Wellness-Trends 2023
Verstehen Sie Spa?
Der entspannungssuchende Einzelgänger, der den Alltag hinter sich lassen und sich verwöhnen lassen möchte? Das war gestern. Heute erfüllt „Wellness“, der große Trend des dritten Jahrtausends, andere Funktionen.
Hotels wollen nicht mehr nur Behagen und Zufriedenheit vermitteln, sondern für Gäste ein ganzheitliches Erlebnis schaffen, das Glücksgefühle kreiert. Mit geschlossenen Augen und entspanntem Gesichtsausdruck in der Wellness-Kulisse „Zen“ liegen? Das ist nicht mehr ganz zeitgemäß. „Wellness” erfüllt heute andere, vor allem soziale Funktionen.
Natürlich kann man weiter auf Ayurveda oder Lomi-Lomi und Hot Stone setzen. Aber es gibt neue Trends, und die kann man sich durchaus zunutze machen. Bereits Conrad Hilton wusste, dass das Hotel mehr sein sollte als nur ein Ort zum Schlafen. Das beherzigen mittlerweile nicht nur große Häuser, sondern auch kleine Hotels. Fazit: Wellness ist ein Trend, der sich immer weiterentwickeln wird.
Das sind die wichtigsten Wellnesstrends 2023
1. Wellness gegen Einsamkeit
Beziehungen sind der wichtigste Faktor für Gesundheit und Glück. Der Wellness-Markt hat aber in letzter Zeit vor allem zwei Dinge hervorgebracht: Die vielzitierte „Ich-Zeit“ und die pandemiebedingte „digitale Wellness“ für daheim. Der größte Wellness-Trend ist derzeit der Versuch, Menschen im wirklichen Leben wieder zusammenbringen. Die soziale Interaktion ist hier das Zentrum des Konzepts.
Sogenannte „Social-Wellness-Clubs” sind auf dem Vormarsch, hier steht die Gruppenzusammengehörigkeit an erster Stelle. Wellness-Erlebnisse dienen somit als „Eisbrecher“ fürs Socializing und die Kontaktaufnahme von Menschen. Durch das Homeoffice, in dem immer noch sehr viele tätig sind, brauchen Menschen Orte, an denen sie sein und dazugehören können. Die jüngere Generation, die immer öfter dem Alkohol abschwört und Bars meidet, sucht nach „gesünderen“ Räumen fürs Socializing. Die Plattform „Peoplehood“ beispielsweise verzichtet auf Fitnessgeräte und lehrt „Beziehungsfitness“ durch aktives Zuhören. Die Bekämpfung der Einsamkeit ist jedenfalls ein großer Trend, auch über den Wellness-Bereich hinaus. Neue Start-ups bringen Menschen tatsächlich zusammen, nicht nur virtuell. Sie veranstalten beispielsweise Dinnerpartys für Fremde. Das könnte auch im Hotel funktionieren – oder im Restaurant. Die Zukunft des Wohlbefindens liegt im Übergang von der Einsamkeit zur sozialen Selbstfürsorge, vom Kaufen zur Zugehörigkeit, vom Ego zur Empathie.
2. Wildes und heißes Wasser
Die Pandemie hat eine große Sehnsucht nach Naturerlebnissen ausgelöst. Der sogenannte „Blue Wellness“-Trend thematisiert die Lust auf „heiße Naturquellen” und „wildes Schwimmen”. Heiße Wasserquellen sind laut der aktuellen Analyse des Global Wellness Summit das nächste große Ding im Wellnessbereich. „Eine ganz neue soziale Ära der heißen Quellen ist angebrochen: Live-Unterhaltung, Wellness-Kurse im Wasser, Restaurants und Bars, mit traditionellen Bädern kombiniert“, heißt es da. Das Peninsula Hot Springs in Australien etwa, eine natürliche geothermale Mineralquelle mit Day Spa, bietet Gästen 70 verschiedene Bade- und Wellness-Erlebnisse: von Yoga im Wasser bis Livemusik während des Badens. In der Sky Lagoon in Reykjavík kann während der Mitternachtssonne in einer heißen Quelle gebadet und währenddessen Prosecco getrunken werden, den man sich zuvor in der Swim-up-Bar geholt hat.
