Geschichte des Trinkgeldes
Schmattes, wie in der Wiener Gaunersprache das Trinkgeld heißt, klingt etwas anrüchig. Zwar ist das Trinkgeldgeben oder -nehmen in der globalisierten Welt durchaus am Vormarsch. Ganz unumstritten war der Beitrag für Personal, Dienstleister oder Handwerker über die Geschichte hinweg eigentlich nie.
Tipps um mehr Trinkgeld zu bekommen
Dabei hatte schon 1788 die berühmte Benimmfibel des Freiherrn von Knigge empfohlen, jedem Kutscher ein „gutes Trinkgeld“ zu geben. Wie der Name schon sagt, wurde dies meist versoffen – im besten Falle außerhalb des Dienstes.
Einen Popularitätsschub erfuhr das Trinkgeldgeben im Zuge der Industriellen Revolution. Die Städte wuchsen, und das Freizeitgewerbe ließ immer neue Berufsgruppen entstehen: Kellner, Träger und viele andere Dienstleistungen. Das Problem: Im Rahmen des sich verbreitenden Wirtschaftsliberalismus waren diese sehr schlecht bezahlt, warum von den Kunden ein finanzieller Beitrag (als Schwarzgeld) erwartet wurde.
Damit hatte einerseits das betuchte Bürgertum keine Freude. Der Historiker Winfried Speitkamp berichtet davon, dass sich im 19. Jahrhundert Anti-Trinkgeld-Ligen gegründet haben. In einem nobleren Hotel wären nämlich bei der Abreise Trinkgelder für zehn verschiedene Bedienstete fällig gewesen.
Aber auch die Trinkgeldempfänger hatten Probleme mit den neuen Sitten. Denn oft wurde Trinkgeld als Ausgleich für schlechtes Benehmen der Gäste gesehen. So forderten Gewerkschaften sogar ein Verbot des Trinkgeldes – selbstverständlich bei gleichzeitig deutlich höheren Mindestlöhnen. Wer Trinkgeld nimmt, sei käuflich, lautete der Schluss. Unter den Nazis und in einigen sozialistischen Diktaturen war das Trinkgeld dann auch verboten. Was aber keineswegs zu dessen Verschwinden führte. Oft verschwimmt die zusätzliche Zuwendung mit Korruption. Das Thema taucht beim Bakschisch im arabischen Raum auf.
Regionale Unterschiede
Dort sind Trinkgelder nicht nur üblich, sondern auch erwartet. Ebenso in den USA, wo noch immer die relativ deregulierten Branchen und die schwache Gewerkschaft eine Rolle spielen. Wer in der Gastronomie dort weniger als 15 Prozent gibt, gilt beinahe als knausrig – 20 sind eher angebracht. Allgemein setzt sich das Trinkgeld auch in Regionen durch, wo es bislang nicht üblich war. In China oder Japan wird es aber als unhöflich angesehen – außer in Tourismusgebieten.
Wichtig ist, dass Trinkgeld grundsätzlich als eine Schenkung von einem Dritten zu sehen ist. Der Arbeitgeber darf das Trinkgeld daher nicht behalten. Bei Vereinbarung darf das Trinkgeld aber eingesammelt und unter der Belegschaft aufgeteilt werden. In Österreich gibt man zwischen fünf und zehn Prozent. In üblicher Höhe sind Trinkgelder lohn- bzw. einkommensteuerfrei. Die Befreiung gilt auch für den Dienstgeberbeitrag sowie für die Kommunalsteuer.