Gastronomie

Osttirol: Die Rückkehr der Gastwirte

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06.12.2023

 
Das Gastwirte-Sterben machte auch vor Osttirol nicht halt. Doch in den vergangenen Monaten erfuhr die Osttiroler Gastronomie eine wahre Renaissance, dabei wurden auch einige länger leerstehende klassische Wirtshäuser gekonnt wiederbelebt. Die ÖGZ machte sich vor Ort ein Bild.
Restaurant geöffnet

„Austro Pop up“ - Das moderne Tages-Dorfgasthaus im Iseltal

Kurz vor Sommerbeginn erfüllten Eva und Robert Sprenger den schon längere Zeit leer stehenden „Sattlerwirt“ in der Gemeinde Ainet im unteren Osttiroler Iseltal als „Austro Pop up“ wieder mit neuen Leben. Das Paar kommt aus der Gastronomie: Robert hat im Parkhotel Tristachersee Koch gelernt und seine Kochkünste bei Jörg Wörther und Josef Viehhauser erweitert; seine Frau Eva ist gelernte Restaurant-Fachfrau. Um mehr Zeit für sich und ihre vier Kinder zu haben entschlossen sich die Sprengers 2020 aber umzusatteln und den neuen Sparmarkt in Ainet zu übernehmen. Dabei setzen sie auch verstärkt auf Partyservice und waren alsbald auf der Suche nach einer geeigneten Küche. Da sich der Sattlerwirt genau neben dem Lebensmittelmarkt befand, lag dessen Übernahme  auf der Hand. „Wir fanden mit Marian Walder einen perfekten Küchenchef, der unser Konzept mit uns gemeinsam umsetzen konnte“, erklärt Robert Sprenger. „Wir wollen zurück zu den Wurzeln der Wirtshausküche: locker, leger, ehrlich und geradlinig. Das „Austria Pop up“ ist ein reiner Tagesbetrieb mit Frühstück und Mittagstisch für Einheimische und Gäste.  Abends und an Wochenenden bleibt der Gastbetrieb ausnahmslos geschlossen, damit die Mitarbeiter Zeit für ihre Familien haben. Im Einrichtungsstil blieb man einfach und geradlinig. Die Bilder der Austro-Pop-Größen an der Wänden sowie der Sound aus der Musikanlage erklären den Lokalnamen.

Osttirol Lokal
„Austro Pop up“ im Iseltal: Robert und Eva Sprenger mit MItarbeiter.

Jade-Gärtchen - Asiate mit ge­mütlichem Ambiente in Lienz

Im Herbst öffnete im Lienzer Stadtzentrum  das „Jade-Gärtchen“ seine Pforten. Die Chefin Weilin Wang kam schon 1999 nach Lienz und arbeitete mit ihren Eltern in deren Asia-Lokal. Nach ihrer Familiengründung sattelte sie um und eröffnete einer Kleider-Boutique. Als das beliebte Café-Restaurant „Genusswerk“, das heuer zu Jahresbeginn unerwartet geschlossen wurde,  keinen neuen Pächter fand, entschloss sich Weilin wieder in ihren Stammberuf zurückzukehren. Das „Jade-Gärtchen“ ist ein typisches asiatisches Restaurant, das aber die Kaffeehaus- Einrichtung ihres Vorgängers übernommen hat. Mit der fernöstlichen Deko erhält das Lokal einen ganz besonderen, aber gemütlichen Touch. Weilin will die Nachmittagsstunden offenhalten und damit die ehemaligen Kaffeehaus-Stammgäste ihrer Vorgänger mitbetreuen.

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Das Team des Jade-Gärtchens in Lienz.

Café-Restaurant Aguntum - Italophiles im Römer-Museum

Vor knapp einem Jahr brachte die gelernte Köchin Brigitte Pichler in das Café-Restaurant Aguntum beim gleichnamigen Freiluftmuseum in Dölsach bei Lienz neuen Schwung. 2008 kehrte Pichler aus Italien zurück und stieg bei ihrer Mutter bei der Roaner Alm nahe Lienz ein, um diese 2020 schließlich zu übernehmen. Davor wurde noch ein Geschäft für Wein und italienische Spezialitäten eröffnet. Das Aguntum ist nun ihr drittes Standbein. Die Pichlers waren schon auf der Roaner-Alm für ihre Fisch-Gerichte bekannt. Diese italophile Küche prägt nun die Karte des neuen Restaurants, daneben gibt es aber auch regionale und österreichische Küche. „Das Aguntum ist von der Größe her ideal und irgendwie passt die italienische Küche ja auch ins Römermuseum“, meint Pichler. Die Küche hat mittags und abends geöffnet, dazwischen Kaffeehausbetrieb, im Sommer gibt es einen Ruhetag, im Winter sind es zwei. 

