Ausbildung
Halal und Koscher: Ruf nach eigener Köche-Ausbildung
Bild oben: Von Hummus bis Baklava - Halal oder nicht Halal, das ist hier die Frage.
Österreich und insbesondere Wien ist bekannt für seine kulinarische Vielfalt. Doch eine aktuelle Forderung der Kleinpartei SÖZ ("Soziales Österreich der Zukunft") bringt neuen Wind in den Wahlkampf: Die Einführung einer spezialisierten Lehre für Halal- und Koscherköche. Doch ist das wirklich nötig?
Hakan Gördü, Obmann der SÖZ, fordert eine Anpassung der Ausbildung junger Köchinnen und Köche an die speziellen Bedürfnisse der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften. Die vegane Kochlehre wurde bereits eingeführt (ab Jänner 2025), doch für Halal- und Koscherköche fehle es an entsprechender Ausbildung. Gördü argumentiert, dass Halal und Koscher längst Teil der Wiener Gastronomie seien – und das über die beliebten Kebapstände hinaus. Er sieht in der spezialisierten Lehre eine Lücke, die geschlossen werden müsse, um die kulinarischen Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung zu erfüllen.
Die Antwort des Kochverbands
Der Verband der Köche Österreichs - Sektion Wien - reagiert zurückhaltend. Günther Fuchs, Obmann des Wiener Kochverbands, weist darauf hin, dass das bisherige gastronomische Angebot die Anforderungen von Halal- und Koscherküche erfüllt habe. Er betont, dass das Kochen nach religiösen Vorgaben oft mit erheblichem logistischem Aufwand verbunden sei. Zudem fehle es an qualifiziertem Personal. Fuchs stellt die Forderung der SÖZ als mögliche Wahlkampfstrategie einer Kleinpartei dar und kündigt an, eine Arbeitsgruppe zur objektiven Bedarfserhebung einzurichten. Die Ergebnisse sollen als Diskussionsgrundlage dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung übermittelt werden.
Kritische Betrachtung
Die Forderung nach einer spezialisierten Lehre für Halal- und Koscherköche mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Doch die Realität ist eine Spur komplexer. Halal- und Koschergerichte sind bereits in vielen Restaurants verfügbar, die logistischen Herausforderungen und der Bedarf an spezialisierten Fachkräften sind - wie Günther Fuchs sagt - nicht zu unterschätzen.
Der Hinweis auf die bestehende Erfüllung der Anforderungen durch das aktuelle Angebot ist ein gewichtiger Punkt. Es stellt sich die Frage, ob die Schaffung einer spezialisierten Lehre tatsächlich notwendig ist. Daher wäre es sinnvoll, eine umfassende Bedarfserhebung durchzuführen.
Die Idee einer spezialisierten Lehre für Halal- und Koscherköche wirft wichtige Fragen auf. Während die Forderung der SÖZ auf die wachsenden Bedürfnisse der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften abzielt, stellt sich die Frage nach der praktischen Umsetzung und dem tatsächlichen Bedarf. Der Wiener Kochverband will auf einer neutralen Ebene alle Pros und Contras abwägen und die vielen offenen Fragen abklären. Man sollte die Debatte nutzen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, die sowohl die kulinarische Vielfalt fördert als auch die praktischen Herausforderungen berücksichtigt.