Auf der „kalten“ Seite des Trends gibt es ein wachsendes Interesse am „wilden Schwimmen“. Schwimmgruppen in wilden Gewässern fördern den Zusammenhalt, und immer mehr Ferienorte auf der ganzen Welt bieten mittlerweile geführte Wildschwimmprogramme an (Beispiel: Hotel J in Schweden oder das Mohonk Mountain House in New York). Cross-Country-Schwimmen ist ebenfalls auf dem Vormarsch: ein geführtes Abenteuer, bei dem Wandern und Wildschwimmen kombiniert wird. „Wildschwimmteiche statt Betonschwimmbecken“, lautet also die Devise.
3. Wellness und Sport
Viele Hotelmarken reagieren auf die Nachfrage wellnessorientierter Kunden, die auf der Suche nach Fitnessangeboten auf Profiniveau sind. Hotels schaffen Trainingsmöglichkeiten für Amateur- oder Profisportteams und erweitern damit die Funktion des Hotels. Davon profitieren wiederum „normale” Gäste. „Hotels, die diesen Trend unterstützen, werden zu den bevorzugten Marken für künftige Generationen werden“, prophezeit der Global Wellness Summit. Hotelmarken wie Kerzner International Holdings reagieren darauf mit neuen Konzepten, wie der globalen Lifestyle-Marke „Siro“, einem „Fitness- und Erholungshotel“. Kreative wie profitable Überschneidungen zwischen Sport und Wellness werden boomen. Sport jeglicher Art wird als Strategie gesehen, um wellnessorientierte Gäste anzusprechen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Dieser Trend nimmt jetzt erst so richtig Fahrt auf.
4. Micro-Workouts
Micro-Workouts sind auf dem Vormarsch. Das zeigt die große Zahl an schnellen, einminütigen Tänzen und Fitness-Challenges, die man etwa auf TikTok findet. Die Beseitigung der Zeitbarriere für Bewegung ist ein wichtiger Faktor für die wachsende Beliebtheit dieses Trends. Diese kleinen, nicht besonders anstrengenden Formate machen es einfacher, Bewegung in mehr Momente des Tages einzubauen, schreibt etwa Forbes. Das kann ein morgendliches Tänzchen mit dem Lieblings-Influencer sein, ein paar schnelle Liegestütze und Kniebeugen vor dem Mittagessen oder die abendliche Yoga-Sitzung, um abzuschalten und Stress abzubauen. „Kurze Fitnessübungen führen zu großen Ergebnissen und sind eine angenehme und unterhaltsame Art, sich zu bewegen“, sagt Adrian Richardson, Senior Content Strategist für Fitbit bei Google. Das lässt sich auch leicht im Hotel umsetzen.
5. Spiritualität
„Ich glaube, dass ein großer und einflussreicher Wellness-Trend für 2023 das spirituelle Wohlbefinden ist, ein Begriff, der sich auf das Gefühl einer Person bezieht, mit etwas Größerem als sich selbst verbunden zu sein, z. B. mit einer höheren Macht, mit spirituellen Überzeugungen oder einem Sinn und Zweck im Leben. Dieser Aspekt des Wohlbefindens wird oft mit Gefühlen der Zufriedenheit und der inneren Harmonie in Verbindung gebracht und kann eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Gesundheit spielen. In der Vergangenheit wurde das spirituelle Wohlbefinden vor allem mit Religionen in Verbindung gebracht, aber es kann auch anders erreicht werden. Zu den Techniken gehören Meditation, Atemarbeit oder Kampfsportarten“, sagt Jenelle Kim, Ärztin für chinesische Medizin und Autorin von „Die koreanische Kunst der lebendigen Meditation“.
Tipp für Profis
Medical Wellness Congress
Die erste europäische Veranstaltung, die an zwei Tagen Experten und Praktiker aus den Bereichen Medizin, Well-Being, Gesundheit und Medizin
zusammenbringt, findet vom 24. bis 25. April 2023 in der St. Martins Therme & Lodge statt. Infos unter www.mwcongress.com
Tourismusbörse-Trends
Wohin geht die Reise? 10.000 Aussteller aus 180 Ländern trafen sich bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Die ÖGZ war vor Ort und hat die wichtigsten Trends mitgebracht.
Internationalisierung der Herkunftsmärkte
Es wird wieder gereist – und das ohne geschlossene Grenzen. Ferne Länder geraten nach den Pandemie-Jahren für Urlauber wieder in greifbare Nähe. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass auch Österreich 2023 mehr internationale Gästen erwartet. Ein Trend, den die Österreich Werbung in Berlin freudig vernahm: „Wir rechnen für die heurige Sommersaison wieder mit einer zunehmenden Internationalisierung unserer Herkunftsmärkte“, so Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.
