Weihnachten auf ­Südtirolerisch

Südtirol
19.12.2017

Von: Barbara Egger
Kekse an der Kasse, Weihnachtsschmuck in der Gondel und Festtagsgerichte in der Hütte. Im Skigebiet Drei Zinnen in Südtirol zelebriert man erstmals eine Skiweihnacht. Die ÖGZ hat sich das Konzept vor Ort angesehen.
Die Stimmung im gesamten Gebiet weckt Vorfreude auf das Weihnachtsfest mit geschmückten Skihütten, Weihnachtsgerichten, ...
... Christkindl-Postamt und Weihnachtsalm.
Auf den Skihütten gibt es ausgewählte überlieferte Weihnachtsgerichte. Nachgekocht und verfeinert von den Top-Köchen wie dem Südtiroler Sternekoch Chris Oberhammer, Fernsehkoch Markus Holzer und dem Osttiroler Haubenkoch Josef Mühlmann (v. l. n. r.).

Es grenzt an Verrat. Landesverrat. Wenn man als Tiroler sagt, dass es in Südtirol einfach besser schmeckt. Das kommt auch daher, dass der Tiroler gerne über den Brenner fährt und auf der Heimfahrt eine „Brennerjause“ mit nach Hause nimmt mit italienischem Brot, Mortadella, Oliven und anderen Schmankerln. Natürlich schmeckt die italienische Jause besser als die Extrawurst im Kühlschrank. Man nennt es auch den Blick über den Tellerrand. Doch wie ist es, wenn man den Tellerrand auf Skihütten erweitert? Und man proklamieren würde, dass die Südtiroler Skihütten den Tiroler Skihütten in puncto Weihnachtsgerichte einiges voraus hätten? Davon wollte sich die ÖGZ überzeugen und hat auf Einladung des Skigebietes Drei Zinnen Dolomiten an der Eröffnung der weltweit ersten „Drei Zinnen Ski-Weihnacht“ teilgenommen. 

Derzeit umfasst dass Skigebiet Drei Zinnen über 100 Pistenkilometer. Mit dem Ski Pustertal Express geht es im Halbstundentakt mit dem Zug in nur 35 Minuten zum Skigebiet Kronplatz und damit zu weiteren 200 Pistenkilometern. Dabei dürfte es nicht bleiben. Eine Skischaukel Sillian-Sexten steht ebenso im Raum wie die Verbindung der Skigebiete Hochpustertal Drei Zinnen mit Comelico. Es würde ein wirtschaftlich enorm potenter Verbund entstehen. 

Wachstumskönig

„Wir sind das am schnellsten wachsende Skiresort im Dolomiti-Superski-Verbund“, erklärt Wolfgang Töchterle von Drei Zinnen AG Marketing. Schon jetzt zählt die Drei Zinnen AG (Bergbahnen, Bergrestaurants, Bars, Verleihstationen, Skidepots, Shops) mit 418 Aktionären und 240 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern im Pustertal. Als Big Player bringt sich die Drei Zinnen AG in Form des „Konsortiums 3 Zinnen“ in das Tourismusgeschehen intensiv ein. Mit der Drei Zinnen Marketing (ehemals Tourismusverband Hochpustertal) und den dazuzählenden Tourismusvereinen Sexten, Innichen, Toblach, Niederdorf und Pragser Tal zieht man an einem Strang. Ergebnis ist Aufrüstung, wo man hinschaut im Tal. So verfügt die Region in den fünf Orten über 30 Vier-Sterne, Vier-Sterne-Superior und Fünf-Sterne-Hotels. Viele davon haben im Zeitraum der letzten fünf Jahre von drei Sternen auf vier und mehr aufgerüstet. 

Die Gäste kommen zu 70 Prozent aus dem italienischen Raum. Insgesamt verbucht die Region 1,9 Mio. Nächtigungen, davon eine Million im Sommer. Die Gästestruktur hängt von den Ortschaften ab. Der Skiort Sexten ist bei deutschen und Schweizer Gästen beliebt. Innichen zieht u. a. Fans der italienischen TV-Serie „Die Bergpolizei: Ganz nah am Himmel“ mit Terence Hill an. Mit der Ski-Weihnacht sollen jetzt vor allem Gäste aus dem Tiroler, Osttiroler und Kärntner Raum für einen Kurzurlaub angesprochen werden. 

Weihnachtsaufputz

Die Drei Zinnen Ski-Weihnacht erstreckt sich über den Zeitraum 2. Dezember 2017 bis 7. Jänner 2018. Die Gäste erhalten beim Kauf des Skipasses Kekse und eine Info-Broschüre über die Ski-Weihnacht. Von der geschmückten Talstation über die mit Lichtern dekorierte Gondel leuchtet alles weihnachtlich. Auch musikalische Untermalung gibt es. Auf dem Skiberg Helm kann man die Lichter am Baum der 1.000 Sterne zählen. Groß und Klein können einen Brief an das Christkind schreiben und auf dem Christkindl-Postamt aufgeben. Doch es soll nicht nur außen glänzen. Den kulinarischen Teil der Ski-Weihnacht stemmen die Skihütten. Zehn Skihütten tischen jeweils ein spezielles weihnachtliches Gericht auf. 

Dafür haben Sternekoch Chris Oberhammer vom Restaurant Tilia in Toblach, Fernsehkoch Markus Holzer (mehr als 40 Sendungen in der TV-Kochshow „La prova del cuoco“ hat der Innichner für den Sender RAI bereits absolviert) sowie der Osttiroler Haubenkoch Josef Mühlmann vom Gannerhof in Innervillgraten in Osttirol und Sommelier André Cis in den Rezeptbüchern der Großmütter alte weihnachtliche Gerichte gesucht. Gemeinsam mit den Hüttenwirten haben sich dann die „Kochpaten“ auf je ein Gericht geeinigt, das in den teilnehmenden Hütten der Ski-Weihnacht jeweils angeboten wird. Für die vier Paten-Köche kam es bei dem Konzept darauf an, die regionale Kulinarik grenzüberschreitend zu pflegen und weiterzuentwickeln. Dazu ist man bereits seit 2014 im Verein Culinaria Tirolensis gemeinsam aktiv. „Mit der Ski-Weihnacht gehen wir einen weiteren Schritt in diese Richtung“, bestätigt Josef Mühlmann.

Zur Eröffnung wurden die Weihnachtsgerichte gemeinsam von allen anwesenden Hüttenwirten und den Kochpaten gekocht. Serviert wurden Kürbis-Gersterisotto mit Frischkäse (Riese-Haunold-Hütte), Gekochtes vom heimischen Rind mit Wintergemüse, süßem Senf und neuen Kartoffeln (Lärchenhütte), Krautstrudel mit Selchfleisch und Senfsauce (Punka Restaurant), Holzkohlennudeln mit grünen Bohnen und Sextener Bergkäse (Hahnspielhütte), Geschmorte Milchkalbs-schulter mit gestampftem Kürbis und Wirsing (Rudi Hütte) und Melcha-Muis mit eingekochten Äpfeln und Lebkuchenrumbels (Gröbnerhütte). Dazu wurden Weißburgunder Schulthauser und Blauburgunder Meczan gereicht. Hätten wir nach diesem Abend eine Note abgeben müssen, würden die Südtiroler Skihütten in puncto (regionale) Zutaten und Qualität der Speisen den Vorzug vor Tiroler Skihütten bekommen.