Arbeitsmarkt
Tourismus: Neuer Vorstoß bei befristet Beschäftigten
Inmitten der hitzigen Debatte über die Rekrutierung von Saisonarbeitskräften im Tourismussektor hat Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler einen interessanten Vorschlag gemacht. Bei einem kürzlich stattgefundenen Treffen mit Branchenvertretern schlug Kraus-Winkler die Einführung eines speziellen Kontingents für Arbeitskräfte aus dem Westbalkan vor.
Internationale Konkurrenzfähigkeit
Der Vorschlag zielt darauf ab, den Wettbewerb um Arbeitskräfte aus Drittstaaten anzufachen und den österreichischen Betrieben dabei zu helfen, international konkurrenzfähige Jobangebote zu präsentieren. Die geplante Regelung soll im Einklang mit dem Österreichplan 2030 von Bundeskanzler Karl Nehammer stehen, der weitere Erleichterungen bei der saisonalen Beschäftigung von Drittstaatsangehörigen im Tourismus vorsieht, sofern keine einheimischen Arbeitskräfte verfügbar sind.
Dringlichkeit hoch
Die Initiative kommt nicht überraschend, da der Tourismussektor in ganz Europa mit einem akuten Fachkräftemangel zu kämpfen hat. Kraus-Winkler betonte die Dringlichkeit der Maßnahme, um die Bedürfnisse der Branche zu erfüllen und gleichzeitig die rechtlichen Hürden für die Einstellung von Arbeitskräften aus dem Westbalkan zu minimieren. Der Vorschlag sieht vor, dass bestehende Kontingente für Saisoniers um ein spezielles "Westbalkankontingent" erweitert werden, um das Recruiting in dieser Region zu unterstützen. Diese Initiative könnte den österreichischen Tourismusbetrieben helfen, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und den saisonalen Arbeitsmarkt gezielt zu öffnen.
Wie sieht es mit Lohndumping aus?
Kraus-Winkler wies auch Bedenken zurück, dass die Beschäftigung von Saisoniers aus Drittstaaten zu Lohndumping und schlechteren Arbeitsbedingungen führen könnte. Sie verwies auf eine repräsentative Studie des Market Institute, die gezeigt habe, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten im Tourismus mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden sei. Dies zeige, dass sich der Tourismussektor derzeit in einem Arbeitnehmermarkt befinde, und betonte die Notwendigkeit für Unternehmer, sich um die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu bemühen.
Deutschland verdoppelt Kontingent
Die geplante Regelung würde auch die bestehenden Saisonier-Kontingente in Österreich berücksichtigen, die auf alle Bundesländer verteilt und dann regional zugewiesen werden. Seit Kraus-Winklers Amtsantritt wurden laut Ministerium bereits erhebliche Erleichterungen bei der saisonalen Beschäftigung von Drittstaatsangehörigen eingeführt, darunter die Schaffung einer Stammmitarbeiter-Regelung für langjährige Saisoniers.
Auch Deutschland plant Änderungen in diesem Bereich. Ab Juni 2024 soll das seit 2016 bestehende Westbalkankontingent verdoppelt werden, und zusätzlich wird ein Kontingent für die saisonale Beschäftigung sonstiger Drittstaatsangehöriger geschaffen werden.
Was sagt die ÖHV?
ÖHV-Präsident Walter Veit fordert in einer ersten Reaktion nach einer ganzheitlichen Lösung, die sich nicht allein auf die Anpassung der Saisonnier-Kontingente beschränken dürfe. Der Tourismus steuere in florierenden Zeiten mehr als 10 Milliarden Euro zur nationalen Leistungsbilanz bei. Eine Summe, die nicht nur die Bedeutung des Sektors unterstreicht, sondern auch die Dringlichkeit aufzeigt, mit der Lösungen für den angespannten Arbeitsmarkt gefunden werden müssen. Veit zeichnet das Bild eines Sektors in Bedrängnis, der gleichzeitig als Schlüssel zum wirtschaftlichen Wohlstand des Landes dient.
Die Forderungen der ÖHV zielen darauf ab, die Attraktivität des Tourismussektors für Arbeitskräfte zu steigern. Neben der Abschaffung der Kontingente für Saisonnier-Arbeitskräfte plädiert Veit für tiefgreifende Änderungen. Dazu gehören Verbesserungen bei den Sachbezugsgrenzen für Unterkünfte und eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, um nur einige zu nennen.
Veit kritisiert die bisherige Politik der Kontingentierung als kontraproduktiv und verweist auf die alarmierende Zahl von 15.550 unbesetzten Stellen im Tourismussektor. Jede dieser offenen Stellen steht symbolisch für verlorene Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge sowie für fehlende Unterstützung in den Teams der Branche. In Anlehnung an Deutschland fordert er eine Ausweitung der Regelungen für Beschäftigte aus dem Westbalkan, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.