Künstliche Intelligenz und ChatGPT
An dem Trend-Thema Künstliche Intelligenz und ChatGPT kommt 2023 niemand vorbei, da war man sich auch auf der ITB einig. Der einhellige Tenor: Künstliche Intelligenz wird bleiben und die zu erwartenden Veränderungen bei der Websuche und bei den Chatbots massive Auswirkungen auf die Tourismusbranche haben. Österreich setzt bereits eigene Trends: Als erste Tourismusregion wird in Wagrain-Kleinarl ein intelligenter Chatbot auf der Website eingesetzt. Diese „First-Mover-Aktion“ aus dem Salzburger Land war bei der ITB ein großes Thema.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit war das prägende Stichwort auf der ITB. Fluggesellschaften, Reiseveranstalter, Destinationen: Alle wollen grüner werden. 2023 stehen moderne Technologien für Transportmittel und Freizeitaktivitäten, nachhaltige Rohstoffe für Unterkünfte und die Einbindung von Urlaubern in die einheimische Infrastruktur im Fokus. Interessant sind Konzepte wie das Nachhaltigkeitslabel „Hotel Sustainability Basics“: Mit zwölf Kriterien aus drei Kategorien soll es jedem Hotelier möglich sein, den Weg in Richtung gelebte Nachhaltigkeit zu gehen, unabhängig von Größe, Lage oder Struktur des Unternehmens. Innerhalb von drei Jahren müssen die Kriterien erreicht sein, dann winkt dem teilnehmenden Unternehmen das Siegel.
Medical & Health
Ein vielversprechender Wachstumsmarkt ist die Medical-&-Health-Branche, die sich auf der ITB stärker als je zuvor präsentierte. Nationale und internationale Fachleute des Medizin- und Gesundheitstourismus teilen erstmalig ihr Wissen in einer eigenen Halle. Ein großer Anteil der Aussteller stammte aus der Türkei. Zahlreiche neue Kliniken, Gesundheits- und Thermalhotels und Destinationen stellten sich vor. Wichtige Erkenntnis: Die Pandemie hat auch bei jüngeren Reisenden ein neues Bewusstsein für Gesundheitsangebote geschaffen. Nun besteht auch die Chance, die Gruppe der bis 29-Jährigen anzusprechen.
Wellnessurlaub
Auch die Wellnessbranche erwartet einen großen Anstieg und eine Erweiterung der Zielgruppe: Die junge Generation hat Wellness in ihren Alltag integriert. Der Unterschied zu den Best Agern besteht darin, dass sich die Gruppe der bis 29-Jährigen nicht nur nach Entspannung, sondern nach dem ganz besonderen Wellness-Erlebnis sehnt. Auch Ernährung wird buchungsentscheidend: Jüngere Altersgruppen definieren sich über spezielle Ernährungspräferenzen und erwarten entsprechende Angebote.
Diversität & Inklusion im Tourismus-Marketing
Ein wichtiges Schlagwort auf der ITB war Diversität: Es gab das weltweit internationalste Angebot an Urlaubsmöglichkeiten auf einer Messe im LGBTQ+-Tourismussegment. Im eigenen „LGBTQ+ Tourism Pavillon“ präsentierten sich zahlreiche Aussteller, in Panels und Diskussionen wurde erörtert, dass Tourismusmarketing-Aktivitäten im Allgemeinen immer noch dazu neigen, bestimmte Gruppen der Gesellschaft auszugrenzen. Der Grundtenor: Durch Diversität und Inklusion lassen sich neue Quellenmärkte erschließen.
Travel-Technology
Im Mittelpunkt der ITB standen auch Podiumsdiskussionen und Experteninterviews zu Themen wie Travel-Technology, Marketing & Sales, Future-Travel, MICE und vieles mehr. Potenzial wird neuen Technologien zugeschrieben, alle Travel-Tech-Hallen waren ausgebucht. Spannend ist das Travel-Tech-Unternehmen NeoKe, das seine Zukunftsvision für Reisen präsentierte. Die Gründer wollen Schluss machen mit Chaos aus verschiedenen Reise-Apps auf dem Smartphone. Mit ihrer Idee bieten sie eine Lösung, die alles abdeckt: Planung, Preisvergleich, Buchung, Abrechnung. Auch die Österreich Werbung präsentierte ihr Expertenwissen. Innovation Manager Martin Reichhart nahm an der Panel-Diskussion „Sustainable Business Intelligence“ teil und sprach über den Datenservice im Austrian Tourism Data Space, der Informationen über die Eigenschaften und das Verhalten von Gästen an touristischen Hotspots zur Verfügung stellt.