Gastronomie: Stoppt die Sex-Übergriffe

Gastronomie
22.08.2024

Schockierende Studie enthüllt: Sexuelle Belästigung ist in Wiens Gastroszene an der Tagesordnung. 70 Prozent der Beschäftigten sind betroffen. Jetzt sollen neue Regeln Abhilfe schaffen.
Harassment

Es ist kein Geheimnis: In Restaurants, Bars und Clubs geht’s oft heiß her. Wo gefeiert, getrunken und geflirtet wird, bleiben auch die Umgangsformen nicht immer clean. Das Problem? Diese lockere Stimmung schwappt auch auf die Leute über, die dort arbeiten. Und das kann heftig nach hinten losgehen.

Eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer Wien, der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft vida hat alarmierende Ergebnisse zutage gefördert: Rund 70 Prozent der Gastronomieangestellten haben in den letzten zwei Jahren sexuelle Belästigung entweder selbst erlebt, beobachtet oder davon erfahren.

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Kein Platz für Sex-Übergriffe

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Sexuelle Belästigung darf in der Gastronomie keinen Platz haben, weder unter Gästen noch im Umgang mit den Mitarbeitern.“ Gemeinsam mit der Arbeiterkammer, der Gewerkschaft vida und der Gleichbehandlungsanwaltschaft wurde deshalb ein umfassender Ratgeber entwickelt. Dieser Leitfaden soll klar definieren, wo sexuelle Belästigung beginnt, wie man sie erkennt und vor allem, wie man ihr präventiv begegnen kann.

Präsentierten den Leitfaden zur Prävention sexueller Belästigung: Ludwig Dvorák, Yvonne Rychly, Verena Pirker und Peter Dobcak (v.l.)
Präsentierten den Leitfaden zur Prävention sexueller Belästigung: Ludwig Dvorák, Yvonne Rychly, Verena Pirker und Peter Dobcak (v.l.).

Handlungsschritte für den Ernstfall

Der Ratgeber richtet sich sowohl an Arbeitgeber als auch an Arbeitnehmer und bietet konkrete Handlungsschritte für den Ernstfall. „Unser Ziel ist der Schutz aller Beteiligten“, betont Dobcak. „Es geht darum, Gefahren frühzeitig zu identifizieren und präventive Maßnahmen zu setzen.“

Verena Pirker, Gleichbehandlungsanwältin, unterstreicht die Bedeutung des neuen Regelwerks: „Häufig sind Arbeitgeber überfordert, wenn sie mit konkreten Fällen konfrontiert werden. Das Problem reicht von mangelnder Unterstützung bei sexuellen Übergriffen bis hin zu rassistischen Belästigungen. Viele wissen einfach nicht, welche Schritte zu setzen sind, weil klare Prozesse fehlen.“ Der neue Leitfaden soll genau hier ansetzen und für mehr Sicherheit in der Betriebskultur sorgen.

Ludwig Dvořák, Leiter der arbeitsrechtlichen Beratung und des Rechtsschutzes der Arbeiterkammer, betont die rechtliche Verantwortung der Arbeitgeber: „Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, bei sexueller Belästigung Abhilfe zu schaffen. Der neue Leitfaden ist ein erster Meilenstein, um dieser Verpflichtung gerecht zu werden.“

Besonders betroffen sind Frauen in der Gastronomie, wie Yvonne Rychly, Wiener Landesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft vida, erklärt: „Frauen benötigen im Arbeitsleben besonderen Schutz vor sexuellen Übergriffen. Der Leitfaden, den wir gemeinsam mit den Arbeitgebervertretern erarbeitet haben, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit für Arbeitnehmerinnen.“ Sie begrüßt, dass das Regelwerk dank der Unterstützung der Wirtschaftskammer direkt in den Betrieben angewendet wird.

Factbox

Der Leitfaden wird im September direkt an alle Mitgliedsbetriebe der Fachgruppe Gastronomie in Wien übermittelt.
Er kann auch direkt heruntergeladen werden unter: www.wko.at/wien/awareness