung nach viel zu kurz komme. Und wer bei Verstoß gegen das neue Cannabis-Gesetz erwischt wird, dem drohen saftige Bußgelder – 1000 Euro für das Kiffen in Gegenwart von Kindern oder Jugendlichen.
"Wiesn und Kiffen geht nicht zusammen"
Während die einen die Maßnahmen als nötigen Schutz der öffentlichen Ordnung und Moral feiern, sehen andere darin einen weiteren Schritt zur Gängelung der persönlichen Freiheit. Der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) mag zwar glauben, "Wiesn und Kiffen geht nicht zusammen", aber die Frage, die sich viele stellen, lautet: Warum eigentlich nicht?
In einem Land, in dem Bier als Grundnahrungsmittel gilt und Volksfeste oft in bierseliger Heiterkeit enden, wirkt der plötzliche Eifer, das Kiffen in der Öffentlichkeit einzudämmen, für manche eher wie ein verzweifelter Versuch, das letzte bisschen Kontrolle in einer sich wandelnden Welt zu bewahren. Ob diese Maßnahmen letztendlich dazu beitragen werden, den Konsum von Cannabis unattraktiver zu machen, oder ob sie einfach nur für mehr Kopfschütteln und ein paar verschmitzte Lächeln sorgen, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit werden die Kiffer Bayerns wohl oder übel kreative neue Wege finden müssen, um ihren grünen Daumen auszuleben – fernab von Kinderkarussells und idyllischen Parklandschaften.