Grüner Tourismus: Das neue Gold?

Immer mehr Menschen möchten umweltbewusst reisen: weniger fliegen, Urlaub im eigenen Land verbringen oder mit der Bahn statt dem Auto unterwegs sein. Dieser Trend verändert die Tourismusbranche tiefgreifend - und eröffnet neue Chancen für Investoren. Strengere Emissionsvorschriften und steuerliche Anreize von Regierungen weltweit fördern umweltfreundliche Praktiken. Internationale Plattformen wie die UN-Klimakonferenzen erhöhen den Druck auf die Politik, nachhaltige Entwicklungsziele zu verfolgen.

Der Ökotourismus, mit einem Marktvolumen von 172,4 Milliarden US-Dollar, bietet enormes Wachstumspotenzial – besonders durch den Ausbau nachhaltiger Reiseinfrastrukturen und -dienstleistungen. Unternehmen im Tourismussektor stehen unter Druck, ihre Umweltbelastung zu reduzieren und in grüne Technologien zu investieren. Hans Selleslagh, Sprecher von Freedom24 in Österreich, betont: „Der Wandel hin zu nachhaltigerem Tourismus kann verschiedene Märkte auf politischer, wirtschaftlicher und sektoraler Ebene beeinflussen. Anleger können von diesem Trend profitieren.“

Laut dem aktuellen ÖAMTC Reisemonitoring wollen 50 Prozent der Österreicher auch innerhalb des Landes verreisen, mit Kärnten und der Steiermark als bevorzugte Ziele. Gründe sind wirtschaftliche Sparzwänge und ein wachsendes Umweltbewusstsein. Die Diskrepanz zwischen den Absichten der Reisenden und ihrem tatsächlichen Verhalten bietet Potenzial für wirtschaftliches Wachstum durch die Entwicklung umweltfreundlicher Reiseinfrastrukturen und -dienstleistungen.

Bahnreisen in Österreich boomen: 2022 wurden über 25 Millionen Urlaubs- und Geschäftsreisen mit der Bahn unternommen. Diese Nachfrage stimuliert Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur und -technologie. Auch Camping, Outdoor-Urlaub und umweltfreundliche Hotels gewinnen an Beliebtheit. Für Investoren sind Unternehmen, die E-Ladestationen bereitstellen, besonders interessant. Die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen erfordert eine erweiterte Ladeinfrastruktur, was Chancen für Ladenetzbetreiber und Energieunternehmen bietet.

Regierungen weltweit setzen auf drastische Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Frankreich hat Kurzstreckenflüge verboten, die Niederlande begrenzen Flugbewegungen am Amsterdamer Flughafen Schiphol. Auch in Österreich wird ein Verbot von Inlandsflügen ab 2030 diskutiert. Investoren sollten Strategien entwickeln, um sich auf diese Veränderungen vorzubereiten. Unternehmen im Tourismus, die starke Umweltverantwortung zeigen, können von ESG-Investitionen profitieren. Steueranreize für nachhaltige Unternehmen bieten zusätzliche Chancen.

Die Luftfahrtbranche steht vor der Herausforderung, die wachsende Nachfrage nach Flugreisen zu befriedigen und gleichzeitig Emissionen zu reduzieren. Nachhaltiger Flugkraftstoff (SAF) bietet hierbei vielversprechende Ansätze, da er Treibhausgasemissionen erheblich senken kann. Allerdings ist die Produktion noch begrenzt. Investoren sollten Unternehmen im Auge behalten, die in die SAF-Produktion und -Infrastruktur investieren.

Technologische Fortschritte zur Verbesserung der Kraftstoffeffizienz und die Erforschung elektrisch oder wasserstoffbetriebener Flugzeuge bieten weiteres Potenzial zur Emissionsreduktion. Grüneres Reisen bedeutet nicht das Ende des Flugverkehrs, sondern eine nachhaltigere Gestaltung der notwendigen Flüge, was erhebliche Investitionsmöglichkeiten eröffnet.