Zuwanderung? Proaktiv handeln

Arbeitsmarkt
04.03.2020

Von: Daniel Nutz
Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird reformiert. Wieder einmal. Wenn man nach Deutschlabnd und auf das neue Zuwanderungspaket, stellt sich die Frage, ob wir nicht auch einen größeren Wurf bräuchten.  

Vor etwa zehn Jahren hatten der schwarze Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und der grüne Bundessprecher Alexander van der Bellen eine ähnliche Idee: Sie forderten ein Zuwanderungssystem, das sich am kanadischen Punktesystem orientiert – Fachkräfte sollten so nach Österreich gelockt werden. Gekommen ist dann etwas später die sogenannte Rot-Weiß-Rot Karte. Das Problem: Seit der Einführung besteht Reformbedarf. Die türkis-grüne Bundesregierung kündigte zuletzt ein weniger bürokratisches Verfahren an. Klar ist das von der Tourismusbranche aus zu begrüßen. Auch dass der Nachweis einer ortsüblichen Unterkunft noch vor Zuzug wegfällt, ist als Ende einer Schikane zu begrüßen. 

Dennoch darf bezweifelt werden, dass dies den Mitarbeitermangel (von dem 80 Prozent der Tourismusbetriebe betroffen sind) wirklich mildern wird. In diesem Zusammenhang könnte ein Blick nach Deutschland Sorge und Hoffnung gleichermaßen bedeuten. Seit März will man dort gezielt Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern anlocken. Und zwar auch in Branchen wie der Gastronomie. Man fühlt sich ein wenig zurückversetzt in die Zeit, als Österreich es verpasste, Tourismusfachkräfte aus Kroatien ins Land zu holen und diese dann zu einem guten Teil nach Deutschland gingen. Auch jetzt geht unser Nachbar proaktiv vor. Ein Beispiel: In Kooperation mit Sprachinstituten in Marokko werden derzeit 100 Marokkaner für eine Ausbildung in Deutschland sprachlich und kulturell fortgebildet. In sechs Monaten sollen die jungen Menschen fit für den deutschen Arbeitsmarkt sein. Es stellt sich die Frage, ob man weiter an der Rot-Weiß-Rot-Karte herumdoktern soll oder sie im Sinne der eingangs erwähnten Gedanken komplett neu gestalten soll.