Kulinarik

„Senns.Bar“: Drinks und Baos öffnen Michelin-Kulinarik-Welt

Gastronomie
13.01.2025

Von: Roland Graf
Wie wird man „casual“, um neue Gästeschichten zu erreichen, aber ohne beim Anspruch nachzulassen? Andreas Senn hat in Salzburg seine eigene Antwort gegeben: Eine Cocktail-Bar mit Michelin-Kulinarik.
Senns Bar

Bild oben: Abgeseiht und angerichtet: Thomas Kracher (Bild rechts) und Andreas Senn im markanten Ambiente der Glockengießerei a.D.

Im Nachhinein klingt es nach einer Idee zum Schmeißen: „Andreas Senn macht nun Sushi“. Doch in der Tat hat auch der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch daran gedacht, eine „Bistronomy“-Variante einzuführen. Am Ende hätte das aber eine zweite Küche bedeutet, denn die Schauküche im Salzburger Gusswerk widmet sich dem großen Menü, das sich Fans allabendlich 210 Euro kosten lassen. Doch Senn hatte auch ein Foyer, das irgendwie nur zum Champagner trinken zu schade war. Ergo wanderte die Couch hinaus, ein Tisch für acht Personen hinein. Und Sommelier Thomas Kracher stockte die Spirituosen radikal auf. 50 Optionen und 30 offene Weine sind das flüssige Rüstzeug der neuen „Senns.Bar“.

Senns Bar

Fine Dining, aber mit Cocktail dazu

Der Clou sind aber zwei weitere Angebote: Acht Original-Gerichte aus dem Gourmet-Menü werden nun in der Bar á la carte serviert. Aktuell etwa das XO-Beef-Szegediner, aber auch Calamaretti um 19 Euro oder Ochsenmarkknödel mit Hefe, Karfiol und Weißer Trüffel (28 Euro). Neben den Gästen der Festspielstadt kommen nämlich viele Gäste aus der Umgebung im modeaffinen Gewerbegebiet Kasern: „Doch auch deren Manager wollen mit Kunden nicht immer auf ein großes Menü zu uns kommen“. Nun haben sie nicht nur Einzelportionen als Option, sondern auch singuläre Cocktails dazu.

Denn so wie jedes Menü Andreas Senns mit den fünf Geschmackssinnen (sauer/süß/bitter/salzig/umami) als Amuse bouches eingeleitet wird, hat Kracher diese Eindrücke in Drinks übersetzt. Sie heißen so, wie sie schmecken: „Sauer“ nutzt Champagner, Passionsfrucht und Tequila, der „Bitter“ einen Cold Brew und Wermut, während „Salzig“ Speck in Bourbon ziehen lässt.

Senns Bar
Sauer werden mit Show-Effekt: Eine Vanille-Blase krönt den Passionsfrucht-Champagner-Cocktail der „Senns.Bar“.

Zusammenspiel von Küche und Bar

Dazu hat man nicht nur die perfekten Eiswürfel aus eigener Fertigung. Auch Zutaten – etwa das Tomatenwasser für die „Paloma“ – kommen direkt aus der Sterneküche. „Sen(n)sationen“ heißen die fünf Signature Cocktails des Thomas Kracher daher folgerichtig. Dem Neo-Mixer ist dabei nur eines wichtig: „Die Drinks sollen die Gerichte niemals über-powern“.

Mit den Kreationen will man spätestens zur Terrassen-Saison auch neue Gäste gewinnen. Schwellenangst lässt sich an der Bar ja nicht nur beim Flirten abbauen. Sondern eventuell auch gegenüber der Spitzenküche. „Wer zwei, drei Mal die Gerichte und einen Drink gekostet hat, kommt dann vielleicht auch, um seinen Geburtstag mit unserem Menü zu feiern“.