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Brigitte Pichler vom Café-Restaurant Aguntum.

Drauparkwirt - Aus Wirtschaftspark Cafe wird Wirtshaus in Lienz

Seit dem Frühjahr weht im Gastlokal des Osttiroler Wirtschaftsparks am Lienzer Stadtrand ein neuer Wind. Gregor Wilhelmer, ein Vollblut-Gastronom, hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Vorher hatte er die Küchenhoheit beim Sillianer Wirt und beim Fasslwirt. Diese klassische Wirtshauslinie möchte er auch in seinem eigenen Lokal fortsetzen, deshalb auch der Name „Drauparkwirt“. Im Sommer hat man sieben Tage die Woche geöffnet. Unter der Woche habe man laut Pachtvertrag Betriebspflicht. „Am Wochenende zuzusperren wäre eine Sünde mit dieser herrlichen Terrasse beim öffentlichen Draupark, samt Spielplatz“, meint Wilhelmer. Geboten werden günstiger Mittagstisch, gepflegtes Abendessen und am Nachmittag Eis, Kaffee und Kuchen. Im Sommer war die Speisekarte klein und klassisch. Im Herbst und Winter gibt es auch einige kulinarische Ausflüge; dafür gönnen sich der Wirt und sein Team am Sonntag einen Ruhetag. Zu Beginn sorgte Wilhelmer mit einem Frühschoppen mit dem bekannten Wolayersee Echo für Fuore. „Die Mundpropaganda war unbezahlbar“, freut sich Wilhelmer, der sich im Garten auch einen rustikalen Holz-Stehtisch zur sichtbaren Untermauerung seines Wirtshauskonzeptes geleistet hat. 

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Gregor Wilhelmer ist der Drauparkwirt.

Dolomiten Waldschenke - Wiederbelebung des beliebten Ausflugs­gasthauses in Ambach

Die Waldschenke in Amlach, nur einen Steinwurf vom Lienzer Stadtrand entfernt, war über viele Jahrzehnte ein beliebtes Ausflugsziel. Als die letzte Pächterin das Lokal aufgelassen hatte, blieb es über viele Jahre leer. Die Familie Graf fasste sich ein Herz, kaufte das Anwesen und hat es liebevoll renoviert. So wurden die alten Stuben nicht herausgerissen, sondern nur vom alten Lack befreit und neu gepolstert. So wirkt nun alles frisch und hat nichts von seinem alten Charme eingebüßt. 
Mit dem 26 Jahre jungen Koch Leon Salcher hat man einen engagierten Geschäftsführer gefunden, der die Waldschenke mit seinem Team als Ganzjahresbetrieb mit zwei Ruhetagen führt. Man kocht gutbürgerlich. Am Nachmittag gibt es für die Ausflügler, Kaffee und Kuchen sowie eine Eiskarte. 

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Das Team der "Dolomiten Waldschenke".

„Jackpot“ - Das Automatenlokal mit Fertiggerichten in Lienz

Diese Neueröffnung ist allerdings alles andere als ein klassisches Gasthaus. Das „Jackpot“ in der Lienzer Innenstadt ist eigentlich ein Verkaufsraum mit Automaten. Aber mit einem echten gastronomischen Angebot. Neben den Standardgetränken gibt es auch exotische, selten erhältliche Getränke wie Prime, Calypso oder auch die ganze Red Bull Organics Palette. Die Highlights im Jackpot sind der Pommes- und der Pizzaautomat. Die Pommes sind im Schnelldurchgang in 35 Sekunden fertig,  die Pizza dauert nur drei Minuten. Obwohl das Lokal ja alles vermissen lässt, was ein Wirtshaus ausmacht, scheinen die Betreiber den Zeitgeist getroffen zu haben. Schon Tage vor der Eröffnung standen immer wieder  Menschentrauben vor dem Lokal  um zu schauen, wann eröffnet wird. „Bei unseren Automaten ist jeder Münzeinwurf ein Gewinn“, meint Hannes Eder, der mit Walter Aichner das Lokal betreibt, mit einem Augenzwinkern. Das Jackpot hat 24 Stunden und sieben Tage die Woche geöffnet.

Text: Dieter Mayr-Hassler

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Sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet: Hannes Eder und Walter Aichner vom "Jackpot".